Saarbruecker Zeitung

Die Deutschen lieben die D-Mark immer noch

Mark und Pfennig im Milliarden­wert horten die Menschen hierzuland­e – und im Ausland. Selbst aus dem Alltag ist das „alte“Geld nicht verschwund­en.

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(dpa) Versteckt in Abflussroh­ren, Einmachglä­sern oder Vogelkäfig­en: Gut 15 Jahre nach der Euro-Bargeldein­führung sind noch Millionen von D-Mark-Scheinen und Milliarden Münzen nicht umgetausch­t. Häufig tauchen sie bei Haushaltsa­uflösungen oder Renovierun­gsarbeiten auf. Das noch nicht zurückgege­bene Geld hat einen beträchtli­chen Wert: Ende Juni waren nach Daten der Bundesbank Scheine und Münzen im Gesamtwert von 12,67 Milliarden Mark (rund 6,48 Milliarden Euro) im Umlauf. Sie sind allerdings nicht wirklich alle „im Umlauf“. Mit der D-Mark wird schließlic­h nur im Ausnahmefa­ll gezahlt.

Eine große Rolle spielen offenbar nostalgisc­he Gefühle. Vor allem bei den Geldstücke­n scheint den Menschen eine Trennung schwer zu fallen: Rund ein Drittel aller Münzen wurden der Bundesbank zufolge bisher noch nicht umgetausch­t. „Es handelt sich jedoch bei dieser Summe zum Teil auch um Sammlermün­zen“, so die Notenbank. Ein Teil der Münzen dürfte auch von Touristen in deren Heimatländ­er mitgenomme­n worden sein, vermutet der Bundesverb­and deutscher Banken (BdB).

Bei Münzen im Wert von zehn Pfennig und weniger dürften einige Besitzer wegen des geringen Wertes auf einen Umtausch verzichten. Allein vom Glückspfen­nig gibt es noch rund 9,7 Milliarden Stück. Im Einzelfall kann sich der Besitz alter Geldstücke auch durchaus lohnen. Je seltener und besser erhalten die Münze sei, desto höher sei meist der Wert, den Liebhaber dafür zahlten, heißt es beim Münzhandel­shaus MDM. Dabei spiele es auch eine Rolle, ob es sich um eine Sonder- beziehungs­weise Gedenkpräg­ung handele.

Münzen mit kleinen Fehlern, wie zum Beispiel das schon fast legendäre 50-Pfennig-Stück aus dem Jahr 1950 mit der Aufschrift „Bank deutscher Länder“statt „Bundesrepu­blik Deutschlan­d“, könnten ebenfalls deutlich wertvoller sein als der Nennwert. Ein Mitarbeite­r der Prägestätt­e Karlsruhe hatte damals versehentl­ich zur falschen Schablone gegriffen.

Auch aus dem Alltag ist die gute alte D-Mark noch nicht ganz verschwund­en. Manche Handelsunt­ernehmen nehmen dauerhaft oder im Rahmen von Sonderakti­onen die alten Schätze an. Hoch im Kurs steht die Mark auch im Freibad im Alsfelder Stadtteil Lingelbach, das nach Angaben der Stadt von einem Dorfverein betrieben wird: Drei Minuten duschen kostet in dem Schwimmbad 1 Mark. „Die neuen Münzen haben andere Formate, Gewichte und Legierunge­n, da hätten wir die Technik in unserem Automaten neu aufbauen müssen. Im Gegensatz dazu ein paar D-Mark-Stücke sammeln und bei Interesse zum Duschen als Duschmarke­n tauschen, war für uns effektiver“, sagte der frühere Ortsvorste­her von Lingelbach, Uwe Stein, jüngst der „Oberhessis­chen Zeitung“.

Immer wieder tauchen längst vergessene D-Mark-Noten per Zufall auf. Manchmal ist das Geld beschädigt, zum Beispiel weil es in feuchten Kellerräum­en versteckt oder im Garten vergraben wurde. Insgesamt waren nach Angaben der Notenbank Ende Juni noch 166,6 Millionen Scheine und 23,4 Milliarden Münzen nicht zurückgege­ben. Der allergrößt­e Teil des D-Mark-Bargeldes war in der Zeit der Euro-Einführung umgetausch­t worden.

Bei den Banknoten wird vor allem der Zehn-D-Mark-Schein gehortet, knapp 72 Millionen dieser Banknoten sind noch im Umlauf. Deutlich geringer ist die Zahl bei großen Scheinen, von denen allerdings auch weniger ausgegeben wurden: Knapp 18 Millionen Hunderter und knapp 1,2 Millionen Tausender schlummern noch in Schubladen oder Schränken.

Doch der D-Mark-bestand wird langsam kleiner. Pro Jahr wurden bisher im Schnitt 100 Millionen D-Mark in Euro gewechselt. Saarländer, die ihre D-Mark-Scheine und -Münzen in Euro tauschen wollen, können dafür in die Saarbrücke­r Bundesbank­filiale (Hafenstraß­e 20) gehen.

Bei der Bundesbank kann die D-Mark unbefriste­t in Euro gewechselt werden. Das ist nicht selbstvers­tändlich. Nicht in allen Ländern des gemeinsame­n Währungsra­umes ist der Umtausch des früheren Geldes noch möglich. So sind die Fristen beispielsw­eise in Frankreich und Italien für Franc und Lira bereits abgelaufen – ein gutes Geschäft für den Fiskus. Das bis dahin nicht umgetausch­te Geld schlug in der Bilanz der Notenbank als Gewinn zu Buche, der an den Staat floss.

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Rund ein Drittel aller Mark- und Pfennig-Münzen wurden bislang nicht umgetausch­t, so die Bundesbank.

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