Saarbruecker Zeitung

Prämie für Elektroaut­os zündet wenig

Seit einem Jahr wird der Kauf von E-Autos gefördert. Doch die Wirkung des staatliche­n Anreizes bleibt hinter den Erwartunge­n zurück.

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FRANKFURT/SAARBRÜCKE­N/VÖLKLINGEN. (dpa/ts) Ein Jahr nach seiner Einführung hat der staatlich subvention­ierte Kaufanreiz für Elektrofah­rzeuge noch nicht so recht gezündet. Statt eines regelrecht­en Ansturms wie bei der Abwrackprä­mie 2009 erlebten die Beamten des Bundesamte­s für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt bei dem Thema bisher eher beschaulic­he Tage.

Bis Ende Juni wurde nur ein Bruchteil der mehr als 300 000 möglichen Förderunge­n beantragt. Ginge es in diesem Tempo weiter, würde der Fördertopf noch 15 Jahre lang reichen, obwohl laut Gesetz im Sommer 2019 Schluss sein soll. Zum Vergleich: Die fast zwei Millionen Abwrackprä­mien waren nach einem halben Jahr komplett weg und hatten die Autoproduk­tion nach der Finanz- und Wirtschaft­skrise ordentlich angekurbel­t.

4000 Euro „Umweltbonu­s“erhalten derzeit Käufer eines vollelektr­ischen Autos, 3000 Euro sind es bei Plug-in-Hybridwage­n, die per Stecker geladen werden und einen ergänzende­n Verbrennun­gsmotor haben. Im ersten Jahr haben vor allem Unternehme­n das Angebot wahrgenomm­en: Sie haben über 11 000 Elektro-Fahrzeuge zugelassen – im Vergleich zu gut 9000 Autos, die an Privatleut­e gingen. Der Staat zahlt seine Bonus-Hälfte erst, wenn auf der Rechnung ein entspreche­nder Netto-Preisnachl­ass des Hersteller­s ausgewiese­n ist.

An der Saar stoßen die Elektroprä­mie und der Verkauf von Elektroaut­os auf ein unterschie­dliches Echo. Katrin Heinig, Geschäftsf­ührerin des Smart-Centers in Saarbrücke­n am Halberg bestätigt: „Die Prämie hilft. Die Nachfrage ist relativ hoch.“Seit Anfang Juni würden neue Elektro-Smarts angeboten, 50 seien bereits verkauft. Besonders häufig werde noch nach den Ladestatio­nen gefragt, aber auch hier beruhigt Heinig: das Netz werde ständig ausgebaut. Das bestätigt Florian Abel von der BMW Niederlass­ung in Saarbrücke­n. Niemand müsse mehr Angst haben, dass er mit einem Elektrofah­rzeug unterwegs liegen bleibt. Seinen Erkenntnis­sen zufolge kommen alleine im Saarland bis zum Jahresende noch 48 Ladestatio­nen hinzu. Der Anteil von Elektrofah­rzeugen mit Hybrid an den Gesamt-Verkaufsza­hlen betrage bei BMW in Saarbrücke­n mittlerwei­le rund acht Prozent. Die Reichweite erreiche zwischen 250 und 400 Kilometer, je nach Anbieter.

Nicht in die Elektro-Euphorie mit einstimmen will Christof Barth, Geschäftsf­ührer des Ford-Autohauses Bunk in Völklingen. Weder würden verstärkt Elektro-Fahrzeuge gekauft, noch zeige die Elektroprä­mie Wirkung. Das überrasche nicht, denn die Fahrzeuge kosteten ab 35 000 Euro aufwärts. Solange Verbrennun­gsmotoren weiter so effektiv seien wie derzeit und nur einen geringen Verbrauch aufweisen, so lange werde es keine Hinwendung zu Elektrofah­rzeugen geben, sagt Barth. Zudem erspare man sich die Suche nach geeigneten Ladestatio­nen und Steckdosen.

Längst haben sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vertreter Sigmar Gabriel (SPD) verbal von der eigenen Zielvorgab­e verabschie­det, nach der im Jahr 2020 in Deutschlan­d eine Million Elektroaut­os unterwegs sein sollten. Zu kümmerlich sind die Zahlen. Zum Jahreswech­sel waren in Deutschlan­d laut Kraftfahrt-Bundesamt 34 000 Vollstrome­r zugelassen, immerhin 33,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Verband der Automobili­ndustrie ( VDA) sieht eine vom Umweltbonu­s getriebene „sehr hohe Dynamik“, weil sich der Elektroant­eil an den Neuzulassu­ngen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 1,2 Prozent verdoppelt hat. Immerhin ist nun gut jedes 100. neuzugelas­sene Auto ein Stromer. Das reicht aber bei weitem nicht, um das Millionen-Ziel bereits 2020 zu erreichen.

 ??  ?? Das System an Ladestatio­nen wird im Bund und an der Saar immer weiter ausgebaut. Viele mögliche Käufer von Elektroaut­os haben immer noch die Befürchtun­g, dass es zu wenige Ladestatio­nen gibt.
Das System an Ladestatio­nen wird im Bund und an der Saar immer weiter ausgebaut. Viele mögliche Käufer von Elektroaut­os haben immer noch die Befürchtun­g, dass es zu wenige Ladestatio­nen gibt.

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