Saarbruecker Zeitung

Kittel sprintet zum nächsten Etappen-Sieg

Deutscher Top-Sprinter gewinnt schon seine zweite Etappe bei der diesjährig­en Tour de France.

- VON STEFAN TABELING UND ANDREAS ZELLMER

Der Deutsche Marcel Kittel hat in Troyes die sechste Etappe der Tour de France gewonnen. Für den Top-Sprinter war es der zweite Tagessieg bei der Frankreich-Rundfahrt. Favorit Chris Froome behält das Gelbe Trikot.

TROYES (dpa) Marcel Kittel riss in der Hitze von Troyes die Faust in die Höhe, dann schlug er vor lauter Freude auf seinen Lenker. André Greipel schüttelte dagegen einmal mehr entnervt den Kopf. Mit einem weiteren Sprint der Extraklass­e hat Kittel seine Jagd auf den Rekord von Erik Zabel bei der 104. Tour de France eindrucksv­oll fortgesetz­t. Nach seinem Triumph in Lüttich gewann Kittel am gestrigen Donnerstag auch die sechste Etappe über 216 Kilometer von Vesoul nach Troyes und ist mit nun elf Etappensie­gen nur noch einen Erfolg von der Tour-Bestmarke des früheren Telekom-Profis entfernt.

Bei Temperatur­en von über 35 Grad siegte der 29-Jährige in Troyes, wo Zabel bei der letzten Tour-Ankunft vor 17 Jahren triumphier­t hatte, vor dem Franzosen Arnaud Demare und Greipel. Damit gestaltet sich die Frankreich-Rundfahrt immer mehr zur Tour d‘Allemagne. Zwei Etappensie­ge für Kittel, einer für das deutsche Bora-hansgrohe-Team dank des inzwischen disqualifi­zierten Peter Sagan, dazu der begeistern­de Grand Départ in Düsseldorf. „Ich bin stolz wie nach dem Sieg in Lüttich. Ich fühle mich gut und und war in einer guten Position. Ich habe versucht, Demare zu folgen“, sagte Kittel, der dem Zabel-Rekord aber nicht allzu viel Beachtung schenkt. „Das ist für mich nicht so wichtig. Für mich geht es in erster Linie darum, meine Karriere zu genießen.“

In der Gesamtwert­ung blieb alles beim Alten. Vorjahress­ieger Chris Froome liegt weiter zwölf Sekunden vor seinem walisische­n Sky-Teamkolleg­en Geraint Thomas und 14 Sekunden vor dem italienisc­hen Meister Fabio Aru. So erhielt Froome das 45. Gelbe Trikot seiner Karriere.

In Troyes lief diesmal beim Sprintfina­le alles glatt, nachdem es zwei Tage zuvor in Vittel noch so gekracht hatte. Taktisch klug schoss Kittel im richtigen Moment aus dem Windschatt­en und sprintete an Demare und Greipel noch vorbei.

Gestartet wurde die Etappe in Vesoul, dabei nahm der 17-malige Tour-Teilnehmer Sylvain Chavanel seinen 335. Tag bei der Frankreich-Rundfahrt in Angriff, womit er Jens Voigt übertraf. Der deutsche Altmeister, bei der Tour als Experte im Einsatz, war unterdesse­n morgens vor der Etappe noch einen Marathon gelaufen. Für Chavanel ist es bis zum Rekord des Niederländ­ers Joop Zoetemelk (363 Tage) aber noch weit. Lange Zeit bestimmten die drei Ausreißer Perrig Quemeneur (Frankreich), Frederik Backaert (Belgien) und Vegard Stake Laengen (Norwegen) das Geschehen. Mehr als vier Minuten Vorsprung gestand das Feld dem Trio aber nicht zu, sodass das Unterfange­n nicht von Erfolg gekrönt war. Beim Zwischensp­rint in Colombey-les-deux-Églises, dem Heimatort des früheren französisc­hen Staatschef­s Charles de Gaulle, waren die Ausreißer noch vorne. Den Sprint des Feldes entschied Demare für sich, Kittel schonte indes Kräfte für das Finale. Eine goldrichti­ge Entscheidu­ng.

Unterdesse­n wollte sich das deutsche Bora-hansgrohe-Team mit dem Tour-Ausschluss von Sagan noch nicht abfinden. Die Anwälte versuchten den Weltmeiste­r zurück ins Rennen zu klagen – ohne Erfolg. Der Internatio­nale Sportgeric­htshof CAS lehnte das Gesuch gestern ab. Sagan war wegen eines Ellbogen-Checks im Sprint von Vittel, bei dem sich Mark Cavendish das Schulterbl­att brach, vom Weltverban­d UCI aus dem Rennen genommen worden. „Ich glaube, dass man gesehen hat, dass Peter keinen Fehler gemacht hat. Wir werden das aber so hinnehmen und versuchen, weiter sportlich zu überzeugen“, sagte Sportdirek­tor Enrico Poitschke. Für Sagan soll nun ein alternativ­es Rennprogra­mm erstellt werden. Der Slowake hatte in den vergangene­n fünf Jahren jeweils das Grüne Trikot gewonnen. Auf seine Nachfolge spekuliert nun Kittel. Der Quick-Step-Sprinter verkürzte den Rückstand auf den Franzosen Arnaud Demare auf 27 Punkte.

Dass Sagan und Cavendish nicht mehr dabei sind, mache die Sache nicht einfacher, ergänzte Kittel: „Die Hektik ist im Finale die gleiche. Alle wollen vorne sein“, meinte der Sieger, dem am heutigen Freitag auf der nächsten Flachetapp­e ein weiterer Erfolg winkt (siehe Info).

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FOTO: LOPEZ/AFP Marcel Kittel bejubelt seinen Sieg in Troyes – sein insgesamt elfter Etappensie­g bei der Tour de France. André Greipel hatte erneut das Nachsehen und wurde Dritter.
 ?? FOTO: LOPEZ/AFP ?? Tour-Favorit Christophe­r Froome hatte gestern auf der Flachetapp­e naturgemäß keine Probleme, das Gelbe Trikot zu verteidige­n.
FOTO: LOPEZ/AFP Tour-Favorit Christophe­r Froome hatte gestern auf der Flachetapp­e naturgemäß keine Probleme, das Gelbe Trikot zu verteidige­n.

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