Klinikschließung einigt Leserbrief-Schreiber
Die Meinung der SZ-Leserbrief-Autoren ist eindeutig: Das Krankenhaus in Wadern dicht zu machen, sei eine falsche Entscheidung.
Dieses Vorgehen ist unwürdig
Die Schließung des Waderner Krankenhauses ist einzig der Gewinnmaximierung des Betreibers geschuldet. Mit einem Altenheim ist mehr Profit zu erreichen. Darauf wurde seit Längerem hingearbeitet. Mindestens genauso schlimm ist, mit welcher Scheinheiligkeit die Landesregierung hier wenige Wochen nach der Wahl mitspielt – entledigt man sich doch so elegant unerwünschter Krankenhausbetten. Es ist eine Beleidigung, die Menschen mit einem „Gesundheitspark Wadern“abzuspeisen. Es ist unwürdig von einer katholischen Marienhaus Gesellschaft und einer „christlich-sozialen“Regierung, dieses Krankenhaus mit seiner humanitären Entstehung und Vergangenheit derart kaltschnäuzig abzuwickeln.
Nordsaarland massiv im Nachteil
Unser gewinnorientiertes Gesundheitssystem ist krank. Es geht auch anders, siehe die skandinavischen Länder. Mutter Rosa weint bittere Tränen. Gebetet für den Standort Wadern haben wir nun lange genug. Es ist jetzt nicht die Zeit zum Kuschen, es ist die Zeit zum Kämpfen. Ihr, wenn Euch etwas an Eurer Stadt Wadern und dem Hochwald liegt, empört Euch und unterstützt alle Bemühungen, der massiven Benachteiligung im Nordsaarland entgegenzuwirken. Das Saarland hört nicht hinter Lebach auf.
Das sind Folgen der Sparpolitik
Jetzt bekommen wir die Quittung für die Landtagswahl: Eine Klinik wird geschlossen. Einige andere stehen in der Diskussion. UniGebäude sind marode und müssen renoviert oder abgerissen werden. Es ist nicht genug Geld da für die Renovierung des Ludwigsparks und der Saarlandhalle. Das sind die Folgen der Sparpolitik der Regierung. Aber wo sind die Stimmen, die sich dagegen auflehnen? Die mickrigen Oppositionsstimmen der Linken und der AfD. Die regierenden Parteien können schalten und walten, wie sie wollen. Die Saarländer haben ihnen einen Freibrief gegeben. Armes Saarland.
Das demütigt alle Engagierten
Als Anwohnerin im Seniorenalter erinnere ich mich gut daran, wie unter großen Mühen das Waderner Krankenhaus durch arme Zeiten geführt wurde. In meiner Kindheit haben die Waldbreitbacher Franziskanerschwestern neben Pflege und Arztassistenzen ebenso alle Dienste zur Versorgung (Landwirtschaft, Viehzucht, Gärtnerei, Wäscherei und Näherei) in mühsamer Handarbeit erledigt. Unterstützt wurden sie von Personen mit Behinderung, die die damalige „Fürsorge“gegen Kost und Logis übergab. Als Kinder haben wir die Schwestern begleitet, wenn sie von Dorf zu Dorf zogen, um bei der selbst
Not leidenden Bevölkerung Lebensmittel sowie Viehfutter zu erbitten. Die Ärzte Dr. Kunschert senior und junior, Dr. von Jaschke sowie Dr. Friedrich senior haben die ärztliche Versorgung sichergestellt. Nicht zu vergessen, Schwester Adelsindis, Ehrenbürgerin der Stadt Wadern, die den Hochwaldbewohnern lebenslang erfahrene Ratgeberin in Krankheitsfragen war und in Notsituationen zum Wohle der Patienten mit Mut und Können selbst eingegriffen hat. Auch möchte ich an die unermüdlichen Hebammen Dörr und Klein erinnern. Altbürgermeister Herbert Klein und MdL Herbert Meder haben von politischer Seite aus die baulichen Erweiterungen und den Neubau mit Vehemenz bei Träger und Land eingefordert und erreicht. Als Mediziner waren später vor allem die Belegärzte Dr. Helmut Friedrich und Dr. Fritz Gard, die das Waderner Krankenhaus mit Fachkompetenz und jahrzehntelangem selbstlosem Einsatz nach vorne gebracht und zu großem Ansehen verholfen haben. In der Nachfolge sind die Chefärzte Dr. Berg, Dr. Stöhr und Dr. Zekl zu nennen, die sich mit dem Hause identifiziert und ihm mit Engagement ein Gesicht gegeben haben. Dass nun mit der Schließung alles aus sein soll, ist eine nachträgliche Demütigung aller, deren einzigartiges Lebenswerk dieses Krankenhaus war.
Notstandsgebiet in Akutversorgung
Wir, die Bürger aus dem Hochwald, wehren uns vehement gegen die Schließung des Waderner Krankenhauses. Sollen wir das Notstandsgebiet in der medizinischen Akutversorgung im Saarland werden? Das nächstliegende Krankenhaus in Losheim (selbst von Schließung bedroht) ist weder mit medizinischen Ambulanzen für Chirurgie und Innere Medizin, noch mit Labor, moderner Röntgendiagnostik, Radiologie und ausreichenden Intensivbetten ausgestattet. Wie sollen unter diesen Umständen schnelle, lebensrettende Maßnahmen, insbesondere bei Herzinfarkt- und Schlaganfall-Notfällen, zukünftig gewährleistet sein? Wie soll eine schnellstmögliche medizinische Versorgung bei Arbeitsunfällen in den beiden Industrieunternehmen Saargummi und Thyssen und weiterer Firmen erfolgen? Was geschieht mit der gut funktionierenden Anbindung des Waderner Altenheimes an das Krankenhaus? Man könnte noch die Zentralküche im Waderner Krankenhaus nennen, welche die umliegenden Häuser des Trägers mit versorgt. Fragen über Fragen. Ganz zu schweigen von wirtschaftlichen Folgen (Arbeitsplatzverlust, sinkende Kaufkraft und Immobiliennachfrage, Auftragsrückgänge bei Zulieferbetrieben, Standortnachteile), die eine solche Schließung nach sich zieht. Die Ankündigung zur Errichtung eines medizinischen Versorgungszentrums unter Beteiligung des gleichen Trägers ist mehr als fragwürdig. Zudem ist bekannt, dass die Ordensgründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen mit finanzieller Unterstützung der Dagstuhler Grafenfamilie das erste Haus dieser Art in Wadern errichtete und ihre jungen Schwestern als Pflegepersonal nach Wadern schickte. Die Schenkung des Grundstücks war verbunden mit der Zusicherung, eine medizinische und pflegerische Versorgung sicherzustellen. Die Nachfolgegesellschaft Marienhaus GmbH zeigt mit ihrem Beschluss kein Verantwortungsbewusstsein und fühlt sich nicht an den Stifterauftrag gebunden. Die politisch Verantwortlichen dürfen nicht zulassen, dass das Nordsaarland in der medizinischen Versorgung ausblutet.
Renate Hausen, Wadern