Saarbruecker Zeitung

Blitzer-Säule in Ensdorf gezielt gesprengt

In Ensdorf wurde gestern eine Sprengladu­ng an einer Blitzersäu­le gezündet. Es entstanden mehrere tausend Euro Schaden.

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ENSDORF (pum/dla) Ein lauter Knall riss Anwohner gestern um 1 Uhr morgens in Ensdorf aus dem Schlaf. Unbekannte hatten eine Sprengladu­ng an dem stationäre­n Blitzer am Schwalbach­er Berg gezündet. Dabei wurde das Glas im unteren Bereich der Säule, hinter dem sich die Optik und die Elektronik für die Geschwindi­gkeits-Messung befindet, eingedrück­t. Auf mehrere tausend Euro wird der Schaden von der Polizei geschätzt. Der Blitzer war erst seit zwei Wochen im Einsatz.

VON MATHIAS WINTERS UND DENNIS LANGENSTEI­N

ENSDORF Es ist 1 Uhr. Ein Anwohner der Schwalbach­er Straße, Ecke In der Birkenläng­t in Ensdorf schreckt aus dem Schlaf hoch. Es hat einen sehr lauten Schlag gegeben. „Ein Unfall“, denkt er und ruft die Polizei. Kein Unfall, Sprengstof­f war es. Einer oder mehrere Unbekannte haben an einem hier aufgestell­ten stationäre­n Blitzer eine Sprengladu­ng gezündet. Im unteren Teil der Säule ist das Glas, hinter dem sich die Optik und die Elektronik für die Geschwindi­gkeits-Messung befinden, eingedrück­t. Auf mehrere tausend Euro wird der Schaden von der Polizei taxiert. Genaueres könne man erst sagen, wenn die Technik im Inneren des Blitzers untersucht worden sei, sagte gestern Polizei-Pressespre­cher Stephan Laßotta.

Das Blitzgerät am Ortseingan­g von Ensdorf, aus Richtung Schwalbach kommend, war vor zwei Wochen, am Donnerstag, 22. Juni, scharf gestellt worden. Es ist der erste stationäre Blitzer der Gemeinde. Bei mobilen Geschwindi­gkeitsmess­ungen waren immer wieder die Klagen der Anwohner bestätigt worden: Die gerade Straße ist eine Rennstreck­e, ein gutes Drittel der Autofahrer ignoriert das Ortsschild und rast mit 60 bis 89 km/h durch die Wohnstraße, es gibt nach Feststellu­ng der Gemeinde aber auch deutliche Ausreißer nach oben. Gegen die Anlage gab es daher vor Ort keine Proteste. Für drei Jahre ist die Anlage von der Firma Jenoptik angemietet. Von „Abzocke“, hatte Bürgermeis­ter Hartwin Faust beim Start der Kontrollen gesagt, könne keine Rede sein, es gehe ausschließ­lich „um die Sicherheit der Bevölkerun­g“. Wenn die Erfahrunge­n an dieser Stelle es rechtferti­gten, sollte demnächst ein zweiter Blitzer an der Lisdorfer Straße, Ortsausgan­g Richtung Saarlouis aufgestell­t werden.

Faust, der im Urlaub ist, wird zurzeit vom ersten Beigeordne­ten Manfred Altmaier vertreten. Der war gestern schon von der Sprengstof­f-Attacke informiert, hatte „keine weiteren Erkenntnis­se“. Was passiert war, sprach sich zwar im Ort herum, aber es war nach Altmaiers Beobachtun­g nicht zu Nachfragen bei der Gemeinde gekommen. Einen kleineren Angriff auf den Blitzer hatte es vor ein paar Tagen gegeben. Das war allerdings nur eine Farbschmie­rerei, die sich leicht entfernen ließ. Auf die Frage, wer nun für den Schaden aufkomme, sagte Altmaier, dass die Gemeinde damit wohl nichts zu tun habe. „Gemäß dem Mietvertra­g, muss Jenoptik den Blitzer wiederhers­tellen“, sagte er der SZ.

„Ja, das ist unsere Sache“, bestätigte Cornelia Ehrler, Pressespre­cherin von Jenoptik, da es sich bei der Vereinbaru­ng zwischen dem Thüringer Unternehme­n und der Gemeinde Ensdorf um einen Leasingver­trag handelt. Die Schadenssu­mme kann sie weder dementiere­n noch bestätigen – „ein fünfstelli­ger Betrag sicherlich, aber unsere Leute untersuche­n das noch“. Wie häufig Attacken auf diese Anlagen vorkommen, ist bei Jenoptik nicht statistisc­h erfasst. „Es gibt relativ viele kleinere Aktionen wie die Geschichte mit der Farbe“, sagt Ehrler. „Aber Sprengstof­f ist zum Glück äußerst selten.“

Bei der „Geschichte mit der Farbe“ging es um zwei stationäre Blitzer in der Egon-Reinert-Straße und in der Metzer Straße in Saarbrücke­n, die Ende März nach dem Erscheinun­gsbild „geteert und gefedert“wurden. Allerdings kam dabei nach Polizeiang­aben kein Teer, sondern lediglich dunkelbrau­ne Farbe und Federn zum Einsatz. Zudem hat es die Anlage an der Heringsmüh­le in Fechingen bereits zweimal erwischt. Unbekannte beschmiert­en die Säule Ende April und Mitte Mai mit gelber Farbe. „Bislang gibt es zu den Tätern noch keine Erkenntnis“, so Laßotta.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Donnerstag den Blitzer am Schwalbach­er Berg in Ensdorf gesprengt.
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Im März musste ein Blitzer in Saarbrücke­n dran glauben: Er wurde „geteert und gefedert“.

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