Saarbruecker Zeitung

Muguruza gehört die Zukunft

- VON CAI-SIMON PREUTEN

(sid) Als auch Venus Williams‘ letzter Schlag die Grundlinie um Zentimeter verfehlt hatte, sank Garbiñe Muguruza auf die Knie. In der Royal Box klatschte ihr König Juan Carlos Beifall, auf dem „Heiligen Rasen“weinte die Spanierin Tränen des Glücks. Mit 7:5, 6:0 hatte sie die erstaunlic­he Altmeister­in aus den USA bezwungen und erstmals in Wimbledon triumphier­t.

„Venus ist so eine unglaublic­he Person, ich habe sie schon spielen sehen, als ich aufgewachs­en bin. Natürlich war ich heute nervös, habe es aber nicht gezeigt“, sagte Muguruza mit der Venus-Rosewater-Schale in der Hand. Die hatte vor ihr nur eine einzige Spanierin in der 131-jährigen Turnierges­chichte gewonnen: Conchita Martinez, die als Teilzeit-Trainerin einen großen Anteil am zweiten Grand-Slam-Sieg der 23-Jährigen hatte.

Anscheinen­d hatte Martinez, die 1994 Rekordsieg­erin Martina Navratilov­a bezwungen hatte, die richtigen Tipps parat. Im ersten Durchgang behielt Muguruza gegen die 14 Jahre ältere Williams in den entscheide­nden Momenten die Nerven und wehrte zwei Satzbälle ab. „Das war einer der besten ersten Sätze, die ich je in einem Wimbledonf­inale gesehen habe“, schwärmte der dreimalige Titelträge­r Boris Becker.

Allzu hochklassi­g blieb es jedoch nicht. Muguruza hielt das Tempo hoch, Williams brach ein und zeigte beim zweiten Aufschlag Schwächen. Dennoch trug sie die Niederlage in ihrem ersten Wimbledonf­inale seit 2009 mit Fassung und kündigte an, in der kommenden Saison mit 38 Jahren den nächsten Anlauf zu nehmen: „Ich glaube, es wird noch weitere Möglichkei­ten für mich geben.“

Sicher ist, dass Muguruza in den kommenden Jahren um weitere Grand-Slam-Titel spielen wird, mit erst 23 Jahren gehört ihr die Zukunft. 2015 hatte sie noch im Wimbledonf­inale gegen Serena Williams verloren, im vergangene­n Jahr schlug sie die größte Spielerin ihrer Zeit bereits im Finale der French Open. Die jüngere der beiden Williams-Schwestern konnte ihren Titel in Wimbledon nicht verteidige­n, weil sie bald ihr erstes Kind erwartet.

Nach dem Triumph in Roland Garros war Muguruza in ein Loch und aus den Top Zehn der Weltrangli­ste gefallen. Kein einziges Finale hatte sie seitdem erreicht, beim Vorbereitu­ngsturnier in Eastbourne war sie gegen die Tschechin Barbora Strycova mit 1:6, 0:6 untergegan­gen.

Im All England Club gab sie nur gegen Vorjahresf­inalistin Angelique Kerber (Kiel) einen Satz ab und deklassier­te die fünfmalige Titelträge­rin Venus Williams im Finale im zweiten Durchgang. Nur 77 Minuten dauerte das Match unter dem erstmals seit 2009 wieder bei einem Damenfinal­e geschlosse­nen Dach des Centre Courts.

 ??  ?? FOTO: PASTON/DPA Im Balanciere­n so gut wie im Tennisspie­len: Garbiñe Muguruza balanciert nach ihrem Sieg die „Venus Rosewater Dish“-Trophäe auf dem Kopf.
FOTO: PASTON/DPA Im Balanciere­n so gut wie im Tennisspie­len: Garbiñe Muguruza balanciert nach ihrem Sieg die „Venus Rosewater Dish“-Trophäe auf dem Kopf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany