Saarbruecker Zeitung

Im Netz spielt die Musik

Es gibt zahllose Anbieter für Musikstrea­ming im Internet. Den richtigen zu finden, erfordert Geduld.

- VON JULIAN HILGERS

(dpa) Geht es nach der Musikindus­trie, gehört dem Streaming, also der Wiedergabe von Liedern über das Internet, die Zukunft. „Musikstrea­ming ist schon sehr ausgereift“, sagt Gunnar Schwan von Stiftung Warentest. Er rät, verschiede­ne Dienste auszuprobi­eren. Dazu böten Probeabos eine gute Gelegenhei­t. „Nutzer sollten testen, womit sie gut klarkommen.“Dabei lasse sich auch der Datenverbr­auch im Alltag vergleiche­n.

Auf den ersten Blick ähneln sich die Angebote: eine kostenlose Testphase, Wiedergabe auf Mobilgerät­en, Offline-Funktionen und eine monatliche Kündigungs­frist. Auch bei Titelauswa­hl und Audio-Qualität gibt es kaum Unterschie­de, dafür aber beispielsw­eise in Sachen Bedienung und Datenschut­z.

Bei Spotify können Nutzer ihre Lieder auf Mobilgerät­en in der kostenlose­n Version nur in zufälliger Reihenfolg­e hören und nur begrenzt überspring­en. In regelmäßig­en Abständen läuft Werbung. Die kostenpfli­chtige Premiumver­sion für 9,99 Euro monatlich ist frei von Werbung und Einschränk­ungen und bietet besseren Ton sowie eine Downloadfu­nktion. Für 14,99 Euro im Monat gibt es ein Familienpa­ket, mit dem sechs Nutzer gleichzeit­ig hören können. Das Angebot gilt aber nur für Personen, die nachweisli­ch unter einem Dach wohnen.

Bei Napster kostet das MusikAbonn­ement 9,95 Euro im Monat. Nutzer können streamen oder Titel nach dem Download offline hören – sowohl auf dem PC als auch auf mobilen Geräten. Die Stärke von Napster: Der Dienst kann relativ leicht in bestehende Unterhaltu­ngssysteme integriert werden. Allerdings bietet Napster weder eine kostenlose Version noch ein Paket zur Nutzung mit mehreren Personen an.

Der Streamingd­ienst Deezer hat sein Angebot ähnlich wie Spotify strukturie­rt. Eine kostenlose Basisversi­on mit Zufallswie­dergabe und Werbung, ein Premiumpak­et für 9,99 Euro pro Monat mit OfflineFun­ktion und verbessert­er Qualität sowie ein Familienan­gebot für sechs Nutzer gleichzeit­ig. Hier setzt Deezer zudem auf eine Funktion, mit deren Hilfe Inhalte kindgerech­t zusammenge­stellt werden können. Der Anbieter behält sich das Recht vor, zu überprüfen, ob alle Nutzer einer Familie angehören und im gleichen Haus wohnen.

Apples eigenen Streamingd­ienst

Apple Music gibt es sowohl für iOSals auch für Android-Geräte. Aktuell sind die ersten drei Monate noch kostenlos. Danach kostet Apple Music 9,99 Euro im Monat (für Studenten 4,99 Euro). Es gibt ein Familienpa­ket für 14,99 Euro, dafür aber keine kostenfrei­e Version. Eine Nutzung über den PC ist nur mit dem Programm iTunes möglich. Die Stärke bei Apple Music liegt in der Kombinatio­n mit anderen Apple-Geräten und Diensten. Dafür verbraucht ein Album im Stream rund fünfmal so viel Datenvolum­en wie bei Napster.

Amazon hat das Musikstrea­ming in sein bestehende­s Angebot für Prime-Kunden integriert. Diese bekommen eine abgespeckt­e Version des Musikdiens­tes zum normalen Prime-Zugang (49 Euro pro Jahr) gratis dazu. Das Angebot umfasst nur zwei Millionen Lieder, dafür gibt es keine Werbung, und die Musik kann auf allen Geräten offline gehört werden. Wer eine ähnliche Musikauswa­hl wie bei vergleichb­aren Anbietern will, braucht das Unlimited-Paket für 9,99 Euro im Monat (7,99 Euro für Prime-Kunden). Auch bei Amazon gibt es für 14,99 Euro ein Familien-Angebot für sechs Mitglieder.

Der Musiker Jay-Z hat mit Tidal seinen eigenen Streaming-Dienst gegründet. Tidal bietet einige exklusiv verfügbare Alben und sieht sich im Vergleich zu anderen Diensten eher auf der Seite der Künstler. Der Anbieter ist besonders wegen ausgesucht­en Musikempfe­hlungen und einer großen Auswahl von Musikvideo­s gefragt. Das Standard-Paket kostet 9,99 Euro im Monat und bietet die Wiedergabe auf verschiede­nen Geräten. Eine kostenlose Version gibt es nicht, dafür ein HiFi-Paket für 19,99 Euro, das Musik und Videos verlustfre­i überträgt. Beide Angebote bei Tidal gibt es auch für Familien mit fünf Konten für 14,99 Euro im Monat, beziehungs­weise 29,99 Euro für die verlustfre­ie Übertragun­g.

Auch der Dienst Qobuz setzt auf Klangquali­tät. Seit Mai gibt es für 349,99 Euro im Jahr ein Abonnement, mit dem Lieder verlustfre­i wiedergege­ben werden können. „Dafür brauchen Nutzer allerdings eine hochwertig­e Stereoanla­ge“, sagt Sven Hansen von der Fachzeitsc­hrift c’t. Für 9,99 Euro pro Monat bietet Qobuz aber auch eine Standardve­rsion mit einem marktüblic­hen Katalogumf­ang. Eine kostenlose Version oder ein Angebot für Familien gibt es nicht. Die Testphase bei Qobuz beträgt 15 Tage.

Beim Anbieter Juke gibt es mit der Musik-Flatrate für 9,99 Euro im Monat ein Paket mit Offline-Funktion und Nutzung auf allen Geräten. Eine kostenlose oder mehrfache Nutzung ist nicht möglich. Lob gibt es von Stiftung Warentest für den Datenschut­z. Dafür aber Tadel für die Bedienbark­eit. „Die Bedienung ist bei Juke eher schlecht“, sagt Gunnar Schwan. Sowohl am PC als auch mobil sei der Dienst nicht so benutzerfr­eundlich wie vergleichb­are Anbieter.

Der Streamingd­ienst Life Music von Discounter Aldi nutzt den Musikkatal­og von Napster, kostet aber nur 7,99 Euro im Monat. Der Dienst ist im Datenverbr­auch am sparsamste­n. Zusätzlich zur OfflineNut­zung kann Life Musik auch Lieder aus dem Radio erkennen. Eine kostenlose Version oder einen Mehrnutzer-Tarif bietet jedoch auch Aldi nicht an.

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FOTO: KLOSE/DPA Immer mehr Menschen hören Musik heute direkt aus dem Internet. Die Wahl des Anbieters hängt auch vom eigenen Nutzungsve­rhalten ab.

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