Schlauer Vogel: Forscher testen den Kakadu
Eine indonesische Vogelart kann sich Werkzeuge basteln, um an Nahrung zu gelangen, haben Wiener Forscher herausgefunden.
WIEN (np) Das am höchsten entwickelte Lebewesen auf der Erde ist der Mensch. Und dann kommt erst einmal lange, lange Zeit nichts. Bis weit ins 19. Jahrhundert hielt sich diese Meinung in der Wissenschaft. Doch die moderne Forschung zeigt, dass dies eine überzogene Sichtweise war. Genomforscher der Max-Planck-Gesellschaft berichten, dass das Erbgut von Mensch und Schimpanse zu fast 99 Prozent übereinstimmt. Krähen haben ein gut funktionierendes Arbeitsgedächtnis, was als eine wichtige Grundlage der Intelligenz gilt, berichtet die Universität Tübingen. Und Insektenforscher der Uni Würzburg fanden heraus, dass sogar Bienen Mengen von bis zu fünf Elementen unterscheiden können.
Nun haben Wiener Biologen die mentalen Fähigkeiten des GoffinKakadus – er lebt in Indonesien – genauer unter die Lupe genommen und auch bei ihm Erstaunliches gefunden. Die Vögel können Werkzeuge bei der Nahrungssuche einsetzen. Dazu sind im Tierreich nur wenige Spezies in der Lage. Während diese Fähigkeite in der Regel von Generation zu Generation weitergegeben werde, bringe sie sich der schlaue Kakadu selbst bei.
Die Wiener Biologen forderten die Intelligenz der Kakadus mit einem kleinen, aber gemeinen Versuchsaufbau heraus. Sie präsentierten den Tieren in durchsichtigen Plastikboxen ihre Lieblingsspeise, eine Cashewnuss. Doch an die Nuss kamen die Vögel nur, wenn sie sich ein Werkzeug suchten, um sie aus der Dose zu angeln. Die Nüsse waren mal frei verfügbar, mal verpackt.
Nach einer kurzen Lernphase, so berichten die Wiener Forscher, hätten die Tiere erkannt, dass es zweckmäßig ist, das Stöckchen während des Fressens so lange bei sich zu behalten, bis die letzte Nuss aus der letzten Box geangelt ist. Das erscheint verständlich. Doch es verlangt logisches Denken und ein Gefühl für effizientes Verhalten. Logik setzt einen strukturierten Denkansatz voraus – und dazu ist die indonesische Papageienart offenbar in der Lage, schlussfolgern die Wiener Biologen.
Die Ergebnisse der Tests seien umso überraschender gewesen, weil Goffin-Kakadus in ihrem natürlichen Lebensraum eigentlich keine Werkzeuge verwenden. „Im Experiment nutzen sie schon nach kurzer Lernphase Stöckchen oder andere Hilfsmittel, um an für sie sonst unerreichbare Belohnungen zu kommen“, erklärt Alice Auersperg von der Wiener Hochschule.
Die Verhaltensmuster der Kakadus ähnelten denen eines anderen Vogels, der Neukaledonischen Krähe, berichten die Wiener Biologen. Doch gebe es dabei einen wesentlichen Unterschied. Bei der Krähe sei der Werkzeuggebrauch ein angeborenes Verhalten. Bei den Kakadus sei er dagegen das Ergebnis eines Lernvorgangs. Während einige Papageien das Werkzeug bei den Tests fast immer in den Krallen hielten, pressten es andere mit ihrem Körper gegen den Käfig.
„Dass die Kakadus mit kniffligen Situationen umgehen können, haben sie uns schon in früheren Studien bewiesen“, erklärt Auersperg. Die Forscher hatten bei Tests im vergangenen Jahr festgestellt, dass die Vögel grundsätzlich in der Lage sind, für einen bestimmten Zweck maßgeschneiderte Werkzeuge herzustellen, wenn sie anders nicht an Nahrung gelangen können. Kakadus bastelten dabei unter anderem aus einem einfachen Stück Karton einen Stocher.
„Kakadus nutzten schon nach kurzer Lernphase
Stöckchen oder andere Hilfsmittel."
Alice Auersperg,
Uni Wien