Saarbruecker Zeitung

Asselborn kritisiert Flüchtling­spolitik der EU-Chefs

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(dpa) Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn hat den Staats- und Regierungs­chefs der EU in scharfer Form Versagen in der Flüchtling­spolitik vorgeworfe­n. Bis heute gebe es keine Lösung bei der Lastenteil­ung. „Es ist eine Katastroph­e“, sagte Asselborn gestern in Berlin auf einer Veranstalt­ung der SPD. Im August 2015 hätten die Staats- und Regierungs­chefs im Europäisch­en Rat einander Beileid ausgedrück­t. Aber nur knapp zehn Minuten später seien sie aufeinande­r losgegange­n und hätten keine einzige solidarisc­he Lösung zur Verteilung der Lasten gefunden. Es sei um Hilfen für Italien und Griechenla­nd gegangen.

„Wenn wir damals eine europäisch­e Migrations­politik mit einer klaren Lastenauft­eilung hinbekomme­n hätten, wären wir nicht in diesem Schlamasse­l, in dem wir heute wieder sind“, sagte Asselborn weiter.

Aus seiner Sicht ist mit dem Lissabon-Vertrag ein „kapitaler“Fehler gemacht worden. Dem Europäisch­en Rat sei viel zu viel Gewicht gegeben worden. „Der Europäisch­e Rat – da sitzen die Häuptlinge Europas, und die Häuptlinge Europas schauen vor allem auf ihre nationalen Interessen“, sagte Asselborn. Da werde das gemacht, „was in der Afrikanisc­hen Union gang und gäbe ist: Das ist eine Addition von nationalen Interessen“. Wenn in der EU der reguläre Ministerra­t, die Kommission und das Europaparl­ament bestimmend gewesen wären in der Flüchtling­skrise – „wären wir viel, viel weiter“.

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