Chinas Frauen im Aufbruch
„Liebe im Reich der Mitte“blickt in das Leben der weiblichen Bevölkerung des Landes.
(ry) 40 Jahre nach Maos Kulturrevolution findet in China ein sexueller Umbruch statt. In ihrem Zentrum stehen die Frauen. Die Dokumentation zeichnet ein intimes Porträt verschiedener Frauen des Landes und gewährt einen – seltenen – offenen Einblick in eine Revolution im Verborgenen, die in den kommenden Jahren die chinesische Gesellschaft stark verändern wird.
Im „Happy Sex Salon“der Sexualtherapeutin Dr. Hongli in Peking treffen sich Frauen aus allen Milieus, um den Gebrauch von Vibratoren zu erlernen, sich über weibliche Sexualität aufklären zu lassen und ihre Rolle als Frau neu auszuloten. Dies zeigt die Revolution hinter verschlossenen Türen, in deren Zentrum die weibliche Bevölkerung steht. Die erstarkt zu neuem Selbstbewusstsein.
Die Dokumentation begleitet einige Frauen aus China und zeigt deren Leben – ebenso, wie sie zur wahren Liebe gefunden haben. Den Anfang macht die Geschichte von Li Hua. Vor vier Jahren starb der Mann der 49-jährigen Hausfrau. Es war eine Vernunftehe. Nun macht sich die Witwe auf die Suche nach der großen romantischen Liebe und findet sie am Ende auch – nach Sex-Salon, Tanzschule und Beziehungsberatung. Weiter geht es mit der zweiten Geschichte: Die 32-jährige Food-Bloggerin Wen-Wen gilt indes als „Leftover Woman“und muss sich fragen lassen, warum sie mit über 30 immer noch unverheiratet ist. Das Leben der 67-jährigen Ex-Journalistin Ms. Wang wird ebenfalls im Beitrag beleuchtet. Die Rentnerin erinnert sich an die Jahre der Kulturrevolution, als Liebe und Sex noch als verbotene Ablenkung galten. Zudem ist Studentin Hua-Ying Teil der Dokumentation: In ihrem Wohnzimmer trifft sich seit 2012 die feministische Bcome Group: junge Aktivistinnen, die mit verstörenden Darbietungen auf die Lage der Frauen im heutigen China aufmerksam machen. Das bleibt nicht ohne Folgen: Am Weltfrauentag 2015 wurden drei Aktivistinnen verhaftet. Von der Unmöglichkeit eines Coming-out erzählen Ping und Ting, die nur in der Anonymität der Großstadt Peking als lesbisches Paar ihre Liebe leben können.
Regisseurin Laetitia Schoofs gelang mit ihrer Dokumentation „Liebe im Reich der Mitte – Chinas Frauen im Aufbruch“ein intimer und seltener Einblick in eine Revolution im Verborgenen. Sie porträtiert ein radikales Erwachen, das in den kommenden Jahren die chinesische Gesellschaft transformieren wird. Anhand ihres Films verdeutlicht sie nun einmal mehr, dass Chinas Frauen immer selbstbewusster werden.