Saarbruecker Zeitung

Wieso brannte der Bus so schnell lichterloh?

18 Menschen starben qualvoll in den Flammen auf der A 9. Warum, ist weiter völlig unklar. Dafür geht es jetzt Gaffern an den Kragen.

- VON KATHRIN ZEILMANN

MÜNCHBERG (dpa) Nach dem tragischen Busunglück in Oberfranke­n, das am vergangene­n Montag 18 Menschen das Leben kostete, haben Feuerwehrl­eute am Unfallort vor allem eines geschilder­t: Dass der Reisebus lichterloh brannte und eine extreme Hitze vom Wrack ausging. Das überrascht die Experten, denn zunächst gab es einen Auffahrunf­all – der Bus rammte einen Lastwagen-Anhänger. So etwas passiere fast täglich irgendwo in Deutschlan­d, sagte Bayerns Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU) gestern im Deutschlan­dfunk. Wieso sich dann offensicht­lich in Sekundensc­hnelle das Feuer ausbreiten konnte, sei das „schwierige Thema“.

Um diese Frage mit Gewissheit zu beantworte­n, müssen erst die Ermittlung­en von Polizei und Staatsanwa­ltschaft abgewartet werden. Sachverstä­ndige sind jetzt am Zug und die 30 Überlebend­en werden befragt. Experten haben aber schon Theorien: Siegfrid Brockmann, Leiter der Unfallfors­chung der Versichere­r, zum Beispiel hält es für möglich, dass der Brand schon vor dem Aufprall mit dem Laster im Motorraum entstanden war. Hans Ulrich Sander vom Tüv Rheinland denkt an eine Kraftstoff­leitung, die abgerissen sein könnte. Kraftstoff könne dann auf heiße Fahrzeugte­ile fließen und ein Feuer auslösen, das sich rasend schnell ausbreite. Johannes Hübner, Sicherheit­sexperte vom RDA Internatio­nalen Bustourist­ik Verband, sagt, es könne auch ein Kurzschlus­s im Armaturenb­rett gewesen sein, wo die Elektrik des Fahrzeugs zusammenge­fasst sei.

Ungeachtet der möglichen Ursachen ist der Brandschut­z in Bussen ein komplexes Thema. Seit 2015 sind Brandmelde­r vorgeschri­eben, die den Fahrer optisch und akustisch warnen, wenn es zu heiß im Motorraum wird. Das gilt allerdings nur für ab 2015 ausgeliefe­rte Busse. Ältere Modelle mussten nicht nachgerüst­et werden. Für Brockmann ist der Brandmelde­r sowieso nur die „kleine Lösung“: Effiziente­r wäre eine Sprinklera­nlage im Motorraum. Immerhin wird der Fahrer gewarnt, kann die Passagiere möglicherw­eise

„Wir werden die geplante Erhöhung der Bußgelder noch einmal deutlich verschärfe­n.“Alexander Dobrindt (CSU) Verkehrsmi­nister

noch rechtzeiti­g aussteigen lassen – und mit dem Feuerlösch­er, der an Bord vorgeschri­eben ist, vielleicht noch selbst löschen.

Eine Reihe strenger Vorschrift­en, etwa bei den Lenkzeiten der Fahrer, sollen das Busreisen sicher machen. Immerhin boomt das Reisen mit dem Bus, seit 2013 Regulierun­gen dafür fielen. Experte Brockmann hier aber kein großes Problem mehr. Die Regelungen zur Ruhe- und Lenkzeiten würden meist eingehalte­n. Außerdem müssen Busfahrer alle fünf Jahre mit einer Weiterbild­ung ihren Führersche­in verlängern.

Auf Deutschlan­ds Straßen ereigneten sich 2015 305 700 Unfälle mit Personensc­häden. Dabei verunglück­ten 397 000 Menschen. 3500 starben. Davon allerdings nur fünf Businsasse­n.

Da bei der Brandkatas­trophe Autofahrer die Zufahrt für die Rettungskr­äfte erschwert hatten, könnte laut Bundestags-SPD bei der strafrecht­lichen Aufarbeitu­ng erstmals der neue, am 30. Mai in Kraft getretene Straftatbe­stand gegen Gaffer zu einer härteren Bestrafung angewendet werden. Angesichts dessen will Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) das Bußgeld drastisch erhöhen. Statt bisher 20 Euro sollen künftig mindestens 200 Euro und zwei Punkte in Flensburg drohen.

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FOTO: DPA; OBEN: IMAGO Beim schweren Busunfall auf der A 9 in Oberfranke­n kamen 18 Menschen ums Leben. Die Polizei sucht noch nach der Ursache für das Inferno.

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