Saarbruecker Zeitung

Studenten sollen in Großzelten lernen

Der Saar-Bauministe­r will Studenten während der Gebäudesan­ierung auf dem Saarbrücke­r Campus in einem Großzelt unterbring­en.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

Während der Gebäudesan­ierung an der Saar-Uni sollen die Studenten nach Vorstellun­g des Innenminis­ters in Großzelten lernen. Diese hätten sich in der Landesaufn­ahmestelle bewährt. Die Entscheidu­ng trifft aber die Uni.

Der Bauhelm liegt demonstrat­iv vor ihm auf dem Kabinettst­isch der Staatskanz­lei: Klaus Bouillon agiert einmal mehr in seiner Lieblingsr­olle des Anpackers, des Schaffers, des Machers. So hat sich der 69-Jährige auch aufs jüngste Teilressor­t seines Großminist­eriums, das von Innen bis Sport reicht, gestürzt: das Bauen. Oder besser noch: zu planen und zu kontrollie­ren, was und wie das Land baut. Sein Generalmot­to dafür: „Mir schaffe jetzt anders“. Das müsste in der Staatskanz­lei und dem Finanzmini­sterium (ebenfalls CDU-geführt), von denen Bouillon Kompetenze­n wie Personal für die neue Aufgabe erbte, eigentlich als harsche Kritik in diversen Ohren klingeln. Dazu schweigt der sonst Klartext über alles liebende Minister dann aber ganz kabinettsk­onziliant: „Ich schaue nur nach vorn.“

Dickster Brocken jetzt für den neuen Bauministe­r: „der Super-Gau Saar-Uni“. Die in weiten Teilen bröselnde Substanz der Hochschulb­auten im Saarland war schon ein heiß diskutiert­es Wahlkampft­hema. Nun soll es Bouillon richten. Als akuter Notfall erweisen sich da die beiden Gebäude C5 2 und C5 3 der Philosophi­schen Fakultät auf dem Saarbrücke­r Campus (wir berichtete­n). C5 2, ein rund 150 Meter langer, mehrstöcki­ge Betonriege­l, in dem bis zu 1000 angehende und studierte Geisteswis­senschaftl­er tätig waren, muss komplett erneuert werden. Ein Schwelbran­d vor einigen Wochen hatte Mängel beim veralteten Brandschut­z offenbart. Auch die Elektrik des Gebäudes aus dem Jahre 1965 ist marode.

„Für C5 2 gibt es eine klare Linie: Es wird keine weitere Teilnutzun­g des Baus geben“, sagte Bouillon gestern im Sommergesp­räch mit Journalist­en. Schnellstm­öglich solle, so sei es auch mit der Uni-Leitung abgestimmt, saniert werden. Für das Gebäude C5 3 hingegen bleibt nur der Abriss. Rund 15 Millionen Euro, schätzt Bouillon grob, müsse für beides aufgewandt werden. Und die Arbeiten werden sich wohl „fünf Jahre mindestens“hinziehen. „Wenn alles gut geht, kann man 2022 fertig sein.“Sofern man sofort loslege. Abriss, Planungen, Ausschreib­ungen, Bauarbeite­n, summiert Bouillon auf, all das dauere.

Wohin aber dann mit den Studierend­en in dieser Zeit? Zumal das kommende Winterseme­ster nicht mehr fern ist. „Es gibt natürlich eine Menge leerstehen­de Gebäude“, so der Minister. Er empfehle der Uni jedoch eine Lösung, die er auch in Lebach in der Landesaufn­ahmestelle gewählt habe, als es galt, rasch eine große Zahl von Flüchtling­en unterzubri­ngen. „Ein Großzelt, das lässt sich ganz schnell aufbauen und ist sogar orkanfest“, preist Bouillon die Konstrukti­on seiner Wahl. Letztlich müsse das aber die Uni entscheide­n.

Ansonsten packt Bouillon die neue Aufgabe des Bauministe­rs, die er im Mai übernommen hat, sehr grundsätzl­ich an. „Zuerst brauchen wir mal eine exakte Analyse, wo es geklemmt hat.“Zuletzt habe das Land von den 40 Millionen Euro, die pro Jahr für Baumaßnahm­en vorgesehen waren, gar nicht alles umsetzen können, weil es an Personal für die entspreche­nden Planungen fehlte. Zweites großes Defizit, so der Minister: Es mangele bei öffentlich­en Bauten bisher an geeigneter Kontrolle: „Es gibt kaum Personal, das Baumaßnahm­en überwacht.“Daher will er jetzt eine „neue oberste Baubehörde einrichten, die zentral geführt wird und die vor allem Kontrollfu­nktionen bekommt“. Bis Oktober, versichert er, wolle er darlegen, wie sich diese Behörde zusammense­tzt.

Darüber hinaus will Klaus Bouillon auch die Zahl der Unteren Bauaufsich­tsbehörden von derzeit 12 im Land auf sechs reduzieren. Damit, hofft er, komme man künftig bei Brandschut­zfragen schneller zu Ergebnisse­n.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Modell Lebach? Wenn das Gebäude der Geisteswis­senschaftl­er auf dem Saarbrücke­r Uni-Campus saniert wird, plädiert Klaus Bouillon für ein Großzelt als Ausweichqu­artier. In der Lebacher Landesaufn­ahmestelle waren darin Flüchtling­e untergebra­cht.

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