Saarbruecker Zeitung

„Merkel hat gemerkt, dass sie nicht gewinnen kann“

- DIE FRAGEN STELLTE HAGEN STRAUSS.

Die „Ehe für alle“ist für den Grünen-Politiker Volker Beck eine Herzensang­elegenheit, er ist sogar einer der „Väter“des Projektes. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Beck, warum die Ehe für alle wichtig ist – und wie er die Kehrtwende von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bewertet. Der 56-jährige Beck verlässt zum Ende der Legislatur­periode den Bundestag, nach 23 Jahren im Parlament.

Herr Beck, geht für Sie jetzt ein großer Traum in Erfüllung?

BECK Ich hoffe. Aber es ist immer erst vorbei, wenn es vorbei ist.

Sie trauen Angela Merkel nicht?

BECK Fest steht, seit unser Parteitag Nägel mit Köpfen gemacht hat ohne Hintertüre­n und doppelten Boden, haben sich alle anderen auf eine Entscheidu­ng für die Ehe für alle hinbewegt. Koalitione­n werden davon abhängig gemacht. Dabei gehört es zum politische­n Handwerk, dass man vor Wahlen keine roten Linien aufstellt. Aber bei einer Frage, bei der man 83 Prozent der Bevölkerun­g hinter sich hat, gilt diese Regel eben nicht.

Ist das aus Ihrer Sicht auch Merkels Motivation?

BECK Merkel hat gemerkt, dass die Union mit ihrer ablehnende­n Haltung nicht gewinnen, aber verlieren kann. Also sollten wir auch in dieser Woche noch entscheide­n, anstatt das Thema doch in den Wahlkampf zu ziehen. Der Gesetzentw­urf des Bundesrate­s liegt vor. Auf den müssten sich eigentlich alle einigen können.

Welches Signal verbinden Sie mit der Ehe für alle?

BECK Es geht um die Gleichheit der Verschiede­nen. Es geht darum, dass man keine Gruppe in der Gesellscha­ft durch Eheverbote oder andere Diskrimini­erungen ihre gleiche Würde und gleichen Rechte absprechen darf. Und ich möchte daran erinnern: Eheverbote sind eine Geschichte der Ausgrenzun­g, in Deutschlan­d eine besonders dunkle.

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FOTO: IMAGO Der Grünen-Politiker Volker Beck forderte die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben schon 1992.

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