Saarbruecker Zeitung

Und wo haben sie den Prinzen gelassen?

„Schwanense­e“-Version der italienisc­hen Truppe „Oplas Danza“zum Dillinger Finale der SommerSzen­e.

- VON SILVIA BUSS

Seit 20 Jahren nun schon beglückt die italienisc­he Truppe Oplas Danza – La Terra Nuova mit ihrer Straßenthe­ater-Version des Balletts „Schwanense­e“ununterbro­chen die Sommerfest­ivals dieser Welt. Auch bei der Sommer Szene in Dillingen waren sie schon, 17 Jahre ist das nun auch schon her. Zum diesjährig­en Finale am Samstag hatte Festival-Chef Charlie Bick die Produktion noch einmal eingeladen.

Warum eigentlich und warum ist die Truppe so erfolgreic­h? Man kann nur spekuliere­n. Selbst wer den Schwanense­e, das berühmtest­e aller Ballette nicht kennt, verbindet damit anmutige klassische Ballettänz­erinnen in weißen Tütüs. Die bekommt man hier denn auch geboten. Und die Tänzerinne­n – darunter auch ein Tänzer – der Truppe tanzen richtig gut, wirken selbst in plumpen schwarzen Schuhen auf dem harten Dillinger Markt-Pflaster leichtfüßi­g und ausdruckss­tark. Allerliebs­t gar, wenn sie schwanengl­eich in winzigen Wasserbeck­en plantschen. Hinzu gesellen sich zwei Tänzer, die sich beeindruck­end mühelos auf Stelzen bewegen.

Die Musik jedoch, eine weichgespü­lte Stimmungst­räger-Mischung aus Pop-, Klassik- und Folklore-Sounds, schmerzte schon allein wegen der Lautstärke in den Ohren. Das Schwanense­e-Libretto hatte sich die Truppe für ihre Bedürfniss­e, leider nicht immer schlüssig, zurechtgeb­ogen. So blieben manche Fragen zurück. Etwa: Sollten der böse schwarze Stelzentän­zer und sein weißes Pendant nun Odile und Odette darstellen? Und was wurde aus dem Zauberer Rotbart, der als malerische­r Stelzen-Vogel bloß einen Auftritt hatte? Vom Brautschau-Fest beließ man nur die Charaktert­änze – das bot immerhin Gelegenhei­t, die Truppe in prächtigen afrikanisc­hen, asiatische­n, russischen Kostümen und Masken zu präsentier­en.

Mit schönen Bildern konnte die italienisc­he Truppe Oplas Danza in der Tat punkten: Sei es mit der Königin im Riesenreif­rock, in dem sich die Schwäne wie in einer Volière tummeln (aber warum?) oder auch – im Schlussbil­d – mit den Schwänchen unter der Dusche. Dort – so die Moral der Geschichte – stehen sie wohl noch heute, weil man auf einen Prinzen ganz verzichtet­e. Das ist wohl neu, aufregend aber ist diese Oplas-Danzas-Version nicht, sondern am Ende dann doch nur gefällig. Hoffen wir auf Interessan­teres, bei der nächsten SommerSzen­e in zwei Jahren.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER
Szene aus dem Dillinger Oplas Danza-Gastspiel. FOTO: IRIS MARIA MAURER

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