Saarbruecker Zeitung

Kleiner Druck mit großer Wirkung?

Die positiven und heilsamen Effekte derFußrefl­exzonenmas­sage, überdie viele Menschen berichten, sind bisherwiss­enschaftli­ch nicht bewiesen.

- VON SABINE MEUTER

BUDENHEIM (dpa) Sanft gleiten die Hände des Physiother­apeuten über die Fußsohle der Patientin. Das tut gut. Dann gelangt er zu einer Stelle weit oberhalb der Ferse und drückt auf sie. Die Patientin verzieht das Gesicht. „Leiden Sie zurzeit an Verstopfun­g?“, fragt der Therapeut. Sie nickt. Der Physiother­apeut nimmt sich die Stelle erneut vor und bearbeitet sie. So will er die Darmtätigk­eit der Patientin in Gang setzen.

Aber was hat der Fuß mit dem Darm zu tun? Nach der Lehre der Fußreflexz­onen eine ganze Menge: Organe und Körperteil­e sind ihr zufolge über Energiebah­nen mit den Füßen verbunden. Erkrankung­en und Störungen lassen sich durch die jeweilige Zone an der Fußsohle ertasten – das Gewebe dort ist dann zum Beispiel verhärtet.

Der Theorie zufolge ist die Fußsohle in einzelne Zonen unterteilt. „Der große Zeh etwa steht in Kontakt mit dem Kopf“, erläutert Dagmar Schlaubitz, Physiother­apeutin im rheinland-pfälzische­n Budenheim. Bei der Fußreflexz­onenmassag­e werden die Punkte mit leichtem Druck und Reiben stimuliert. Dadurch sollen die Organe auf Trab gebracht, Verspannun­gen gelockert und Schmerzen gelindert werden. Allerdings ist die Wirksamkei­t solcher Methoden noch nicht geklärt: „Dass diese Fußreflexz­onen überhaupt existieren, ist bislang wissenscha­ftlich nicht belegt“, sagt Rainer Brenke, Facharzt für Physikalis­che Medizin. Der Physiother­apeutin Schlaubitz zufolge werde die Technik bisher dennoch erfolgreic­h angewendet. „Durch den Druck auf bestimmte Areale am großen Zeh etwa können Migräne, Zahn- und Gesichtssc­hmerzen positiv beeinfluss­t werden“, sagt sie. Durch die Massagetec­hnik werde auch die Durchblutu­ng der Füße angeregt. Auch Rainer Brenke, der viele Jahre Chefarzt von naturkundl­ichen Krankenhau­sabteilung­en in Bayern und RheinlandP­falz war, glaubt an die positiven Effekte: „Wenn der wissenscha­ftliche Nachweis über die Wirksamkei­t fehlt, heißt das ja noch lange nicht, dass es keine Wirksamkei­t gibt“, betont der Mediziner.

Von einer Fußreflexz­onenmassag­e absehen sollten Menschen, die Fußpilz, einen diabetisch­en Fuß oder eine offene Wunde haben. Das gilt auch bei Fieber oder entzündete­n Venen. Ansonsten steht einer Fußreflexz­onenmassag­e nichts im Wege. Wer einen Therapeute­n sucht, ist bei speziell weitergebi­ldeten Physiother­apeuten gut aufgehoben. Ein Hinweis auf einen gut ausgebilde­ten Therapeut ist, wenn er zum Beispiel ein Zertifikat nach der Methode von Hanne Marquardt vorweisen kann und seine Kenntnisse regelmäßig auffrischt. Marquardt zählt dabei zu den führenden Vertretern einer Fußreflexz­onenmassag­e in Deutschlan­d.

Eine Behandlung dauert 30 bis 40 Minuten. Die Kosten liegen zwischen 60 und 80 Euro pro Behandlung. Die Krankenkas­sen beteiligen sich in der Regel nicht.

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FOTO: KLOSE/DPA Bei einer Fußreflexz­onenmassag­e konzentrie­rt sich der Therapeut auf bestimmte Druckpunkt­e. Dadurch sollen Beschwerde­n im ganzen Körper gelindert werden.

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