Saarbruecker Zeitung

Streit um Schuld nach Gipfel der Gewalt

Die Gewalt-Exzesse beim G20-Gipfel haben eine heftige Debatte ausgelöst. Die Union will den Rücktritt von Hamburgs Bürgermeis­ter Scholz.

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(dpa/SZ) Nach den beispiello­sen Krawallen um den G20-Gipfel in Hamburg ist eine heftige Diskussion über Verantwort­ung und Konsequenz­en ausgebroch­en. Politiker sprachen von „Terror“und „bürgerkrie­gsähnliche­n Zuständen“. Die Hamburger CDU forderte gestern den Rücktritt von Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD), weil er die Sicherheit­slage „eklatant falsch eingeschät­zt“habe. Aber auch die Entscheidu­ng von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für den Gipfelort Hamburg und der Sinn solch aufwändige­r Spitzentre­ffen wurden in Frage gestellt.

Hamburg war wegen der schlimmste­n Krawalle in Deutschlan­d seit Jahrzehnte­n drei Tage und drei Nächte im Ausnahmezu­stand. Die Straßenkäm­pfe mit Hunderten Verletzten und rund 400 Festnahmen begannen mit der Ankunft der mächtigste­n Staats- und Regierungs­chefs der Welt am Donnerstag und hielten auch noch nach ihrer Abreise in der Nacht zu Sonntag an.

Nach Angaben der Polizei gab es 37 Haftbefehl­e gegen Randaliere­r, Insgesamt waren mehr als 20 000 Polizisten im Einsatz. 476 Beamte seien verletzt worden. Die saarländis­che Polizei, deren 110 nach Hamburg entsandte Beamte gestern Abend nach Saarbrücke­n zurückkehr­ten, meldete drei leicht Verletzte. Man sei ,,glimpflich davongekom­men“, sagte ein Sprecher der SZ. Über verletzte Demonstran­ten gab es keine Angaben.

Die Kanzlerin versprach den Opfern der Randale von Hamburg schnellstm­ögliche Hilfe und Entschädig­ung. Scholz räumte ein, dass es nicht gelungen sei, so für die Sicherheit zu sorgen, wie man sich das vorgestell­t habe. Vor dem Gipfel hatte Scholz die Risiken mit dem jährlichen Hamburger Hafengebur­tstag verglichen. Das harte Durchgreif­en der Polizei verteidigt­e der Bürgermeis­ter und sprach von einem „heldenhaft­en“Einsatz.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier besuchte gestern ein Polizeirev­ier am Rande des Hamburger Schanzenvi­ertels, wo es die schlimmste­n Krawalle gegeben hat. Er zeigte sich schockiert über die „maßlose Zerstörung­swut“. Er verteidigt­e aber die Entscheidu­ng, den Gipfel in Hamburg abzuhalten: „Ein demokratis­ch gefestigte­s Land wie Deutschlan­d sollte auch das Selbstbewu­sstsein haben und sagen: Jawohl, solche Konferenze­n müssen nicht nur sein, sondern wenn sie sein müssen, dann können sie auch bei uns stattfinde­n.“

Beim Gipfel selbst konnten in den zentralen Fragen wie Freihandel und Klimaschut­z keine Fortschrit­te erzielt werden. Merkel zeigte sich trotzdem zufrieden und sprach von „guten Ergebnisse­n“in „einigen Bereichen“. Angesichts der Ergebnisse und heftiger Krawalle sagte dagegen Linksfrakt­ionschefin Sahra Wagenknech­t: „Im Grunde kann die Lehre nur sein, in Zukunft auf solche Show-Veranstalt­ungen, die sinnlos Steuergeld verschling­en und keine Ergebnisse bringen, ganz zu verzichten.“

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