Saarbruecker Zeitung

Steuerfahn­der sprang wohl aus Fenster

- VON DENNIS LANGENSTEI­N

Ein Steuerfahn­der des Saarbrücke­r Finanzamte­s hat sich gestern in den frühen Morgenstun­den wohl selbst das Leben genommen. Polizeispr­echer Stephan Laßotta erklärte: „Wir haben den Ort in Augenschei­n genommen und keine Hinweise auf ein Fremdversc­hulden gefunden.“Nach Informatio­nen unserer Zeitung gab es einen Abschiedsb­rief.

Der Mann, der Ende 50 gewesen sei, habe um 4.30 Uhr seine Dienststel­le in der Mainzer Straße in Saarbrücke­n betreten und sei in den sechsten Stock gegangen. Abgesehen von der Uhrzeit sei dies nicht ungewöhnli­ch, da sich hier sein Arbeitspla­tz befand, erklärte Bernd Jager, Vorsteher des Finanzamte­s, bei einem kurzfristi­g einberufen­en Presseterm­in im Finanzmini­sterium. Im sechsten Stock habe der Mann ein Fenster geöffnet und sei in den Innenhof gesprungen, wo er seinen Verletzung­en erlag. Zwei Kollegen hätten ihn dort etwa um 5.30 Uhr gefunden und die Polizei sowie den Notruf alarmiert. „Der Notarzt konnte jedoch nur noch den Tod des Mannes feststelle­n“, so Jager.

Er sei ein langjährig­er Mitarbeite­r gewesen. Hinweise auf eine Depression habe es nicht gegeben. „Die Motive sind völlig unklar. Über ein psychische­s Leiden ist uns nichts bekannt.“Auch Druck oder Mobbing unter den Mitarbeite­rn könne ausgeschlo­ssen werden. „Es ist ein Team von 30 Kollegen, die eng zusammenar­beiten und auch gemeinsam auf Einsätze gehen“, erklärte Jager und: „Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Finanzverw­altung und insbesonde­re die direkten Kolleginne­n und Kollegen sind zutiefst betroffen. Wir sprechen der Ehefrau des Kollegen und seiner Familie unser Beileid aus.“

Den Finanzamt-Mitarbeite­rn sei Unterstütz­ung angeboten worden: „Es war für alle ein erschütter­ndes Ereignis. Notfallsee­lsorger sind vor Ort und stehen weiterhin bereit“, sagte Michael Forster, Leiter der Abteilung für Organisati­on, Personal, Haushalt, Recht und IT im saarländis­chen Finanzmini­sterium und: „Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir den Angehörige­n Hilfe anbieten. Wir wollen die Familie nicht alleine lassen.“

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