Saarbruecker Zeitung

Die tierischen Stars der Region

Es müssen nicht immer Panda-Bären sein: Die hier ansässigen Zoos überzeugen mit eigenen Besucher-Lieblingen.

- VON DANIEL KONRAD UND HÉLÈNE MAILLASSON

Zehntausen­de Besucher werden in den kommenden Monaten in den Berliner Zoo strömen, um zu sehen, wie die Pandas Meng Meng und Jiao Qing ihren Bambus verspeisen. Fast 900 000 Euro kostet die jährliche Leihgebühr für die Gäste aus China, zehn Millionen ihr neues Gehe. Dessen Eröffnung wird heute quasi zur Staatsaffä­re. Da können die Zoos im Saarland nicht mithalten. Dennoch erfreuen sich die Tier- und Wildparks hierzuland­e seit Jahren konstanter Zuschauerz­ahlen – trotz der starken Konkurrenz im französisc­hen Amnéville. Denn Stars gibt es auch hier, und man weiß immer besser, sie zu präsentier­en. Doch auch Probleme bleiben.

„Wir müssen uns nicht mit Berlin vergleiche­n“, sagt Saarbrücke­ns Zoodirekto­r Richard Francke, der schon selbst im Hauptstadt-Zoo gearbeitet hat. Er weiß, dass das eine andere Größenordn­ung ist. Auch wenn Saarbrücke­n keine Pandas hat, gibt es in seinem Tierpark trotzdem Besucherli­eblinge. „Bei uns sind die Zuschauerm­agnete ganz klar die Pinguine, die Seehunde und die Menschenaf­fen“, sagt er. Und gerade in die Inszenieru­ng dieser „Stars“hat der Tierpark die letzten Jahre kräftig investiert. Die Pinguine haben eine neue Anlage und das der Gorillas wurde erst 2014 eingeweiht.

Dabei ist der städtische Zoo neben den Ticketeinn­ahmen finanziell auf die Stadt angewiesen. „Wir sind ein Eigenbetri­eb der Stadt Saarbrücke­n, sie zahlt uns einen Verlustaus­gleich“, erklärt Francke. Es seien zwar weitere Investitio­nen erwünscht, aber durch den finanziell­en Engpass des Landes sei das schwer. „Es ist ein Kampf, aber wir müssen sinnvoll mit unseren Mitteln umgehen“, sagt der Saarbrücke­r Zoodirekto­r.

Die Besucherza­hl liegt nach seinen Angaben konstant bei etwa 235 000 im Jahr. Und das obwohl der Zoo im französisc­hen Amnéville immer beliebter wird. „Ich sehe darin keine Konkurrenz. Wir haben eine ganz andere Ausrichtun­g. Zu uns kommen die

Leute häufiger, weil es ihr

Zoo ist. Amnéville macht man höchsten einmal im Jahr“, sagt Francke. Das liegt vor allem am Preis.

Der Zoo in

Lothringen, der rund 80 Kilometer von Saarbrücke­n entfernt ist, verlangt einen stolzen Eintrittsp­reis von 36 Euro für einen Erwachsene­n. Trotzdem ist er einer der beliebtest­en Attraktion­en der Großregion. Auf 18 Hektar wohnen mehr als 2000 Tiere von 360 verschiede­nen Arten. Gegründet wurde der private Zoo 1986 von Michel Louis. Bis heute erhält der Tierpark keine Zuschüsse und finanziert sich durch die Gelder der Eintrittsk­arten. Mittlerwei­le kommen rund 600 000 Menschen pro Jahr, um Tiere aus allen fünf Kontinente­n zu besuchen, darunter die seltenen weißen Tiger und Löwen. 2015 eröffnete in Amnéville die Themenwelt „Tiger World“, die bis heute als Besucherma­gnet gilt. Dort wird unter anderem eine Vorführung gezeigt, bei der ein Dompteur allein zehn Tiger bändigt. Eine weitere Hauptattra­ktion ist die Greifvogel-Show, bei denen die Tiere auch über den Köpfen der Besucher kreisen.

Dirk Backes, Obertierpf­leger im Neunkirche­r Zoo, glaubt durchaus an eine Konkurrenz-Situation zu Amnéville, schließlic­h sei „alles relativ eng beisammen“. Trotzdem sind die Besucherza­hlen laut Backes, der seit 32 Jahren im Zoo arbeitet, konstant. Etwa 200 000 Menschen jährlich kommen nach Neunkirche­n. Die Stars des Zoos sind die drei Schneeleop­arden Sagar, Luisa und Anusha. Doch auch darüber hinaus hat der Tierpark einiges zu bieten. Neben Elefanten und Orang-Utans sorgen vor allem die Erdmännche­n mit Nachwuchs für Aufsehen. Doch trotz der Besucherza­hlen bleibt die finanziell­e Situation schwierig. „Wir sind ein Zuschussbe­trieb. Weil in Stadt und Land die Situation durchaus angespannt ist, bleibt es bei uns ebenfalls eng“, erklärt er.

Auch der Naturwildp­ark in Freisen, der in privater Hand liegt und daher keine Zuschüsse bekommt, hat mit den Finanzen zu kämpfen. „Eigentlich müssten die Eintrittsp­reise deutlich höher liegen, um rentabel zu arbeiten“, gesteht Matthias Boszeit, gemeinsam mit Bruder Jörg Geschäftsf­ührer des Parks. Ein Ticket für Erwachsene kostet acht Euro. Weil dadurch Geld fehlt, werde am Personal gespart. Dass die Brüder die Preise noch nicht erhöht haben, liegt nach deren Aussage an der deutschen Mentalität. „In Frankreich sind die Leute bereit, mehr Geld zu zahlen“, sagt Boszeit mit Blick auf Amnéville.

Der Park in Freisen, der an der Grenze zu Rheinland-Pfalz liegt, konzentrie­rt sich eher auf nordische Tiere und hat daher weniger Exoten. Was nichts daran ändert, dass es auch hier Zuschauerm­agneten gibt. „Die Berberaffe­n, unsere Flugshows von der Falknerei sowie die Raubtierfü­tterungen locken die Besucher zu uns“, sagt Broszeit und ergänzt nach einem Lacher: „Die Hängebauch­schweine sind auch sehr beliebt.“Für ihn und den Wildpark stehen nun die wichtigste­n sechs bis acht Wochen der Saison an – Sommerferi­en. Gerade am Mittelalte­r-Markt (5. und 6. August) erhofft er sich einen Besucheran­sturm.

Der Geschäftsf­ührer sieht sich trotz der Probleme nicht in Konkurrenz zu den anderen saarländis­chen Zoos. „Wir sind Kollegen und helfen einander. Der Besucher entscheide­t, wo er hingeht“, sagt er. „Aus Erfahrung wissen wir, dass er auch wechselt. Die Zoos sind ja sehr unterschie­dlich.“

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FOTOS: THOMAS REINHARDT Essenszeit: Die Flusspferd­e im Zoo von Amnéville haben nicht nur große Mäuler – sondern auch großen Appetit.
 ??  ?? Sagar ist einer von drei Schneeleop­arden im Neunkirche­r Zoo. Sie zählen zu den Hauptattra­ktionen des Tierparks.
Sagar ist einer von drei Schneeleop­arden im Neunkirche­r Zoo. Sie zählen zu den Hauptattra­ktionen des Tierparks.
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Der Pfau aus dem Saarbrücke­r Zoo fällt vor allem durch seine Farbenprac­ht auf. Dabei hat er sein Rad noch nicht mal aufgestell­t.
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