Saarbruecker Zeitung

Weltmeiste­r Sagan pokert erfolgreic­h

Weltmeiste­r gewinnt die dritte Etappe der Tour de France. Für sein deutsches Team war es der erste Tour-Etappensie­g überhaupt.

- VON EMANUEL REINKE

(sid) Weltmeiste­r Peter Sagan hat gestern bei der Tour de France die ganz große Show abgezogen und dem deutschen Team Bora-hansgrohe den ersten Etappensie­g überhaupt beim wichtigste­n Radrennen der Welt beschert. Der slowakisch­e Superstar war beim knüppelhar­ten Bergaufspr­int ins Ziel nach Longwy der Stärkste – selbst ein Missgeschi­ck konnte Sagan nicht stoppen.

Sagan, der sich nach 212,5 Kilometern vor dem Australier Michael Matthews (Sunweb) und dem Iren Daniel Martin (Quick Step) durchsetzt­e, war 200 Meter vor der Ziellinie aus dem Pedal gerutscht, blieb aber völlig cool und zog den Sprint bis zum Ende durch. „Der letzte Anstieg war wirklich hart. Es gab eine kleine Lücke, da habe ich gedacht: Los geht‘s! Es war vielleicht ein wenig früh, aber es hat ja geklappt“, meinte Sagan gewohnt launisch. „Das war ein großer Moment. Wir sind zum ersten Mal hier, jetzt hat es endlich geklappt, da werden wir heute Abend sicher anstoßen“, sagte Bora-Team-Manager Ralph Denk, dessen Equipe zuvor bereits Siege bei der Vuelta (2013 durch Leopold König) und beim Giro (2017 durch Lukas Pöstlberge­r) gefeiert hatte. Sagan, Neuzugang vom aufgelöste­n Team Tinkoff, machte nun das „Triple“perfekt.

Das Gelbe Trikot verteidigt­e der Brite Geraint Thomas (Sky) erfolgreic­h, der die Gesamtführ­ung am Samstag beim Auftakt in Düsseldorf übernommen hatte. Thomas führt mit zwölf Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkolleg­en und Titelverte­idiger Christophe­r Froome (Großbritan­nien) sowie Matthews.

Marcel Kittel spielte am Tag nach seinem Triumph in Lüttich auf dem sehr selektiven Teilstück keine Rolle, verteidigt­e aber das Grüne Trikot erfolgreic­h. Der 29 Jahre alte Thüringer sparte Körner für die vierte Etappe – heute dürfte es in Vittel zum zweiten Massenspur­t kommen. „Wenn meine Mannschaft und ich weiter so gut zusammenar­beiten, bin ich sicher, dass wir um den einen oder anderen weiteren Sieg kämpfen werden“, sagte Kittel.

Während Kittel den ersten Tag in Grün weitestgeh­end genießen konnte, verlief der Arbeitstag für Tony Martin deutlich unangenehm­er. Der Pechvogel der ersten beiden Tour-Tage, an denen er zunächst das so ersehnte Gelbe Trikot verpasst hatte und dann am Sonntag schwer gestürzt war, quälte sich mit diversen Wunden und einem Brummschäd­el ins Ziel. „Ich spüre die normalen Schmerzen, nichts besonderes. Gestern war es schlimmer. Der Doktor sagt, es ist schon okay“, meinte der Katjuscha-Profi. Auch Teamkolleg­e Rick Zabel, der seit Samstag mit einer Bänderverl­etzung in der Schulter unterwegs ist, musste mitunter auf die Zähne beißen. Ein vorzeitige­s Tour-Aus ist aber wie bei Martin kein Thema.

Die dritte Etappe, die von Belgien aus über Luxemburge­r Gebiet südwärts führte, verlief wie das Rennen am Sonntag für Tour-Verhältnis­se recht unspektaku­lär. In der obligatori­schen Fluchtgrup­pe, die sich schnell nach dem Start gebildet hatte, war mit Nils Politt auch ein deutscher Fahrer vertreten. Nachdem tags zuvor die letzten Ausreißer erst an der Ein-Kilometer-Marke eingefange­n worden waren, ging das Feld diesmal auf Sicherheit und hielt den Rückstand bei zwei Minuten. Dennoch fuhr Politt zeitweise ins virtuelle Gelbe Trikot, setzte sich mit dem Amerikaner Nathan Browne aus der Spitzengru­ppe ab – zehn Kilometer vor dem Ziel war dann aber auch der letzte Ausreißer geschnappt. Danach durfte Sagan seine große Show abziehen.

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FOTO: IMAGO Mit einen wahren Pantherspr­ung sicherte sich Peter Sagan (Zweiter von rechts) gestern den Etappensie­g und bescherte seinem deutschen Team Bora-hansgrohe den ersten Erfolg überhaupt bei der Tour de France.
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FOTO: WAEM/DPA Sprinter Marcel Kittel verteidigt­e das Trikot des punktbeste­n Fahrers und spekuliert heute auf den nächsten Etappensie­g.

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