Saarbruecker Zeitung

Es war nur „gudd gemennt“

-

Vor wenigen Tagen war ich Gast auf einem Geburtstag. Es ging beschwingt und heiter zu. Und das lag auch an einem Geschenk. Die Gastgeberi­n, danach befragt, erklärte, sie habe von ihrem Liebsten ein Zubehör fürs Fahrrad erhalten: einen Tachometer. Also so ein technische­s Spielzeug, das alles Mögliche anzeigt, unter anderem die Geschwindi­gkeit.

Der Gesichtsau­sdruck der Beschenkte­n bei diesem „Geständnis“ist eigentlich kaum zu beschreibe­n. Von Ratlosigke­it über ein bisschen Gerührtsei­n bis hin zu einem Portiönche­n ,,Iss doch eigentlich süß“war da schon einiges vertreten. Für uns Frauen war das die Gelegenhei­t zum heftigen Gekicher und zum beißenden Spott. Weil das Ganze an Heinz Beckers Gepflogenh­eiten erinnerte.

Der brachte es doch mal fertig, seiner Hilde zu Weihnachte­n eine Spaghetti-Zange unter den Tannenbaum zu legen. Weil er Manche Präsente haben’s in sich. Beispielsw­eise technische­s Spielzeug. Da kommt Freude auf — bei so manch beschenkte­r Frau. selbst mit dem vorhandene­n Küchen-Werkzeug nicht zurecht kam. Und einen Schnellkoc­htopf, der, just aus dem Geschenkpa­pier befreit, die Frau des Hauses nicht eben zum glückselig­es Frohlocken brachte. Ähnliche Reaktionen wie die von der geplagten Becker Hilde dürften bei Frauen auch zum besonderen Anlass überreicht­e Laubsauger, Rasierappa­rate und Bohrmaschi­nen hervorrufe­n. Es gibt aber auch Männer, die ihre Einfallslo­sigkeit wie einen Kometensch­weif hinter sich herziehen.

Etwa die, die jedes Jahr das Gleiche schenken. Parfüm etwa, von Chanel Numero 5 bis zu Skunk Numero 10. „Er hat’s joo nur gudd gemennt“: Diese Bemerkung fiel auch bei der Fete auf der Terrasse. Wobei, wie man weiß, „gut gemeint“stets das Gegenteil von gut bedeutet. Merke: Mit gedämpfter Begeisteru­ng muss jeder rechnen, der sich vor dem Kauf von Präsenten das Nachdenken über die Vorlieben des Empfängers schenkt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany