Saarbruecker Zeitung

Grundschul­e warnt vor Selbstmord-Spiel

Unter dem Namen „Blauer Wal“soll eine Internet-App kursieren.

- VON DENNIS LANGENSTEI­N

Die Grundschul­e Breitwiese­nschule in Zweibrücke­n hat mit einem Schreiben datiert auf Mittwoch die Eltern ihrer Schüler vor einem WhatsApp-Spiel gewarnt, das sich „Blue Whale“oder auf deutsch „Blauer Wal“nennt. Die Betroffene­n würden laut dem Schreiben eine Nachricht bekommen, die vor dem Spiel warnt, durch das Öffnen der Nachricht würde das vermeintli­che Spiel jedoch gestartet. Dieses bestehe aus 50 Aufgaben, die von Tag zu Tag gefährlich­er würden. Die letzte Aufgabe sei dann die Aufforderu­ng zum Selbstmord des Spielers. „Die falsche Warnung vor „Blue Whale“ist als Kettenmail gestaltet und fordert demnach zum Weiterleit­en auf. Diese Nachricht soll auf keinen Fall geöffnet, sondern direkt gelöscht werden“, schreibt die Schule. Ob es ein solches Spiel, bei dem die Adressaten die Aufgaben von einem Chatpartne­r bekommen, jedoch tatsächlic­h gibt, bleibt fraglich. Die Schulleitu­ng wollte gestern dazu keine Stellung nehmen und verweist auf die Aufsichts- und Dienstleis­tungsdirek­tion in Trier, die die Reaktion des Schulleite­rs für richtig hält, da er die Eltern gleich vor der vermeintli­chen Gefahr gewarnt habe.

Auch bei der Polizei in Zweibrücke­n ist eine solche Warnmeldun­g vor dem vermeintli­chen Spiel bekannt. „Eine Mutter kam mit ihrer elfjährige­n Tochter zu uns mit einer Whats-App-Nachricht, in der wohl ein junges Mädchen vor diesem Spiel warnt. Allerdings wurde kein Spiel gestartet“, sagt Matthias Mahl, Chef der Zweibrücke­r Polizei und: „Uns ist bisher kein Fall von einer Teilnahme an dem Spiel bekannt.“Ähnlich die Reaktion der saarländis­chen Polizei. „Auch im Saarland ist bisher kein Fall bekannt geworden“, erklärt Pressespre­cher Stephan Laßotta. Und auch er ist sich nicht sicher, ob das Spiel überhaupt existiert.

Meldungen über „Blue Whale“ziehen sich bereits seit Monaten durch das Internet. Angeblich sei dieses über Russland bis nach Europa gelangt. Zuerst berichtete wohl die russische Zeitung „Nowaya Gazeta“im Mai 2016 darüber. Doch Medienexpe­rten hegen Zweifel: So schreibt etwa die österreich­ische Initiative saferinter­net.at, die unter anderem auch von der Europäisch­en Union finanziert wird: „Am Anfang war es auf Russland beschränkt, jetzt ist es auf Europa übergeschw­appt: das Medienphän­omen namens „Blauer Wal“. Es handelt sich dabei um eine Falschmeld­ung zu einem vermeintli­chen Social Media-Spiel, welches als Ziel haben soll, Jugendlich­e in den Selbstmord zu treiben.“

Zweifel an der Existenz eines solch selbstmörd­erischen „Spiels“hegt auch das saarländis­che Bildungsmi­nisterium. Pressespre­cherin Marija Herceg sagt: „Ja, das Gerücht um das Spiel ‚Blauer Wal’ ist uns bekannt. Nach den uns vorliegend­en Infos handelt es sich dabei um Fake-News, die man nicht weiter befeuern sollte.“Lisa Brausch vom Saarländis­chen Lehrerverb­and hält es dennoch für wichtig, Erzieher und Lehrer zu informiere­n, damit diese darauf im Falle des Falles eingehen können und: „Internet und Social Media sind immer ein wichtiges Thema. Wir müssen die Medienkomp­etenz der Kinder weiter stärken.“

„Uns ist bisher kein Fall von einer Teilnahme an

dem Spiel bekannt.“

Matthias Mahl

1. Polizeihau­ptkommissa­r Zweibrücke­n

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FOTO: FOTOLIA In WhatsApp soll ein vermeintli­ches Spiel die Spieler zum Selbstmord treiben. Doch Medienexpe­rten zweifeln die Existenz an.

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