World Games kommen live im Fernsehen
Sport1 überträgt Weltspiele der nicht olympischen Sportarten in 90 Stunden live.
Die World Games der nichtolympischen Sportarten kommen in diesem Jahr so lange im Fernsehen wie noch nie. 90 Stunden lang werden aus Breslau Sportarten wie Tauziehen, Sumo-Ringen und Wasserski übertragen.
BRESLAU (sid) Beim Rollschuhkunstlauf wird es artistisch, beim Speedskating spektakulär gefährlich und bei der Lebensrettung kurios. Eine ungewöhnliche Mischung zeichnet die World Games im polnischen Breslau aus. Für viele der vertretenen Sportarten sind die World Games in der Tat eine Art Lebensrettung, weil sie die große Bühne und die damit verbundene Aufmerksamkeit bieten. Denn, so verschieden die Wettkämpfe auch sind, so eint sie die Tatsache, dass alle wenig mediale Präsenz genießen.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Tauziehen lässt sich verdammt schlecht vermarkten – kaum jemand schaut sich an, wie Frauen und Männer kräftig an einem Seil zerren. Beim niederländischen Korfball kennen sich nur Experten mit den Regeln aus. Was die nichtolympischen Sportarten gemeinsam haben: wenig Budget und eine zu geringe Zahl an Aktiven.
Für mehr Präsenz und stärkere Wahrnehmung will in diesem Jahr Sport1 sorgen, der Sender überträgt bis zu 90 Stunden live im Free-TV. Und dort sind die World Games gut aufgehoben: Sport1 hat am Beispiel Darts bereits bewiesen, wie man eine Randsportart gut vermarktet und populär macht.
Verdient haben die vielfältigen Sportarten die Fernseh-Präsenz in jedem Fall. „Es geht darum, die Sportarten in den Blickpunkt zu rücken, die nicht zur olympischen Familie gehören“, sagt Dirk Schimmelpfennig, Leistungssport-Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Eine TV-Konferenz aus Trampolinspringen, Sumo und Wasserski gibt es nur bei den World Games – ebenso kurios wie genial.
Die Weltspiele, die heute eröffnet werden, werden alle vier Jahre unter der Schirmherrschaft des Internationalen Olympischen Komitees ausgetragen, stets im Folgejahr der Olympischen Spiele. In Breslau findet die zehnte Auflage statt – 3500 Sportler aus 111 Nationen nehmen teil, darunter 134 deutsche Athleten. Die drei Saarländer in Breslau heißen Franziska Hennes (Squash), Leon Helm und Alexander Haupert (beide American Football).
Aufgeteilt sind die mehr als 30 Sportarten in sechs Kategorien. Das Programm gleicht dabei einer Renaissance der sportlichen Vielfalt, wie es sie ansonsten nicht zu finden gibt. Denn die Welt des Sports verändert sich: Es wird actionreicher, Trendsportarten ersetzen Traditionelles. Bei den World Games ensteht daraus ein Mix aus alt und neu: Beachhandball entwickelte sich erst in den 90er Jahren, eine abgewandelte Form eines Billardtisches ließ sich König Ludwig XI. dagegen schon um 1450 bauen. Bei den Weltspielen können sich Beachhandball und Billard gleichermaßen präsentieren.
Teilweise hat das Erfolg gebracht: Sportklettern gehört zum Programm der World Games und wird 2020 erstmals auch bei den Olympischen Spielen in Tokio ausgetragen. Es ist aber die Ausnahme, dass eine Sportart dann auch wirklich den Sprung von den World Games zu Olympia schafft. Für einen Wettbewerb wie die Lebensrettung besteht beispielsweise keine Hoffnung, nicht mal im Ansatz.