Saarbruecker Zeitung

Was beim Treffen der Mächtigen erreicht wurde

- VON ELLEN HASENKAMP

Bis zur letzten Minute wurde verhandelt. Die Einigung bestand schließlic­h darin, die abweichend­e Haltung der USA zum Pariser Klimaabkom­men ausdrückli­ch zu benennen. Doch was zunächst immerhin noch aussah wie eine einheitlic­he Position der übrigen 19 Partner, wurde bald darauf vom türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in Frage gestellt. Erdogan sagte bei seiner Abschluss-Pressekonf­erenz, er habe Kanzlerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron deutlich gemacht, dass das Klimaabkom­men nicht vom türkischen Parlament ratifizier­t werde, „bis die uns gegebenen Verspreche­n nicht erfüllt werden“. Dabei bezog er sich nach eigenen Angaben auf Zusagen des früheren französisc­hen Präsidente­n François Hollande, dass die Türkei trotz ihrer Einstufung als entwickelt­er Staat nicht die gleichen finanziell­en Lasten der Klimaverei­nbarung tragen muss wie etablierte Industries­taaten.

Handel: Der Durchbruch erfolgte erst in der zweiten Gipfelnach­t; heraus kam ein klassische­r Kompromiss. Es gelang, eine Formulieru­ng in das Schlussdok­ument zu retten, wonach „Protektion­ismus einschließ­lich aller unfairen Handelspra­ktiken“bekämpft werden soll – eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it. Zugestande­n wurden Trump aber „Schutzinst­rumente“.

Anti-Terror-Kampf: Es war das unstrittig­ste Thema. Die G20-Staaten vereinbart­en, gemeinsam verstärkt gegen Terrorfina­nzierung und Propaganda im Internet vorzugehen und Verdächtig­en Kommunikat­ionswege zu verbauen.

Flüchtling­e: Gemeinsam gegen die Flüchtling­skrise – das war ein dringender Wunsch der Europäer. Gelungen ist aber nur eine halbherzig­e Einigung im Kampf gegen Schleuser und Menschenhä­ndler. Dazu werden „Maßnahmen“angekündig­t, die vage bleiben. Die von der EU verfolgte Idee, dabei die UN einzubinde­n, scheiterte. UN-Sanktionen wie Reiseverbo­te und Vermögenss­perren gegen Menschenhä­ndler soll es wegen des Widerstand­s von Russland und China nicht geben.

Syrien: Eine Waffenruhe für Teile Syriens – diese gute Nachricht gab es. Verkündet wurde sie nach dem ersten direkten Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin. Ausgehande­lt wurde die Vereinbaru­ng allerdings nicht in Hamburg, sondern von Unterhändl­ern in Jordanien. Beginnen sollte die Waffenruhe im Süden Syriens gestern. Ob und wie lange sie hält, ist offen.

Ukraine: Auf Chefebene wurde am Rande des Gipfels über die Ukraine-Krise beraten. Merkel, Macron und Putin trafen sich zu einem Gespräch. Der ukrainisch­en Präsidente­n Petro Poroschenk­o war nicht dabei – sein Land ist nicht Teil der G20. Konkret beschlosse­n wurde nichts. Diplomaten hoffen aber, dass das so genannte Normandie-Format nach dem Präsidente­nwechsel in Frankreich nun wieder in Gang kommt und von Trump unterstütz­t wird.

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