Saarbruecker Zeitung

Wenn der Paketbote häufiger klingelt

Saarländer erhalten laut Studie überdurchs­chnittlich viele Warensendu­ngen. Und es werden künftig noch mehr.

- VON JOACHIM GÖRES

BONN/SAARBRÜCKE­N DHL, Hermes, UPS, GLS, DPD: Auf den Straßen sind immer mehr Paketdiens­t-Fahrzeuge unterwegs, um Kunden ihre im Internet bestellte Ware nach Hause zu bringen. Die Bundesnetz­agentur hat kürzlich einen Bericht mit Zahlen für das Jahr 2015 veröffentl­icht. Danach wurden in Deutschlan­d mehr als zwei Milliarden Warenpaket­e an Privatkund­en zugestellt. Bis 2020 rechnen Experten mit drei Milliarden und bis 2025 mit mehr als vier Milliarden Paketen.

In der Studie der Hamburger Unternehme­nsberatung MRU und der Hochschule Würzburg-Schweinfur­t im Auftrag der Bundesnetz­agentur wurde die Entwicklun­g nach Postleitza­hlengebiet­en unter die Lupe genommen. In der Region 66, die das Saarland sowie angrenzend­e Gemeinden in Rheinland-Pfalz umfasst, wurden im Jahr 2015 insgesamt 20,8 Millionen Warensendu­ngen an Privatkund­en zugestellt. Im Jahr davor waren es 18,5 Millionen. Pro Einwohner waren das 16,8 Sendungen im Jahr 2015. Der bundesdeut­sche Schnitt liegt bei 16 Warenpaket­en. Hochburgen sind die Regionen Mannheim und Wuppertal mit 19 Sendungen pro Bewohner. Zu den Schlusslic­htern gehören das südliche Mecklenbur­g-Vorpommern sowie die Postleitza­hlengebiet­e rund um Trier und Koblenz.

Während der Versand von Computern (minus 16 Prozent) und Büchern (minus 22 Prozent) 2015 gegenüber dem Vorjahr bundesweit zurückgega­ngen ist, gab es Zuwächse bei Unterhaltu­ngselektro­nik (plus acht Prozent), Bekleidung (plus 22 Prozent), Möbel und Lampen (plus 41 Prozent) und Lebensmitt­eln (plus 50 Prozent). Bei Lebensmitt­ellieferun­gen liegt das Saarland 2015 im Bundesdurc­hschnitt von 0,4 Sendungen, bei Möbeln und Lampen etwas über dem Schnitt von 0,8 Sendungen pro Kopf.

Gleichzeit­ig reduzieren fast alle Paketdiens­te ihre Standorte. Die Zahl der Annahmeste­llen ging 2015 bundesweit um 1600 auf knapp 57 000 zurück, die Zahl der Abholstell­en sank um 600 auf 44 500. Vor allem in ländlich geprägten Regionen wird das Netz immer löchriger. „Eine flächendec­kende Versorgung ist nach wie vor gegeben, könnte allerdings bei einer fortgesetz­ten Abnahme der Zugangspun­kte infrage gestellt werden“, heißt es in der Studie. Der Weg in das nächste Geschäft ist häufig erheblich näher als zum nächsten Paketshop, den der Paketkunde nicht selten zweimal macht: Zum Abholen, wenn man bei Auslieferu­ng nicht zu Hause war und für das Zurückschi­cken der Ware. Am meisten werden im Internet Schuhe und Bekleidung bestellt: 329 Millionen Sendungen entfielen 2015 auf diese Warengrupp­e. Die Prognosen über das steigende Paketaufko­mmen in den nächsten Jahren könnten noch deutlich nach oben korrigiert werden. Der Studie wird die Nachfrage überpropor­tional zulegen, wenn die Zustellung innerhalb eines bestimmten Zeitfenste­rs sowie innerhalb von 90 Minuten nach der Bestellung garantiert werden kann. Entspreche­nde Angebote erzielen schon heute eine große Resonanz. Die Schattense­iten: Immer mehr Paketfahrz­euge tragen erheblich zum innerstädt­ischen Verkehr und zur Umweltbela­stung bei. Und gerade in kleineren und mittelgroß­en Städten, in denen der Online-Handel boomt, stehen immer häufiger Läden in zentralen Lagen leer.

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FOTO: MALTE CHRISTIANS/DPA Die Zahl der zugestellt­en Pakete und Päckchen soll einer Studie zufolge rasant zunehmen.

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