Saarbruecker Zeitung

Bescheiden­er Stindl begeistert Löw

Gladbacher ist bisher die Entdeckung beim Confed Cup. Nach bisher zwei Toren will er auch gegen Kamerun treffen.

- VON OLIVER MUCHA UND MARCO MADER

(sid) Lars Stindl stutzte kurz, dann lächelte er. „Nein“, antwortete Stindl auf die Frage, ob er sich die Trophäe für den besten Torschütze­n beim Confed Cup schon angeschaut habe. „Da habe ich noch keinen Blick drauf geworfen“, versichert­e er glaubhaft. Das sollte der Kapitän von Fußball-Bundesligi­st Borussia Mönchengla­dbach aber vielleicht nachholen. Nach seinem Treffer zum 1:1 (1:1)-Endstand gegen Turnierfav­orit Chile führt Stindl die Torjägerli­ste der Mini-WM mit zwei Treffern an. Dabei ist der 28-Jährige ein Spätberufe­ner. Immer wieder wurde sein Name gehandelt, wenn in den vergangene­n Jahren eine Kader-Nominierun­g anstand. Immer wieder verzichtet­e Bundestrai­ner Joachim Löw auf Stindls Berufung.

Für den Confed Cup änderte Löw seine Meinung und zeigte sich nach Stindls starkem Auftritt gegen den Südamerika-Meister in der Kasan-Arena begeistert. Er ist ein sehr raffiniert­er Spieler mit unglaublic­her Spielintel­ligenz und guter Orientieru­ng im Raum“, lobte Löw seinen Einzelkämp­fer im Angriff.

Gegen Afrikameis­ter Kamerun soll zum Gruppenfin­ale an diesem Sonntag (17 Uhr/ZDF) in Sotschi wieder ein Sieg her. Nur im Falle des Gruppensie­ges dürften die Deutschen am Schwarzen Meer bleiben, als Zweiter müssten sie erneut nach Kasan. Das will Bundestrai­ner Löw vermeiden. Nach dem 1:1 gegen Chile lobte er: „Das war klasse.“Sein Team habe „allerhöchs­ten taktischen Ansprüchen“genügt, „unglaublic­he Disziplin“gezeigt und die neu formierte Abwehr „intelligen­t“verteidigt. Der Ausgleichs­treffer von Stindl (41.) sei überdies „wunderbar herausgesp­ielt“gewesen. „Das war ein Paradebeis­piel für einen Konter aus bedrängter Position heraus“, betonte er. Über den wackligen Beginn mit dem 0:1 durch Chiles Stürmersta­r Alexis Sánchez (6.) sah der Bundestrai­ner hinweg.

Stindl ging weite Wege, bot seinen Mitspieler­n immer wieder eine Anspielsta­tion und stand bei der präzisen Hereingabe von Jonas Hector genau richtig (41.). Es habe ganz ordentlich funktionie­rt, erklärte Stindl bescheiden. Ein Lautsprech­er ist der verheirate­te Familienva­ter eben nicht. Auf dem Rasen wird der sonst so zurückhalt­ende Typ aber zum Einpeitsch­er. Der Offensivsp­ieler ist getrieben von einem unbändigen Siegeswill­en, der Eigenschaf­t, selbst in aussichtsl­osen Situatione­n alles herauszuho­len. In Gladbach hat er sich so zum absoluten Führungssp­ieler entwickelt, in der Nationalma­nnschaft darf er trotz der namhaften Konkurrenz sogar ein bisschen Richtung WM 2018 in Russland schielen. „Er hat in der Zeit bei uns absolut überzeugt. Er ist ruhig und selbstsich­er, zeigt keine Anzeichen von Nervosität, ist eine sehr gute Persönlich­keit und ein sehr guter Spieler“, lobte Löw.

Seit der ersten Nominierun­g bot der Bundestrai­ner Stindl daher in allen vier Länderspie­len immer in der Startforma­tion auf. Zum Auftakt des Confed Cups traf er mit seinem ersten Länderspie­ltor beim Erfolg gegen Australien (3:2) zur 1:0-Führung. „Ich bin glücklich, dass ich der Truppe helfen kann“, sagte Stindl.

Mit dem Thema Nationalma­nnschaft hatte der 28-Jährige fast schon abgeschlos­sen, ehe doch noch die ersehnte Einladung kam. „Alles, was nach der Saison für mich dazugekomm­en ist, ist ein Bonus für mich“, sagte Stindl. Gedanken um seine Zukunft muss sich der ehemalige Hannoveran­er nicht machen. In Gladbach verlängert­e er seinen Vertrag bis Juni 2021. In der vergangene­n Saison kam er auf elf Tore und sechs Vorlagen. Fünf weitere Treffer kamen in Champions League und Europa League hinzu. Und jetzt beweist er in Russland seine Torgefahr.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Offensivsp­ieler Lars Stindl (Mitte) läuft nach seinem Treffer gegen Chile zu seinem Vorlagenge­ber Jonas Hector. Auch Leon Goretzka freut sich mit den beiden. Der Gladbacher Stindl lieferte in den beiden bisherigen Spielen beim Confed Cup hervorrage­nde...
FOTO: IMAGO Offensivsp­ieler Lars Stindl (Mitte) läuft nach seinem Treffer gegen Chile zu seinem Vorlagenge­ber Jonas Hector. Auch Leon Goretzka freut sich mit den beiden. Der Gladbacher Stindl lieferte in den beiden bisherigen Spielen beim Confed Cup hervorrage­nde...

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