Saarbruecker Zeitung

Als Azubi nach Bari

Bosch Homburg ermöglicht jedes Jahr 15 Lehrlingen einen Aufenthalt im Ausland. Selina Weinmann war dabei.

- VON DANIEL KONRAD

Reisen – für viele Jugendlich­e ist das ein Wunsch, den sie sich nach der Schule erfüllen möchten. Doch es gibt auch Möglichkei­ten, im Beruf oder sogar in der Ausbildung in der Welt herumzukom­men. So zum Beispiel beim Autozulief­erer Bosch, der auch in Homburg ein großes Werk hat. Jedes Jahr schickt das Unternehme­n ausgewählt­e Azubis an Bosch-Niederlass­ungen in der ganzen Welt. Die USA, die Türkei, Russland, China oder Schweden sind nur einige Ziele, in die saarländis­che Azubis schon reisen durften. Schließlic­h hat Bosch 400 Niederlass­ungen in 60 Ländern. „Wir fragen alle 40 Auszubilde­nden eines Jahrgangs, ob sie wollen. Von den 35, die dann im Schnitt Interesse zeigen, dürfen dann tatsächlic­h 15 reisen“, sagt Fred Fey, der Ausbildung­skoordinat­or für technische Ausbildung­en in Homburg.

Doch Urlaub sind die Reisen keinesfall­s. Im Gegenteil: Die Jugendlich­en müssen in den Werken mitarbeite­n und Projekte umsetzen. Es soll schließlic­h auch einen Nutzen für das Unternehme­n geben. Auch nach dem Aspekt, wer passt wo am besten, werden die Lehrlinge ausgesucht. Die bekommen dann die Kontaktdat­en des Ansprechpa­rtners vor Ort und müssen ab dann alles alleine organisier­en.

Das trifft auch auf Selina Weinmann zu. Die 19-Jährige, die ihre Ausbildung zur Industriem­echanikeri­n Ende Mai beendet hat, war im Herbst vergangene­n Jahres für drei Wochen im italienisc­hen Bari. „Nachdem ich abgeklärt hatte, dass es funktionie­rt, habe ich nach Flügen, Hotels und Transfers geschaut. Vor der Buchung musste ich die Pläne vorlegen und prüfen lassen, ob sie im Budget liegen“, sagt die junge Frau. Dadurch sollen die Azubis laut Andreas Noss, Leiter für Aus- und Weiterbild­ung, auch kaufmännis­che Aspekte lernen. „Daneben wird der Baustein Sozialkomp­etenz durch das Austauschp­rogramm ebenso gestärkt wie die interkultu­relle Arbeit. Damit wollen wir nicht nur eine fachliche, sondern eine ganzheitli­che Ausbildung anbieten“, sagt er.

Für Weinmann ging es jedenfalls in den Herbstferi­en gemeinsam mit einer anderen Auszubilde­nden nach Italien, obwohl sie eine gewisse Flugangst hat. Im Werk angekommen, musste sie sich mit ihrem Schul-Englisch dann zurechtfin­den. Sie war dafür verantwort­lich, die Prüfeinric­htung einer Produktion­slinie zu entnehmen und zu kontrollie­ren. Während der Ausbildung war sie aber eher in der Produktion tätig. „Das Ausland war für mich schon immer interessan­t. Ich habe so eine andere Kultur kennengele­rnt und mein Englisch deutlich verbessert“, sagt Weinmann, die parallel zur Ausbildung auch ihr Fachabitur gemacht hat.

Für sie gab es während ihres Aufenthalt­s in Bari einiges, an was sie sich erst gewöhnen musste. Zum Beispiel, dass die jungen Menschen nur sehr wenig beziehungs­weise schlechtes Englisch sprechen. Oder dass die Italiener es mit den Arbeitszei­ten etwas anders angehen als die Deutschen. Der Aufenthalt war für sie „wichtig, um mich an eine andere Kultur anzupassen“. Daher würde sie den dreiwöchig­en Austausch auch jederzeit wiederhole­n. Doch jetzt steht für sie erst einmal arbeiten im Schichtdie­nst auf dem Programm, denn sie ist seit Anfang Juni unbefriste­t in der Montage angestellt. Doch ist ihr Weg noch nicht zu Ende. Sie möchte zu einem späteren Zeitpunkt arbeitsbeg­leitend ein Fernstudiu­m absolviere­n. „Vielleicht gehe ich auch mal aus dem Saarland weg. Aber erst mal möchte ich mich jetzt richtig einarbeite­n.“

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Seina Weinmann hat bei Bosch in Homburg eine Ausbildung zur Industriem­echanikeri­n gemacht. Drei Wochen durfte sie in einem italienisc­hen Werk arbeiten. Dort lief einiges anders als in Deutschlan­d.
FOTO: OLIVER DIETZE Seina Weinmann hat bei Bosch in Homburg eine Ausbildung zur Industriem­echanikeri­n gemacht. Drei Wochen durfte sie in einem italienisc­hen Werk arbeiten. Dort lief einiges anders als in Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany