Höllisch schöne Saarbrücker auf Werbefeldzug
Die Saarbrücker Frauen und Männer sind sexy: Das versprach die Stadtverwaltung den Parisern. Und jetzt auch den Saarbrückern selbst.
„Die Stadt möchte hier vor Ort mit dieser Plakatkampagne auf die Bedeutung des grenz-überschreitenden Fernverkehrs aufmerksam machen.“
Thomas Blug,
Sprecher der Stadt Saarbrücken
Hübsche Frauen, die modisch gekleidet und schön geschminkt durch die Stadt schlendern – eigentlich wird dieses Klischee von vielen Menschen weltweit eher mit der Mode-Metropole Paris in Verbindung gebracht. Als vor zehn Jahren die Schnellzugstrecke von Frankreichs Hauptstadt nach Saarbrücken eröffnet wurde, drehte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) den Spieß um. Mit zwei Plakatmotiven und ungewöhnlichen Argumenten warb die Landeshauptstadt in Paris um mehr französische Touristen. Nicht etwa die Ludwigskirche, der Staden oder der St. Johanner Markt sollten die Pariser an die Saar locken, sondern die Saarbrücker selbst. Denn laut den zweisprachigen Werbeplakaten sehen in Saarbrücken alle Frauen und Männer verdammt gut aus (Französisch: „A Sarrebruck, toutes les femmes/les hommes ont un look d’enfer“).
Jetzt zum zehnjährigen Jubiläum der Strecke hat die Landeshauptstadt die Kampagne wieder aufgegriffen und eine aktualisierte Version der Plakate aufgehängt. Ab dem 1. Juni hingen die Motive für eine Woche in der französischen Hauptstadt. „Wir hatten insgesamt zehn Stellen zur Verfügung: fünf in der Umgebung ‚Rue de Lille‘/‘Deutsche Botschaft‘ und fünf in der Umgebung des ‚Gare de l´Est‘“, erklärt Stadtpressesprecher Thomas Blug auf Anfrage. Seit dieser Woche hängen die schmollmündigen Werbegesichter aber auch an mehreren Plakat-Stelen in Saarbrücken und sorgen bei manchen Passanten für einen fragenden Blick. Vielen erschließt sich der Sinn der Aktion allerdings nicht.
Braucht man in Saarbrücken Werbung für die eigene Stadt? Natürlich nicht. Doch die Stadt möchte damit auch bei den Saarbrückern in Erinnerung rufen, wie schnell man von hier aus in Paris ist – nämlich in 110 Minuten. „Die Stadt möchte hier vor Ort auch mit dieser mehrwöchigen Plakatkampagne auf die Bedeutung des grenzüberschreitenden Fernverkehrs aufmerksam machen“, sagt Blug weiter. Denn für die Landeshauptstadt ist die Strecke Paris-Frankfurt, die über Saarbrücken fährt, sehr wichtig. „Die Qualität der Anbindung an nationale und europäische Schienenfernverkehrsnetze ist entscheidend für die Attraktivität und Entwicklung unserer Region“, meint Blug. Seit der Inbetriebnahme einer weiteren Hochgeschwindigkeitsstrecke über Straßburg wurde die Anzahl an Verbindungen über Saarbrücken nämlich auf nur noch vier verringert.
Für Blug solle jedoch die schnelle Erreichbarkeit Saarbrückens und damit der ganzen Region nicht nur langfristig gesichert, sondern nach Möglichkeit noch ausgebaut werden. Das hatte Oberbürgermeisterin Britz gegenüber der Deutschen Bahn vor ein paar Wochen mit der „Saarbrücker Erklärung“gefordert. Viele Partner wie zum Beispiel die IHK, das Städtenetz Quattropole, die Hochschulen oder auch der Forbacher Oberbürgermeister Laurent Kalinowski (PS) hatten sich diesem Appell angeschlossen. Mit der Werbekampagne wird also nun auch bei der Bevölkerung für diese Schnellstrecke, die abwechselnd von ICE und TGV gefahren wird, beworben.
Entworfen wurden die Plakate von Professor Ivica Maksimovic, der ebenso die Aktualisierung zum runden Geburtstag vornahm. Wer an den Plakaten zwei Mal vorbeiläuft – und zwar bei Tag und am Abend – wird beim zweiten Mal Schwierigkeiten haben, die glatt gebügelten Gesichter zu erkennen. „Die Poster haben die Besonderheit, dass sich die Motive durch die Lichtbestrahlung in der Nacht verändern“, erläutert Thomas Blug. Bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich die Frau nämlich in eine Schlange. Der Mann wird seinerseits zum Wolf. Die Werbekampagne in Saarbrücken dauert noch bis zum 17. Juli.