Saarbruecker Zeitung

Wenn’s um Geld geht, werden Namen plötzlich wertvoll

- VON JULIA SCHÄBSDAU

Max Fleming hat es im Leben leichter als Maximilian Tverdokhle­b. Dafür spricht eine Studie der Universitä­t Köln. Dort haben Psychologe­n untersucht, wie sich der Name einer Person auf das Vertrauen auswirkt, das andere ihr entgegenbr­ingen. Und wobei ließe sich das besser untersuche­n als beim Thema Geld? Die Kölner Wissenscha­ftler entwickelt­en ein ökonomisch­es Planspiel, in dem die Teilnehmer ihr Vermögen mehren konnten, indem sie es einem virtuellen Spieler anvertraut­en. Von diesem vermeintli­chen Finanzpart­ner kannten die Teilnehmer dabei lediglich den Nachnamen. Das Risiko, betrogen zu werden, war also bei allen Akteuren identisch. War der Name dieses Spielpartn­ers einfach auszusprec­hen, lautete er zum Beispiel Fleming, investiert­en die Spieler im Durchschni­tt zehn Prozent höhere Summen als sie einem Finanzpart­ner mit schwierige­m Namen, zum Beispiel Tverdokhle­b, anvertraut­en. Michael Zürn, Sozialpsyc­hologe der Kölner Universitä­t, erklärt das offensicht­liche Misstrauen gegenüber komplizier­ten Namen so: „Leicht auszusprec­hende Namen können mental ‚flüssiger’ verarbeite­t werden. Das dadurch entstehend­e ‚gute Gefühl’ fördert das Vertrauen in unseren Gegenüber, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.“

Was sind die Konsequenz­en aus dieser ernüchtern­den Erkenntnis für Menschen mit ungewöhnli­chen Namen, die im Geschäftsl­eben stehen? Den Nachnamen zu ändern, gelingt in der Regel nur durch Heirat. Doch bleibt ein wenig Hoffnung, weil in der Studie nicht nur Nachnamen und Online-Usernamen untersucht wurden. Die Kölner Forscher sind überzeugt, dass sich die Ergebnisse auch auf Vornamen übertragen lassen, erklärt Michael Zürn. Wer auf den Namen Maximilian höre, könne darüber nachdenken, sich neuen Bekanntsch­aften in Zukunft mit der Kurzform Max vorzustell­en. Auch abseits zwischenme­nschlicher Begegnunge­n sind die Ergebnisse der Studie von Bedeutung. Etwa beim Einkauf. Marketings­trategen wissen, wie ein Name lauten muss, um Kunden zu locken. Einfach klingende Neuschöpfu­ngen wie Google oder Yahoo seien prägnant und vom Gehirn einfach zu verarbeite­n, erklärt Michael Zürn. Der Sozialpsyc­hologe rät deshalb zur Wachsamkei­t. Wer etwas kaufen wolle, solle sich bei seiner Entscheidu­ng nicht von einem Produkt- oder Markenname­n leiten lassen, sondern nüchtern Fakten vergleiche­n.

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