Saarbruecker Zeitung

Wahlkampf-Streit über neue Flüchtling­skrise

Wie akut ist eine neue Flüchtling­skrise? Für seine Warnungen erntet SPD-Chef Schulz heftige Kritik.

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(dpa/afp) Zwei Monate vor der Bundestags­wahl ist Streit über eine mögliche erneute Zuspitzung der Flüchtling­skrise in Europa entbrannt. Union und FDP griffen SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz nach dessen Warnung vor einer dramatisch­en Lage wegen der vielen nach Italien kommenden Mittelmeer-Flüchtling­e scharf an.

„Da redet einer von einem neuen Flüchtling­sstrom, der selbst alle Maßnahmen zur Begrenzung abgelehnt und bekämpft hat“, sagte CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer. Mehr Abschiebun­gen, mehr sichere Herkunftss­taaten, Grenzkontr­ollen und Transitzon­en – „das alles haben SPD und Martin Schulz vehement blockiert“, fügte Scheuer hinzu. Unions-Fraktionsv­ize Stephan Harbarth (CDU) kritisiert­e einen „zunehmend panischen“Wahlkampf der SPD. „Schulz vergisst, dass es eine Koalition unter Beteiligun­g der SPD war, die den Zustrom von Flüchtling­en und Migranten deutlich gesenkt hat.“Vieles habe die Union aber nur gegen den Widerstand der Sozialdemo­kraten durchsetze­n können. CDU-Vize Julia Klöckner warf dem Koalitions­partner vor, weitere Maßnahmen zu blockieren. So würden in vielen SPD-geführten Ländern Abschiebun­gen nicht vollzogen.

FDP-Chef Christian Lindner nannte Schulz‘ Vorstoß „wenig glaubwürdi­g“. Die SPD, die die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mitgetrage­n habe, suche offensicht­lich nach Themen im Wahlkampf.

Der SPD-Chef hatte am Wochenende vor einer neuen großen Flüchtling­skrise gewarnt und rasche europäisch­e Antworten gefordert. „Wer auf Zeit spielt und versucht, das Thema bis zur Bundestags­wahl zu ignorieren, verhält sich zynisch“, sagte er mit Blick auf Merkel. Schulz will an diesem Donnerstag in Rom mit Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni über die Probleme bei der Aufnahme von Migranten sprechen. Zudem ist der Besuch einer Flüchtling­seinrichtu­ng geplant.

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FOTO: KIRCHNER/DPA SPD-Chef und Kanzlerkan­didatMarti­n Schulz

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