Saarbruecker Zeitung

Tauber zwitschert sich im Wahlkampf ins Abseits

Der CDU-Generalsek­retär sorgt mit einer arroganten Äußerung zu Minijobs für Empörung auf Twitter. Jetzt bittet er um Entschuldi­gung.

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Pascal Becher Daniel Konrad

Parteifreu­nde schüttelte­n gestern nur mit dem Kopf. Der flinke Peter Tauber, der gerne joggt und rasch twittert, hat jetzt mit einem Tweet zu Minijobber­n daneben gelangt. Wird der CDU-Generalsek­retär ausgerechn­et im Wahlkampf zum Problembär für die Union?

Einträchti­g hatten am Montag die CDU-Vorsitzend­e Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer das Wahlprogra­mm der Schwester-Parteien präsentier­t, in dem bis 2025 Vollbeschä­ftigung versproche­n wird. Daraufhin wurde Tauber via Twitter von einem Nutzer gefragt: „Heißt das jetzt 3 Minijobs für mich?“Die Antwort des Generals: „Wenn Sie was ordentlich­es gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.“

Eine deftige, ziemlich arrogante Watsche. Da werden Erinnerung­en an den früheren SPD-Chef Kurt Beck wach, der 2006 einem Arbeitslos­en riet, er solle sich gefälligst waschen und rasieren, dann „haben Sie in drei Wochen einen Job“. Das Scharmütze­l fand damals freilich von Angesicht zu Angesicht statt. Ein Aufschrei der Empörung folgte im Netz gegen den CDU-General: „Egal, wie taub Du auf dem Ohr für Anstand und Respekt bist: Peter ist Tauber“, spottete einer. Manche versuchten es aber auch mit sachlicher Kritik: „Was Ordentlich­es schützt nicht vor Minijobs“, kommentier­te ein User. Am Mittag trat Tauber dann kleinlaut den Rückzug an. Wer drei Minijobs benötige, „der hat es nicht leicht. Und ich wollte niemandem zu nahe treten, der in so einer Situation ist.“Es tue ihm leid, dass er „so blöd formuliert und damit manche verletzt habe.“

Doch zu spät. Denn auch der politische Gegner nutzte den Fehltritt zum Angriff, schließlic­h ist Wahlkampf: „Die pöbelnde Arroganz von Peter Tauber zeigt: der CDU fehlt der

Respekt vor Geringverd­ienern“, schimpfte SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil. Grünen-Chef Cem Özdemir twitterte: „Traurig, wenn eine „christlich­e“Volksparte­i den Bezug zur Lebenswelt der BürgerInne­n verliert.“In Taubers Aussage stecke „viel Ferne und Verachtung“, kommentier­te der Linken-Fraktionsv­ize Jan Korte. Aus der Union wollte gestern niemand dem Generalsek­retär beispringe­n.

Unumstritt­en ist der Mann aus Hessen in der CDU nicht. Kritiker bemängeln, er habe die Partei einseitig auf die Kanzlerin ausgericht­et und sei so für den Verlust des Konservati­ven verantwort­lich. Auch ist Taubers Tweet nicht sein erster Fehltritt. Ende November

2015 soll der 42-Jährige in einer parteiinte­rnen Diskussion die Kanzlerin mit den Worten verteidigt haben, wer nicht für sie sei, „sei ein Arschloch“. Tauber konnte sich an diese Worte nicht erinnern, entschuldi­gte sich aber trotzdem. Letztes Jahr bemühte er dann im Streit mit einem Dauer-Pöbler auf Facebook dieselbe Wortwahl: „Sie sind ein Arschloch.“Obendrein musste er sich gegen „Mobbing“-Vorwürfe aus seinem Kreisverba­nd erwehren. Viel Spott im Netz ernteten Tauber und die CDU kürzlich wegen eines rätselhaft­en Hashtags: #fedidwgugl. Dahinter verbargen sich die Anfangsbuc­hstaben des Wahlprogra­mm-Titels: „Für ein Deutschlan­d, in dem wir gut und gerne leben.“

Inzwischen wurde Tauber im Konrad-Adenauer-Haus bereits etwas entmachtet. Denn Merkel beauftragt­e Kanzleramt­schef Peter Altmaier federführe­nd mit der Erstellung des Regierungs­programms – und nicht ihren Generalsek­retär. In der Union ist derzeit ohnehin die Auffassung weit verbreitet, dass man sich im Wahlkampf nur noch selbst ein Bein stellen kann. Tauber könnte so ein Risiko sein.

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FOTO: POLARIS/LAIF Peter Tauber ist für seine flotten Finger bei Twitter bekannt. Diesmal war er wohl zu flott.

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