Saarbruecker Zeitung

„Wir stoßen da an unsere Grenzen“

- GDP-Vize Jörg Radek FOTO: BURGI/DPA

Ein gigantisch­es Aufgebot an Polizisten aus ganz Deutschlan­d muss den G20-Gipfel in Hamburg schützen. Einen Auftritt des türkischen Präsidente­n Erdogan braucht dann niemand, warnt der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft der Polizei, Jörg Radek. Wenn 20 000 Polizisten in Hamburg im Einsatz sind, leidet dann woanders die Sicherheit?

RADEK Wir können einen solchen Einsatz nur leisten, indem wir woanders Arbeit liegen lassen. Wenn allein die Bundespoli­zei in Hamburg 5000 Beamte einsetzt, fehlen diese Kräfte selbstvers­tändlich an anderen Orten.

Das heißt, der Bürger muss um seine Sicherheit fürchten?

RADEK Nein. Die Polizei wird trotzdem versuchen, präsent zu sein. Die Stammdiens­tstellen werden auf Zwölf-Stundensch­ichten umstellen. Kein Bürger muss sich Sorgen machen. Kritiker sagen, G20 in einer Großstadt zu veranstalt­en, ist für die Bewohner nicht zumutbar. Gilt das auch für die Polizei?

RADEK Ich sage deutlich: In einer Demokratie muss es möglich sein, dass sich die Staatschef­s in einer solchen Dimension treffen. Aber man darf die Verträglic­hkeit für den Bürger nicht aus dem Blick verlieren. Das gilt aber auch für die Polizei, die an die Grenze ihrer Belastbark­eit stößt. Aber das muss man sich vorher überlegen und nicht erst dann, wenn der Tagungsort ausgewählt ist.

Was sind die Probleme der Polizei?

RADEK Das fängt bei der Unterbring­ung an und hört bei der Regenerier­ung auf. Damit meine ich ganz praktische Probleme bei einem so großen Einsatz. Das andere ist, dass bei solchen Veranstalt­ungen teilweise eine Klientel auf die Polizei trifft, die sehr rücksichts­los und gewalttäti­g ist. Teile der anderen Seite bereiten sich fast generalsta­bsmäßig auf einen solchen Gipfel vor. Ich befürchte, es wird auch Ausweichbe­wegungen auf andere Städte geben wie Frankfurt oder Berlin.

Wenn nun auch noch der türkische

Präsident Erdogan am Rande des Gipfels auftreten will, kann die Polizei das zusätzlich stemmen?

RADEK Da stoßen wir an unsere Grenzen. Das ist nicht mehr möglich. Und ein solcher Auftritt würde auch den gesamten Einsatz beim G20-Gipfel nicht erleichter­n. Aber das ist am Ende keine polizeilic­he Entscheidu­ng, sondern das müssen die Verantwort­lichen in Hamburg entscheide­n.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE HAGEN STRAUSS.

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