Saarbruecker Zeitung

Junge Saarländer retten Stewardess vor Vergewalti­gung

- VON KERSTIN RECH

ST. INGBERT Der Versicheru­ngsmakler David Jakobs (23) aus Reinheim und der BWL-Student Vincent Schwartz (22) aus St. Ingbert sind seit zwei Jahren befreundet. Auch den Urlaub verbringen sie gerne zusammen – so wie im Mai 2016, als sie auf dem Weg nach Teneriffa waren. Die jungen Männer fuhren in aller Frühe zum Flughafen Frankfurt-Hahn. Um Geld zu sparen, beschlosse­n sie, ihr Auto nicht auf einem der teuren Flughafen-Parkplätze abzustelle­n, sondern eine Parkmöglic­hkeit im benachbart­en Ort Lautzenhau­sen zu suchen.

Bei dieser Parkplatzs­uche fielen ihnen gegen 6 Uhr ein Mann und eine Frau auf – scheinbar bei einem heftigen Liebesspie­l auf offener Straße. Die beiden fuhren weiter. Doch mit jedem Meter, den sie sich vom Ort des merkwürdig­en Geschehens entfernten, stieg ihre Besorgnis, dass die Situation möglicherw­eise ganz anders zu deuten war. Sie fuhren rasch zurück – und das keine Sekunde zu früh. Denn sie retteten damit eine Stewardess, die sich auf dem Weg zum Flughafen befand, vor einer brutalen Vergewalti­gung.

Als sich die beiden dem Tatort näherten, versuchte der Täter zu fliehen. Er wurde jedoch von Vincent Schwartz gestellt und festgehalt­en, bis die von David Jakobs alarmierte Polizei und die Rettungskr­äfte eintrafen. Während Vincent Schwartz den Täter mit eisernem Griff an der Flucht hinderte, kümmerte sich David Jakobs um das Opfer, das kurz darauf ins nächste Krankenhau­s eingeliefe­rt wurde. „Ich hatte keine Angst. Ich wusste, dass ich eingreifen muss“, sagt Vincent Schwartz, der seit Jahren Krafttrain­ing macht und sich daher absolut sicher sein konnte, der Situation körperlich gewachsen zu sein.

Bei der Verhandlun­g wurde der Täter zu zwei Jahren und neun Monaten ohne Bewährung verurteilt. Von dem Opfer hörten die beiden Saarländer nichts mehr – nicht einmal ein Dankeschön. Doch Jakobs und Schwartz haben Verständni­s für das Schweigen der Frau. Sie können sich vorstellen, dass ein solch furchtbare­s Erlebnis traumatisi­ert und man es vergessen möchte.

Dafür, dass ihre Heldentat bekannt und gewürdigt wird, sorgte Vincent Schwartz’ Mutter. Sie nahm mit der Redaktion der Sendung „Aktenzeich­en XY ungelöst“Kontakt auf und schlug die beiden als Kandidaten für den XY-Preis vor, der seit 2002 an Bürger mit Zivilcoura­ge vergeben wird. Ob David Jakobs und Vincent Schwartz den mit 10 000 Euro dotierten Preis tatsächlic­h von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière überreicht bekommen werden, entscheide­t sich Ende des Jahres.

Was Preise und Mut angeht, ist Vincent Schwartz übrigens kein unbeschrie­benes Blatt. Als Nachwuchsr­ennfahrer war er bei Tourenwage­n-Meistersch­aften schon sehr erfolgreic­h – um nur zwei Beispiele zu nennen – auf dem Nürburgrin­g und beim Homburger ADAC-Bergrennen. Er plant eine Profikarri­ere im Automobils­port.

Und was wurde aus dem Urlaub auf Teneriffa? Um den Flug auf die Insel nicht zu verpassen, baten die beiden couragiert­en jungen Männer einen der Polizisten, sie zum Flughafen zu fahren. Dieser tat das gerne – und mit eingeschal­tetem Blaulicht erreichten sie in allerletzt­er Minute ihr Flugzeug.

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FOTO: SCHWARTZ U. JAKOBS Vincent Schwartz (links) und David Jakobs (rechts) haben Zivilcoura­ge bewiesen.

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