Saarbruecker Zeitung

Der Weltmeiste­r bekommt richtig Druck

In der Rallye-WM tobt der Titelkampf wie seit Jahren nicht mehr. Hyundai-Pilot Neuville jagt Titelverte­idiger Ogier.

- VON PETER WILHELM Produktion dieser Seite: Peter Wilhelm, Michael Kipp

Acht Saisonläuf­e, fünf verschiede­ne Sieger. Die Rallye-Weltmeiste­rschaft ist in diesem Jahr so spannend und hart umkämpft wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr. Alleine zuletzt bei der Polen-Rallye gab es sage und schreibe elf (!) Führungswe­chsel an der Spitze. Nach dem überrasche­nden Ausstieg von Seriensieg­er Volkswagen Ende der vergangene­n Saison hatten einige Fans befürchtet, dass der WM mit den Wolfsburge­rn das große Zugpferd verloren geht. Doch das Gegenteil ist der Fall. Durch den Wegfall des Dominators der vergangene­n Jahren ist ein Kampf auf Biegen und Brechen um die Nachfolge ausgebroch­en. Mit Ford, Hyundai, Citroen und Toyota konnten bereits alle vier in der WM vertretene­n Marken Siege verbuchen.

„Jedes Team hat ein schnelles Auto, das gewinnen kam“, sagt Fahrer-Weltmeiste­r Sébastien Ogier. Er selbst bekommt das hautnah zu spüren. Nach dem Ausstieg von VW gibt der Franzose in dieser Saison für Ford Gas – und muss sich ganz schön strecken. Im Kampf um jeden Sekunden-Bruchteil muss der Routinier ans Limit – und manchmal darüber hinaus. Bei der Polen-Rallye übertrieb er es – flog ab und verlor viel Zeit. Ein Fehler, wie man ihn bei dem 33-Jährigen in den vergangene­n Jahren nur selten sah.

Folge: Zwar führt der Titelverte­idiger die WM-Wertung auch in diesem Jahr wieder an. Mit 160 Punkten liegt er jedoch nur knapp vor Thierry Neuville – und der holt auf. Ogier feierte bislang zwei Saisonsieg­e, darunter auch den beim prestigetr­ächtigen Saisonauft­akt in Monte Carlo. Doch Neuville verbuchte zuletzt in Polen bereits seinem dritten Saisonerfo­lg – und ist damit auf der Überholspu­r. Zudem gilt der Belgier als der derzeit schnellste Mann im Feld. Auf exakt 40 Wertungspr­üfungen raste der 29-Jährige in diesem Jahr schon zur Bestzeit. Zum Vergleich: Ogier kam gerade mal auf 14.

Dafür punktete Routinier Ogier regelmäßig, während Heißsporn Neuville seinen Hyundai beim Saisonauft­akt in Monte Carlo und danach auch in Schweden jeweils in Führung liegend von der Piste feuerte. Es wird also spannend. Denn in Deutschlan­d dürfte es einen richtigen Schlagabta­usch geben. Ogier reist als Vorjahress­ieger an, Neuville gewann hier 2015.

Die deutschen Rallye-Fans dürfen sich zudem auf noch eine Überraschu­ng freuen. Denn im Feld der schnellste­n Quertreibe­r der Welt wird diesmal auch ein Lokalmatad­or mitmischen: Armin Kremer. Der 48-Jährige, merhmals Deutscher, Europa- und Asien-Pazifik-Meister, wird sein WM-Heimspiel in einem Ford Fiesta der neuesten Generation bestreiten. Als GastStarte­r beim M-Sport-Team von Ford, für das auch Sébastien Ogier fährt. „Es ist mir eine Ehre und große Freude mit dem gleichen Rallyeauto antreten zu dürfen wie der viermalige Weltmeiste­r“, sagt Kremer. „Und wer mich kennt, weiß, wie sehr ich darauf brenne, den deutschen Fans eine gute Show zu bieten.“

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FOTO: AFP/ RADWANSKI
Tiefer Schluck aus der Pulle: Thierry Neuville feierte zuletzt in Polen seinen dritten Saisonsieg und jagt nun Titelverte­idiger Sébastien Ogier. FOTO: AFP/ RADWANSKI

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