Saarbruecker Zeitung

SPD legt G20-Messlatte für Merkel höher

Schulz fordert Widerstand gegen Trumps Rüstungsfo­rderungen. Und Außenminis­ter Gabriel schlägt New York für künftige Gipfel vor.

- VON WERNER KOLHOFF Produktion dieser Seite: Fatima Abbas Daniel Konrad

BERLIN Die SPD hat gestern, kurz vor dem Beginn des G20-Gipfels in Hamburg, die Latte für Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch einmal höher gelegt. Einen „klaren und selbstbewu­ssten Auftritt“gegenüber US-Präsident Donald Trump forderte Außenminis­ter Sigmar Gabriel, und Kanzlerkan­didat Martin Schulz plädierte für ein Nein Deutschlan­ds zu den Aufrüstung­sforderung­en Trumps an die Nato-Partner.

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann sagte: „Wir müssen eine klare Sprache zu Trump finden, keine verschwurb­elten Sätze.“Während Merkel sich dem in der Nato vereinbart­en und von Trump vehement eingeforde­rten Ziel verpflicht­et fühlt, dass jedes Land sich mittelfris­tig bei den Rüstungsau­sgaben in Richtung zwei Prozent des Bruttosozi­alprodukts bewegen soll, ist die SPD davon stark abgerückt. Obwohl der damalige Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier und der damalige Vizekanzle­r Gabriel den Beschluss 2014 mitgetrage­n hatten. Nun wird bei den Sozialdemo­kraten vorgerechn­et, dass das eine Verdopplun­g der Militäraus­gaben im Bundeshaus­halt auf 70 Milliarden Euro bedeuten würde. Schulz weist wiederholt darauf hin, dass Deutschlan­d dann wieder eine militärisc­he Großmacht in Europa werden würde, was schon aus historisch­en Gründen niemand wünschen könne.

Gestern präsentier­te der Kanzlerkan­didat in Berlin zusammen mit Gabriel auf einer Pressekonf­erenz anlässlich des Gipfels ein umfassende­s Papier zur künftigen internatio­nalen Zusammenar­beit. Darin enthalten auch der Vorschlag, die G20-Treffen künftig immer in New York, am Sitz der Vereinten Nationen abzuhalten, schon weil sie für die Ausrichter­städte eine große Belastung seien. Die Vereinten Nationen seien der richtige Ordnungsra­hmen, um Krisen und Konflikte friedlich zu lösen. Schulz sagte bei dieser Gelegenhei­t deutlich wie nie, dass eine von ihm geführte Bundesregi­erung sich nicht an den Nato-Aufrüstung­sbeschluss gebunden fühle.

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