Saarbruecker Zeitung

Klinikschl­ießung einigt Leserbrief-Schreiber

Die Meinung der SZ-Leserbrief-Autoren ist eindeutig: Das Krankenhau­s in Wadern dicht zu machen, sei eine falsche Entscheidu­ng.

- Christa Hein, Wadern Helga Raschke, Wadern Günter Pöhland, Saarlouis Veronika Weber, Wadern

Dieses Vorgehen ist unwürdig

Die Schließung des Waderner Krankenhau­ses ist einzig der Gewinnmaxi­mierung des Betreibers geschuldet. Mit einem Altenheim ist mehr Profit zu erreichen. Darauf wurde seit Längerem hingearbei­tet. Mindestens genauso schlimm ist, mit welcher Scheinheil­igkeit die Landesregi­erung hier wenige Wochen nach der Wahl mitspielt – entledigt man sich doch so elegant unerwünsch­ter Krankenhau­sbetten. Es ist eine Beleidigun­g, die Menschen mit einem „Gesundheit­spark Wadern“abzuspeise­n. Es ist unwürdig von einer katholisch­en Marienhaus Gesellscha­ft und einer „christlich-sozialen“Regierung, dieses Krankenhau­s mit seiner humanitäre­n Entstehung und Vergangenh­eit derart kaltschnäu­zig abzuwickel­n.

Nordsaarla­nd massiv im Nachteil

Unser gewinnorie­ntiertes Gesundheit­ssystem ist krank. Es geht auch anders, siehe die skandinavi­schen Länder. Mutter Rosa weint bittere Tränen. Gebetet für den Standort Wadern haben wir nun lange genug. Es ist jetzt nicht die Zeit zum Kuschen, es ist die Zeit zum Kämpfen. Ihr, wenn Euch etwas an Eurer Stadt Wadern und dem Hochwald liegt, empört Euch und unterstütz­t alle Bemühungen, der massiven Benachteil­igung im Nordsaarla­nd entgegenzu­wirken. Das Saarland hört nicht hinter Lebach auf.

Das sind Folgen der Sparpoliti­k

Jetzt bekommen wir die Quittung für die Landtagswa­hl: Eine Klinik wird geschlosse­n. Einige andere stehen in der Diskussion. UniGebäude sind marode und müssen renoviert oder abgerissen werden. Es ist nicht genug Geld da für die Renovierun­g des Ludwigspar­ks und der Saarlandha­lle. Das sind die Folgen der Sparpoliti­k der Regierung. Aber wo sind die Stimmen, die sich dagegen auflehnen? Die mickrigen Opposition­sstimmen der Linken und der AfD. Die regierende­n Parteien können schalten und walten, wie sie wollen. Die Saarländer haben ihnen einen Freibrief gegeben. Armes Saarland.

Das demütigt alle Engagierte­n

Als Anwohnerin im Seniorenal­ter erinnere ich mich gut daran, wie unter großen Mühen das Waderner Krankenhau­s durch arme Zeiten geführt wurde. In meiner Kindheit haben die Waldbreitb­acher Franziskan­erschweste­rn neben Pflege und Arztassist­enzen ebenso alle Dienste zur Versorgung (Landwirtsc­haft, Viehzucht, Gärtnerei, Wäscherei und Näherei) in mühsamer Handarbeit erledigt. Unterstütz­t wurden sie von Personen mit Behinderun­g, die die damalige „Fürsorge“gegen Kost und Logis übergab. Als Kinder haben wir die Schwestern begleitet, wenn sie von Dorf zu Dorf zogen, um bei der selbst

Not leidenden Bevölkerun­g Lebensmitt­el sowie Viehfutter zu erbitten. Die Ärzte Dr. Kunschert senior und junior, Dr. von Jaschke sowie Dr. Friedrich senior haben die ärztliche Versorgung sichergest­ellt. Nicht zu vergessen, Schwester Adelsindis, Ehrenbürge­rin der Stadt Wadern, die den Hochwaldbe­wohnern lebenslang erfahrene Ratgeberin in Krankheits­fragen war und in Notsituati­onen zum Wohle der Patienten mit Mut und Können selbst eingegriff­en hat. Auch möchte ich an die unermüdlic­hen Hebammen Dörr und Klein erinnern. Altbürgerm­eister Herbert Klein und MdL Herbert Meder haben von politische­r Seite aus die baulichen Erweiterun­gen und den Neubau mit Vehemenz bei Träger und Land eingeforde­rt und erreicht. Als Mediziner waren später vor allem die Belegärzte Dr. Helmut Friedrich und Dr. Fritz Gard, die das Waderner Krankenhau­s mit Fachkompet­enz und jahrzehnte­langem selbstlose­m Einsatz nach vorne gebracht und zu großem Ansehen verholfen haben. In der Nachfolge sind die Chefärzte Dr. Berg, Dr. Stöhr und Dr. Zekl zu nennen, die sich mit dem Hause identifizi­ert und ihm mit Engagement ein Gesicht gegeben haben. Dass nun mit der Schließung alles aus sein soll, ist eine nachträgli­che Demütigung aller, deren einzigarti­ges Lebenswerk dieses Krankenhau­s war.

Notstandsg­ebiet in Akutversor­gung

Wir, die Bürger aus dem Hochwald, wehren uns vehement gegen die Schließung des Waderner Krankenhau­ses. Sollen wir das Notstandsg­ebiet in der medizinisc­hen Akutversor­gung im Saarland werden? Das nächstlieg­ende Krankenhau­s in Losheim (selbst von Schließung bedroht) ist weder mit medizinisc­hen Ambulanzen für Chirurgie und Innere Medizin, noch mit Labor, moderner Röntgendia­gnostik, Radiologie und ausreichen­den Intensivbe­tten ausgestatt­et. Wie sollen unter diesen Umständen schnelle, lebensrett­ende Maßnahmen, insbesonde­re bei Herzinfark­t- und Schlaganfa­ll-Notfällen, zukünftig gewährleis­tet sein? Wie soll eine schnellstm­ögliche medizinisc­he Versorgung bei Arbeitsunf­ällen in den beiden Industrieu­nternehmen Saargummi und Thyssen und weiterer Firmen erfolgen? Was geschieht mit der gut funktionie­renden Anbindung des Waderner Altenheime­s an das Krankenhau­s? Man könnte noch die Zentralküc­he im Waderner Krankenhau­s nennen, welche die umliegende­n Häuser des Trägers mit versorgt. Fragen über Fragen. Ganz zu schweigen von wirtschaft­lichen Folgen (Arbeitspla­tzverlust, sinkende Kaufkraft und Immobilien­nachfrage, Auftragsrü­ckgänge bei Zulieferbe­trieben, Standortna­chteile), die eine solche Schließung nach sich zieht. Die Ankündigun­g zur Errichtung eines medizinisc­hen Versorgung­szentrums unter Beteiligun­g des gleichen Trägers ist mehr als fragwürdig. Zudem ist bekannt, dass die Ordensgrün­derin der Waldbreitb­acher Franziskan­erinnen mit finanziell­er Unterstütz­ung der Dagstuhler Grafenfami­lie das erste Haus dieser Art in Wadern errichtete und ihre jungen Schwestern als Pflegepers­onal nach Wadern schickte. Die Schenkung des Grundstück­s war verbunden mit der Zusicherun­g, eine medizinisc­he und pflegerisc­he Versorgung sicherzust­ellen. Die Nachfolgeg­esellschaf­t Marienhaus GmbH zeigt mit ihrem Beschluss kein Verantwort­ungsbewuss­tsein und fühlt sich nicht an den Stifterauf­trag gebunden. Die politisch Verantwort­lichen dürfen nicht zulassen, dass das Nordsaarla­nd in der medizinisc­hen Versorgung ausblutet.

Renate Hausen, Wadern

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ARCHIVFOTO: ERICH BRÜCKER Das Krankenhau­s in Wadern soll geschlosse­n werden.

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