Positiver Trend bei der Inklusion am Arbeitsplatz
Die Situation schwerbehinder- ter Menschen auf dem Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren spürbar verbessert.
Zum Jahresende 2015 lebten rund 7,6 Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung war damit rund jeder elfte Einwohner Deutschlands schwerbehindert (9,3 Prozent).
Die Zahl der beschäftigten schwerbehinderten Menschen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Schwerbehinderte Menschen arbeiten in allen Branchen; eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Öffentlichen Dienst mit einer Beschäftigungsquote von 6,6 Prozent zu.
BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG
Die Zahl der beschäftigten schwerbehinderten Menschen ergibt sich aus den Angaben der Arbeitgeber aus dem Anzeigeverfahren nach dem Sozialgesetzbuch (SGB). Von 2007 bis 2015 stieg die Zahl der bei Arbeitgebern mit zwanzig oder mehr Arbeitsplätzen schwerbehinderten Beschäftigten um 224.000 (28 Prozent) auf 1,03 Millionen. Einen Grad der Behinderung von mindestens 50 hatten 853.000 Beschäftigte; 168.000 Personen waren schwerbehinderten Menschen gleichgestellt. Die Anteile dieser Gruppen innerhalb der Beschäftigten sind in den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben. Außerdem waren 7.000 schwerbehinderte Auszubildende beschäftigt, ihre Zahl ist seit 2007 durchgehend gestiegen – und zwar um fast ein Viertel (1.700 Personen).
Gemäß SGB erfolgt diese Teilerhebung alle fünf Jahre. Befragt werden fünf Prozent der Arbeitgeber mit bis zu 20 Arbeitsplätzen. Das Beschäftigungswachstum ist wesentlich auf eine gestiegene Anzahl schwerbehinderter Beschäftigter, die 50 Jahre und älter sind, zurückzuführen: Die Zahl der Beschäftigten in dieser Altersgruppe hat gegenüber 2007 um 52 Prozent zugenommen (240.000). Dieser Anstieg ging mit einem Rückgang der Beschäftigten in der mittleren Altersgruppe einher (35 bis unter 45-Jährige: -40.000 oder -26 Prozent). Die Zahl der Beschäftigten ist stärker gestiegen als die Zahl der in Deutschland lebenden schwerbehinderten Menschen im erwerbsfähigen Alter. Dies ist ein Beleg, dass das Beschäftigungswachstum nicht ausschließlich eine Folge der demografischen Entwicklung ist.
Für 2015 erfolgte eine repräsentative Teilerhebung zur Beschäftigung schwerbehinderter und gleichgestellter Menschen bei Arbeitgebern mit bis zu 20 Arbeitsplätzen. Auf der Grundlage des Befragungsergebnisses waren hochgerechnet insgesamt 168.000 Schwerbehinderte und Gleichgestellte bei diesen Arbeitgebern beschäftigt. Gegenüber 2010 nahm ihre Zahl um 29.000 (21 Prozent) zu. Zum Vergleich: Die Zahl der Beschäftigten insgesamt bei Arbeitgebern mit bis zu 20 Beschäftigten stieg im gleichen Zeitraum um 5 Prozent. Somit waren 2015 insgesamt 1,2 Millionen schwerbehinderte oder ihnen gleichgestellte Menschen beschäftigt, 158.000 (15 Prozent) mehr als 2010.
AKTUELLE ENTWICKLUNG
Im Jahr 2016 waren 171.000 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. 37 Prozent (64.000) waren in der Arbeitslosenversicherung gemeldet. Ihr Anteil lag damit über dem bei den nicht-schwerbehinderten Arbeitslosen (31 Prozent). Bei den Trägern der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren 63 Prozent (107.000) der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen registriert. Die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen ist von 2015 auf 2016 um 5 Prozent gesunken. Der Rückgang war stärker als bei nichtSchwerbehinderten (-4 Prozent). Allerdings liegt das vor allem daran, dass die Arbeitslosigkeit nichtschwerbehinderter Menschen durch die Flüchtlingszuwanderung belastet wurde. Lässt man diese außer Acht, wäre die Arbeitslosigkeit Nicht-Schwerbehinderter um 7 Prozent gesunken.
Die Abnahme der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter geht überwiegend auf weniger arbeitslose Schwerbehinderte in der Grundsicherung zurück. Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen profitierten zuletzt die Jüngeren sowie Personen in den mittleren Altersgruppen.
AKTIVE ARBEITSMARKTPOLITIK Schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte behinderte Menschen können durch ein breites Spektrum an Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik gefördert werden. Dazu zählen auch Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. wie die Initiative Inklusion (siehe Info).
Diese stehen ergänzend schwerbehinderten Menschen zur Verfügung, deren Aussichten am Arbeitsleben teilzuhaben wegen der Art oder Schwere ihrer Behinderung im Sinne des SGB nicht nur vorübergehend wesentlich gemindert sind und die deshalb Hilfen zur Teilhabe am Arbeitsleben benötigen. Wie auch bei nicht-schwerbehinderten Menschen haben sich die Schwerpunkte in der Auswahl der arbeitsmarktpolitischen Instrumente verschoben – dank der guten Konjunktur gewinnen Maßnahmen, die auf eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt gerichtet sind sowie Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung, an Bedeutung, während die Beschäftigung am zweiten Arbeitsmarkt abnimmt.
BERUFLICHE WEITERBILDUNG
Ein wichtiger Bereich der Förderung von schwerbehinderten Menschen sind Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung. 2016 haben monatsdurchschnittlich 3.700 schwerbehinderte Menschen an einer entsprechenden Maßnahme (ohne Arbeitsentgeltzuschuss zur beruflichen Weiterbildung Beschäftigter) teilgenommen. Gut ein Drittel der Teilnahmen zielte darauf, einen anerkannten Berufsabschluss zu erwerben. Beliebte Berufe waren: Umschulungen im Bereich Büro- und Sekretariatsberufe (210 Teilnehmende im Jahresdurchschnitt), im Bereich der Altenpflege (120 Teilnehmende), in Berufen in der
Informatik und Software (110 Teilnehmende), in der Verwaltung (80 Teilnehmende) in der Steuerberatung (70 Teilnehmende) und im Bereich Lager und Logistik
(60 Teilnehmende).
red/ARGE (Stand April 2017)
Initiative Inklusion
Mit dem Programm „Initiative Inklusion“soll die Förderung schwerbehinderter Menschen im Arbeitsleben ergänzt werden.
Mit den drei Handlungsfeldern Berufsorientierung (Säule 1) neue Ausbildungsplätze (Säule 2) für schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes und neue Arbeitsplätze (Säule 3) für ältere schwerbehinderte Menschen sollen die Voraussetzungen für die nachhaltige Verbesserung der Beschäftigungssituation schwerbehinderter Menschen im Saarland geschaffen werden. Die Initiative Inklusion wird in den Jahren 2011 – 2018 unter der Federführung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Frauen und
Familie umgesetzt.