Im ersten Halbjahr weniger Migranten an Europas Küsten
(dpa) In der ersten Jahreshälfte sind bislang deutlich weniger Migranten über das Mittelmeer nach Europa gekommen als im gleichen Zeitraum 2016. Doch auf Italien lastet die Flüchtlingskrise stärker als zuvor. 85 183 Menschen erreichten die Häfen des Landes, nachdem sie auf hoher See gerettet wurden, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) gestern mitteilte. Bis Anfang Juli 2016 waren es rund 71 300. Vor dem morgigen EU-Innenministertreffen rief die Migrationsorganisation der Vereinten Nationen die Mitgliedsstaaten zu Solidarität mit Italien auf. Österreich droht derweil mit Grenzkontrollen.
Die Küsten Italiens, Griechenlands, Zyperns und Spaniens erreichten laut IOM 2017 insgesamt 101 210 Menschen. Im selben Zeitraum im vergangenen Jahr gingen mit rund 231 500 Menschen noch mehr als doppelt so viele an Land. Der starke Rückgang lässt sich mit dem Abkommen zwischen der EU und der Türkei erklären, das im vergangenen Jahr in Kraft gesetzt wurde. Es sieht vor, dass die Türkei den Flüchtlingszustrom eindämmt und die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen und kein Asyl erhalten, zurückschicken kann. 158 527 Ankünfte in Griechenland im vergangenen Jahr stehen nur rund 9300 in diesem Jahr gegenüber.
EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) plädierte dafür, das Abkommen zu verlängern. „Ich bin dafür, für die kommenden Jahre ein Anschlussabkommen zwischen der EU und der Türkei zu beschließen“, sagte Oettinger der „Welt“.