Saarbruecker Zeitung

Frankreich stellt Ende von 17 AKW in Aussicht

Die Pariser Regierung will die Atomkraft zurückfahr­en. Die Region hofft auf ein Aus für Cattenom.

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(dpa/SZ) Bis über das Jahr 2040 hinaus soll das Kernkraftw­erk Cattenom nahe der saarländis­chen Grenze am Netz bleiben. Darauf setzt bislang der Betreiber EDF und investiert derzeit einen dreistelli­gen Millionen-Betrag in die 1986 in Betrieb gegangene Anlage. Der regelmäßig­e Protest von deutscher Seite gegen die Pläne verhallte bisher ohne Folgen.

Doch nun könnte eine neue Lage entstehen. Nach Aussagen des seit einigen Wochen amtierende­n französisc­hen Umweltmini­sters Nicolas Hulot könnte Frankreich in den kommenden acht Jahren bis zu 17 Atomreakto­ren abschalten. Er begründete dies gestern mit dem Ziel des französisc­hen Energiewen­de-Gesetzes, den Atomanteil an der Stromprodu­ktion bis 2025 auf 50 Prozent zu senken. Dieses Ziel hatte der neu gewählte Präsident Emmanuel Macron bestätigt. Bislang kommen in dem Land etwa drei Viertel des Stroms aus Atomkraft. „Jeder kann verstehen, dass wir eine gewisse Anzahl Reaktoren schließen werden, um dieses Ziel einzuhalte­n“, sagte Hulot im französisc­hen Radiosende­r RTL. Nach seiner Darstellun­g soll parallel der Verbrauch sinken und die Stromprodu­ktion diversifiz­iert werden. Details oder einen klaren Fahrplan nannte er nicht.

Frankreich hat 58 Reaktoren und damit den zweitgrößt­en Atompark der Welt. Bislang gibt es nur für das umstritten­e Atomkraftw­erk Fessenheim an der deutschen Grenze einen Plan zur Schließung. Das Atomkraftw­erk in Cattenom produziert­e 2016 rund 31,2 Milliarden Kilowatt Strom. Das entspricht 75 Prozent des Stromverbr­auchs der Region Grand Est – obwohl mehrere Reaktoren für Wartungsar­beiten teilweise still standen.

Trotz dieser wichtigen Rolle Cattenom sieht saarländis­che Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Markus Tressel im neuen französisc­hen Energiewen­de-Gesetz eine Chance für die Stilllegun­g. Landes- und Bundesregi­erung müssten bei der französisc­hen Regierung nun unverzügli­ch auf die Schließung des Pannenreak­tors in Cattenom drängen, erklärte Tressel gestern in Berlin als Reaktion auf die aktuellen Äußerungen des neuen Pariser Energiemin­isters.

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