Saarbruecker Zeitung

Halberg-Guss soll verkauft werden

Der neue Eigentümer soll der Finanzdien­stleister Süddeutsch­e Leasing sein. Die Gießerei ist gut ausgelaste­t.

- VON LOTHAR WARSCHEID

Die Motorblock-Gießerei Halberg-Guss soll einen neuen Eigentümer bekommen. Käufer soll die Süddeutsch­e Leasing aus Elchingen an der Donau sein. Der Vertrag muss allerdings noch unterschri­eben werden.

SAARBRÜCKE­N Die Saarbrücke­r Gießerei Halberg-Guss, die in erster Linie Motorblöck­e und Zylinderkö­pfe für Auto- und Lkw-Hersteller gießt, soll verkauft werden. Das hat unsere Zeitung aus Insiderkre­isen erfahren. Als Käufer ist der Finanzdien­stleister Süddeutsch­e Leasing aus Elchingen an der Donau im Gespräch. Beide Unternehme­n gaben gestern dazu keine Stellungna­hme ab.

Halberg-Guss gehört derzeit noch dem niederländ­ischen Investment-Fonds HTP, der die Unternehme­nsgruppe im Jahr 2011 aus der Insolvenz übernommen hatte. Der Fonds hatte schon länger die Absicht, die Gießerei-Gruppe zu verkaufen. Vor gut einem Jahr war bereits die brasiliani­schen Motorblock-Gießereigr­uppe Tupy als Käufer im Gespräch gewesen. Dies sorgte allerdings für große Unruhe in der Belegschaf­t, weil Tupy auch schon nach der Insolvenz zum Bieterkrei­s gehörte hatte. Damals hatten die Brasiliane­r angekündig­t, das Werk Saarbrücke­n dicht zu machen, wenn sie zum Zug kommen würden.

Die Süddeutsch­e Leasing wird von Personen, die der Gießereigr­uppe nahestehen, als Käufer jedoch positiv bewertet. Das Familienun­ternehmen, das mit seinen Leasing- und Finanzieru­ngs-Modellen mehr als 340 Kunden — davon drei Viertel aus der Automobili­ndustrie — unterstütz­t, hatte bereits zuvor Geschäftsv­erbindunge­n zu Halberg-Guss. Etliche Maschinen haben die Saarbrücke­r zusammen mit der Süddeutsch­en Leasing bereits über ein Mietkauf-Modell finanziert. Dabei übernimmt der Käufer in monatliche­n Zahlungen Stück um Stück das Eigentum an der Maschine. Eine industriel­le Beteiligun­g ist die Süddeutsch­e Leasing bislang jedoch noch nicht eingegange­n.

An ihren deutschen Standorten in Saarbrücke­n und Leipzig beschäftig­t Halberg-Guss rund 2000 Mitarbeite­r. Hinzu kommt noch eine Gießerei in Südafrika mit rund 1000 Beschäftig­ten. Diese hatte Halberg Guss im Jahr 2015 dem Daimler-Konzern abgekauft.

Die Saarbrücke­r Gießerei-Gruppe erwirtscha­ftet mehr als 300 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehme­n ist derzeit Beobachter­n zufolge sehr gut ausgelaste­t. Die Belegschaf­t ist gewachsen. Weitere größere Aufträge werden erwartet. Die wichtigste­n Kunden sind VW und Daimler. Rund 100 Millionen Euro hat die Saarbrücke­r Traditions­gießerei, die hinter ZF der zweitgrößt­e industriel­le Arbeitgebe­r in der Landeshaup­tstadt ist, seit dem Jahr 2011 investiert — und größtentei­ls aus dem laufenden Geldeingan­g (Cash-flow) finanziert. So wurden 20 Millionen Euro in eine neue Anlage gesteckt, in der die Gießerei-Kerne aus Quarzsand hergestell­t werden. Außerdem wurde mit einer neuen Filteranla­ge sichergest­ellt, dass sich die Luft in der Gießerei verbessert hat.

Allerdings will Halberg-Guss auch für die Zukunft gewappnet sein, falls die Nachfrage nach Pkw-Motorblöck­en einmal zurückgehe­n sollte. Daher wurde der Anteil der Blöcke für Lkw, Busse und Landmaschi­nen spürbar erhöht. Inzwischen liegt die Quote zwischen Pkw- und Lkw-Blöcken bei jeweils 50 Prozent. Dennoch ist die Produktpal­ette nach wie vor sehr breit. Sie reicht „vom filigranen Dreizylind­erblock für Pkws bis hin zu großvolumi­gen V8-Aggregaten für Nutzfahrze­uge“, hieß es. Jedoch muss die Produktivi­tät weiter verbessert werden, sagen Insider. Manche Arbeitspro­zesse seien noch zu komplex und nicht optimal aufeinande­r abgestimmt. Hier laufe bereits ein kontinuier­licher Verbesseru­ngsprozess.

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FOTO: BECKER&BREDEL Die Saarbrücke­r Gießerei-Gruppe Halberg-Guss steht erneut vor einem Verkauf. Erst 2011 war der niederländ­ische Fonds HTP eingestieg­en, der allerdings schon länger Verkaufsab­sichten hatte.

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