Der passende Rahmen fürs Rad
Der Rahmen eines Fahrrades kann in seiner Beschaffenheit so vielfältig sein wie die Radtypen selbst. Worin unterscheiden sich die Materialien?
(dpa) Stahl, Alu oder Carbon: Fahrradrahmen sind längst nicht alle gleich – auch wenn sie lackiert so aussehen mögen. Fahrradkäufer sollten deshalb wissen, worin sich die verschiedenen Materialien unterscheiden.
Für 80 Prozent der Freizeitsportler dürfte ein Alufahrrad eine gute Wahl sein, sagt Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad. Alu sei leicht, langlebig und bezahlbar. Jedoch ist Aluminium relativ weich. So müssen die zusammengeschweißten Rohre für mehr Stabilität höhere Wandstärken haben. Das lässt sich durch eine intelligente Konstruktion steuern. „Aluminium lässt viel Rohr- und Rahmengeometrien zu“, erklärt Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrieverband (ZIV).
Das Spektrum reicht von billigen Baumarkträdern für 250 Euro bis hin zur Oberklasse, wo allein der Rahmen 2000 Euro kostet. Ab etwa 400 Euro sei die Qualität annehmbar, sagt Fehlau. Im ganz günstigen Segment rät er jedoch lieber zu einem schwereren Stahlrad. Das sei oft stabiler als ein billig produziertes aus Alu, „und hat bei einem Unfall ein sympathischeres Bruchverhalten“. Alu breche unvermittelter, Stahl sei dagegen zäher.
Für Fahrräder aus faserverstärktem Kunststoff werden Carbonfasermatten je nach Konstruktionsplan angeordnet und mit Kunstharz verklebt. So lässt sich der Rahmen völlig frei in der Form und flexibel aufbauen. Damit könne mehr Steifigkeit an Stellen wie etwa im Tretlagerbereich erzielt werden und mehr Flexibilität für mehr Federungskomfort an den Hinterradstreben, erläutert Andreas Götz. „Mit Aluminium und Stahl kann man das nicht machen.“
Diese Verarbeitung von Hand ist sehr aufwendig, daher seien Carbonrahmen auch recht teuer, sagt Neuberger. Hersteller nutzen sie vor allem bei hochwertigen Mountainbikes oder Rennrädern. Gegenüber Alu hat Carbon den Vorteil, noch leichter, fester und steifer zu sein. „Ein Wettkampfrahmen wiegt nicht mal mehr 800 Gramm“, sagt Fehlau. Auf Carbon rasen die Profis mit über 100 Kilometer pro Stunde sicher den Berg hinunter.
Bei Stadtfahrrädern spielt der Werkstoff keine Rolle, weil er für den Alltag zu empfindlich ist. Auch wenn nach Stürzen nichts zu erkennen ist, können sich unsichtbare Mikrorisse gebildet haben. Götz rät daher, nach einem Zwischenfall sofort zum Fachhändler zu gehen. Denn geschädigtes Carbon kann völlig unvermittelt reißen. Vor allem bei hohen Geschwindigkeiten sei das extrem gefährlich.
Auch Anbauteile müssen Radler mit exakt den vom Hersteller vorgegebenen Drehmomenten anziehen. Die stehen oftmals direkt am Rahmen oder den Anbauteilen. Ansonsten können irreparable Schäden die Folge sein. Einfache Carbon-Modelle sind ab etwa 1300 Euro zu haben. Bei Rennrädern ab etwa 2500 Euro aufwärts gewinnt Carbon immer mehr Marktanteile. „Bis zu dieser Summe würde ich eher zu Aluminium greifen“, sagt Gunnar Fehlau.