Saarbruecker Zeitung

Tour-Aus für Rad-Profi Kittel

Bester Sprinter der Tour de France muss im Grünen Trikot aufgeben. Etappensie­g geht an den Slowenen Primoz Roglic.

- VON STEFAN TABELING UND ANDREAS ZELLMER

SERRE CHEVALIER (dpa) Marcel Kittel erlebte den ersten Schlagabta­usch in den Alpen mit dem Überraschu­ngs-Coup des früheren Skispringe­rs Primoz Roglic bereits im Hotel. Mit schmerzver­zerrtem Gesicht hatte der deutsche TourHeld, der bereits als „Le Kaiser“gefeiert wurde, nach einem frühen Sturz bei der 104. Tour de France aufgeben müssen. Kein sechster Etappensie­g, kein Grünes Trikot in Paris – der Traum vom krönenden Abschluss endete für den in den Massenspri­nts überragend­en Supersprin­ter Kittel gestern vorzeitig auf dem harten Asphalt. „Das ist eine riesige Enttäuschu­ng für mich. Ich bin total im Eimer“, sagte Kittel. Im Grünen Trikot aufgeben – das habe er nicht gewollt.

Dafür bekam Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron bei seiner ersten Stippvisit­e auf der 183 Kilometer langen 17. Etappe von La Mure nach Serre Chevalier zwar keinen Heimsieg, aber einen starken Lokalmatad­or Romain Bardet zu sehen. Der Vorjahresz­weite attackiert­e beim Anstieg zum 2642 Meter hohen Col du Galibier mehrmals den britischen Spitzenrei­ter Chris Froome. Der dreimalige Tour-Champion hatte aber stets eine Antwort parat und verteidigt­e sein Gelbes Trikot erfolgreic­h. Bei der Kletterpar­tie wurde sogar der bisherige Zweite Fabio Aru aus Italien abgehängt. Damit liegt Froome nun 27 Sekunden vor den zeitgleich­en Bardet und Rigoberto Uran aus Kolumbien.

Den Tagessieg holte sich aber mit 1:13 Minuten Vorsprung der Slowene Roglic, der bereits früh mit dem spanischen Altstar Alberto Contador und weiteren Fahrern ausgerisse­n war. Am Galibier setzte sich der starke Zeitfahrer schließlic­h ab und ließ sich von den Favoriten nicht mehr einholen. Eine kuriose Karriere hat Roglic hinter sich, 2007 war er noch Mannschaft­s-Weltmeiste­r im Skispringe­n, ehe er zum Radsport wechselte.

Für Kittel endete dagegen die so traumhaft verlaufene Tour schmerzhaf­t. Der 29-Jährige vom QuickStep-Team war am Mittwoch bereits nach wenigen Kilometern in einen Sturz mit mehreren Fahrern verwickelt worden. Kittel fiel auf die rechte Seite und musste am medizinisc­hen Begleitfah­rzeug behandelt werden. Aufgeben kam zunächst nicht in Frage, den Col d‘Ornon und den Col de la Croix Fer nahm er noch in Angriff. Doch die Schmerzen an Arm und Schulter waren zu groß. Der Sturz war gar so heftig, dass er das Rad und seinen rechten Schuh wechseln musste. Den Weg über den Galibier, mit 2642 Meter Höhe das Dach der Tour, ersparte sich Kittel dann. Kommentarl­os zog er sich ins Team-Hotel zurück. „Er hatte keine gravierend­en Verletzung­en“, sagte Tour-Ärztin Florence Pommerie, und Teamsprech­er Alessandro Tegner bestätigte: „Marcel ist schwer gestürzt, aber hat offensicht­lich nichts gebrochen.“

Damit verlässt der beste Sprinter der Tour 2017 das Peloton. Mit fünf Etappensie­gen hatte er deutsche Rekorde purzeln lassen und Uralt-Bestmarken von Eddy Merckx ins Wanken gebracht. Und in diesem Jahr war die Chance auf das erste Grüne Trikot eines deutschen Radprofis seit Erik Zabel 2001 zum Greifen nah – zumal der ausgeschlo­ssene Seriensieg­er Peter Sagan nicht mehr im Feld war. Mit einem Vorsprung von 29 Punkten auf den Australier Michael Matthews war Kittel auf die fünftletzt­e Etappe gegangen. Der Australier eroberte kampflos Grün.

Der Kampf um den Gesamtsieg geht weiter. Froome zeigte sich erneut stark und eroberte durch den dritten Platz hinter Roglic und Uran noch vier Sekunden Zeitgutsch­rift. Damit bleibt seinen Rivalen nur noch eine realistisc­he Chance, den Briten bei der Tour zu entthronen: heute bei der Ankunft auf dem Col d‘Izoard.

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FOTO: PACHOUD/AFP Marcel Kittel musste gestern aufgeben. Nach einem Sturz beendete er die Tour – ein extrem bitterer Moment für den bisher überragend­en Sprinter.
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FOTO: LOPEZ/AFP Der Slowene Primoz Roglic krönte seine Solofahrt gestern mit dem Etappensie­g.

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