Im Netz spielt die Musik
Es gibt zahllose Anbieter für Musikstreaming im Internet. Den richtigen zu finden, erfordert Geduld.
(dpa) Geht es nach der Musikindustrie, gehört dem Streaming, also der Wiedergabe von Liedern über das Internet, die Zukunft. „Musikstreaming ist schon sehr ausgereift“, sagt Gunnar Schwan von Stiftung Warentest. Er rät, verschiedene Dienste auszuprobieren. Dazu böten Probeabos eine gute Gelegenheit. „Nutzer sollten testen, womit sie gut klarkommen.“Dabei lasse sich auch der Datenverbrauch im Alltag vergleichen.
Auf den ersten Blick ähneln sich die Angebote: eine kostenlose Testphase, Wiedergabe auf Mobilgeräten, Offline-Funktionen und eine monatliche Kündigungsfrist. Auch bei Titelauswahl und Audio-Qualität gibt es kaum Unterschiede, dafür aber beispielsweise in Sachen Bedienung und Datenschutz.
Bei Spotify können Nutzer ihre Lieder auf Mobilgeräten in der kostenlosen Version nur in zufälliger Reihenfolge hören und nur begrenzt überspringen. In regelmäßigen Abständen läuft Werbung. Die kostenpflichtige Premiumversion für 9,99 Euro monatlich ist frei von Werbung und Einschränkungen und bietet besseren Ton sowie eine Downloadfunktion. Für 14,99 Euro im Monat gibt es ein Familienpaket, mit dem sechs Nutzer gleichzeitig hören können. Das Angebot gilt aber nur für Personen, die nachweislich unter einem Dach wohnen.
Bei Napster kostet das MusikAbonnement 9,95 Euro im Monat. Nutzer können streamen oder Titel nach dem Download offline hören – sowohl auf dem PC als auch auf mobilen Geräten. Die Stärke von Napster: Der Dienst kann relativ leicht in bestehende Unterhaltungssysteme integriert werden. Allerdings bietet Napster weder eine kostenlose Version noch ein Paket zur Nutzung mit mehreren Personen an.
Der Streamingdienst Deezer hat sein Angebot ähnlich wie Spotify strukturiert. Eine kostenlose Basisversion mit Zufallswiedergabe und Werbung, ein Premiumpaket für 9,99 Euro pro Monat mit OfflineFunktion und verbesserter Qualität sowie ein Familienangebot für sechs Nutzer gleichzeitig. Hier setzt Deezer zudem auf eine Funktion, mit deren Hilfe Inhalte kindgerecht zusammengestellt werden können. Der Anbieter behält sich das Recht vor, zu überprüfen, ob alle Nutzer einer Familie angehören und im gleichen Haus wohnen.
Apples eigenen Streamingdienst
Apple Music gibt es sowohl für iOSals auch für Android-Geräte. Aktuell sind die ersten drei Monate noch kostenlos. Danach kostet Apple Music 9,99 Euro im Monat (für Studenten 4,99 Euro). Es gibt ein Familienpaket für 14,99 Euro, dafür aber keine kostenfreie Version. Eine Nutzung über den PC ist nur mit dem Programm iTunes möglich. Die Stärke bei Apple Music liegt in der Kombination mit anderen Apple-Geräten und Diensten. Dafür verbraucht ein Album im Stream rund fünfmal so viel Datenvolumen wie bei Napster.
Amazon hat das Musikstreaming in sein bestehendes Angebot für Prime-Kunden integriert. Diese bekommen eine abgespeckte Version des Musikdienstes zum normalen Prime-Zugang (49 Euro pro Jahr) gratis dazu. Das Angebot umfasst nur zwei Millionen Lieder, dafür gibt es keine Werbung, und die Musik kann auf allen Geräten offline gehört werden. Wer eine ähnliche Musikauswahl wie bei vergleichbaren Anbietern will, braucht das Unlimited-Paket für 9,99 Euro im Monat (7,99 Euro für Prime-Kunden). Auch bei Amazon gibt es für 14,99 Euro ein Familien-Angebot für sechs Mitglieder.
Der Musiker Jay-Z hat mit Tidal seinen eigenen Streaming-Dienst gegründet. Tidal bietet einige exklusiv verfügbare Alben und sieht sich im Vergleich zu anderen Diensten eher auf der Seite der Künstler. Der Anbieter ist besonders wegen ausgesuchten Musikempfehlungen und einer großen Auswahl von Musikvideos gefragt. Das Standard-Paket kostet 9,99 Euro im Monat und bietet die Wiedergabe auf verschiedenen Geräten. Eine kostenlose Version gibt es nicht, dafür ein HiFi-Paket für 19,99 Euro, das Musik und Videos verlustfrei überträgt. Beide Angebote bei Tidal gibt es auch für Familien mit fünf Konten für 14,99 Euro im Monat, beziehungsweise 29,99 Euro für die verlustfreie Übertragung.
Auch der Dienst Qobuz setzt auf Klangqualität. Seit Mai gibt es für 349,99 Euro im Jahr ein Abonnement, mit dem Lieder verlustfrei wiedergegeben werden können. „Dafür brauchen Nutzer allerdings eine hochwertige Stereoanlage“, sagt Sven Hansen von der Fachzeitschrift c’t. Für 9,99 Euro pro Monat bietet Qobuz aber auch eine Standardversion mit einem marktüblichen Katalogumfang. Eine kostenlose Version oder ein Angebot für Familien gibt es nicht. Die Testphase bei Qobuz beträgt 15 Tage.
Beim Anbieter Juke gibt es mit der Musik-Flatrate für 9,99 Euro im Monat ein Paket mit Offline-Funktion und Nutzung auf allen Geräten. Eine kostenlose oder mehrfache Nutzung ist nicht möglich. Lob gibt es von Stiftung Warentest für den Datenschutz. Dafür aber Tadel für die Bedienbarkeit. „Die Bedienung ist bei Juke eher schlecht“, sagt Gunnar Schwan. Sowohl am PC als auch mobil sei der Dienst nicht so benutzerfreundlich wie vergleichbare Anbieter.
Der Streamingdienst Life Music von Discounter Aldi nutzt den Musikkatalog von Napster, kostet aber nur 7,99 Euro im Monat. Der Dienst ist im Datenverbrauch am sparsamsten. Zusätzlich zur OfflineNutzung kann Life Musik auch Lieder aus dem Radio erkennen. Eine kostenlose Version oder einen Mehrnutzer-Tarif bietet jedoch auch Aldi nicht an.