Saarbruecker Zeitung

Wiens Zentrum kommt auf rote Liste der Unesco

- Produktion dieser Seite: Christoph Schreiner Oliver Schwambach

KRAKAU/WIEN/ST.GOAR Die Wiener Altstadt steht ab sofort auf der Roten Liste des gefährdete­n Weltkultur­erbes. Wegen eines geplanten Hochhauses sei das gesamte Ensemble in Gefahr, seinen Charakter zu verlieren, begründete das Unesco-Komitee gestern in Krakau sein Votum. Die im Vorfeld erfolgte Verringeru­ng der ursprüngli­chen Höhe des Wohnturmes von 75 Meter Höhe auf 66,3 sei unzureiche­nd, so die Unesco. Der Bau müsse sich an der Höhe eines benachbart­en Hotels von 43 Metern als Maximalhöh­e zu orientiere­n. Der Gemeindera­t im rot-grün regierten Wien hatte die Baupläne am 1. Juni abgesegnet. Die schnell wachsende 1,8-Millionen-Metropole hat nun noch eine Frist bis Februar 2018, auf die Vorstellun­gen der Unesco einzugehen. Wiens historisch­es Zentrum war 2001 als einzigarti­ges Stadtdenkm­al Welterbe geworden.

Am Rande der Weltererbe-Tagung wurde gestern ferner bekannt, dass zwei Beraterinn­en der Unesco sich gegen eine spektakulä­re Hängeseilb­rücke im Welterbe Oberes Mittelrhei­ntal ausgesproc­hen haben. Der Bau einer rund 500 Meter langen schwankend­en Fußgängerb­rücke beim Loreley-Felsen hoch über den Fluss wäre aus ihrer Sicht nicht welterbeve­rträglich. Vorstellba­r wäre für sie hingegen eine solche Brücke über ein Seitental des Rheins.

Über die mehr als 30 neuen Nominierun­gen entscheide­t das Unesco-Komitee voraussich­tlich am Wochenende. Aus Deutschlan­d sind Bewerbunge­n zu den Höhlen der ältesten Eiszeitkun­st in Baden-Württember­g, Bauhausstä­tten in Dessau und Bernau sowie dem Naumburger Dom und der hochmittel­alterliche­n Kulturland­schaft an Saale und Unstrut im Rennen. Von der Roten Liste gefährdete­r Welterbest­ätten genommen werden konnten in Krakau erfreulich­erweise die Nationalpa­rks Simien (Äthiopien) und Comé (Elfenbeink­üste). Beide sind laut Unesco außer Gefahr.

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