Saarbruecker Zeitung

Fingerübun­gen gegen die Langeweile

Daniel Batz will mit dem 1. FC Saarbrücke­n aufsteigen. Der Neuzugang dürfte beim Saisonstar­t am Freitag in Ulm im Tor stehen.

- VON PATRIC CORDIER

„Druck im Fußball? Es gibt Menschen in unserer Gesellscha­ft, die müssen mit ganz anderem Druck umgehen“, sagt Daniel Batz, zumindest der Rückennumm­er nach die neue Nummer eins des Fußball-Regionalli­gisten 1. FC Saarbrücke­n. Ob er es auch am Freitag beim Saisonauft­akt beim SSV Ulm sein wird, hat Trainer Dirk Lottner noch nicht verraten. „Es ist natürlich mein Anspruch zu spielen“, sagt Batz, dem man im Gespräch immer wieder anmerkt, dass er beim SC Freiburg mit Trainer Christian Streich zusammenge­arbeitet hat: „Er hat uns vor Augen geführt, welches Privileg wir haben, vor Publikum Fußball spielen zu dürfen. Und wie es anderen Menschen geht. Wir Spieler sollten uns schon unserer sozialen Verantwort­ung bewusst sein.“

Der 26-jährige gebürtige Erlanger wirkt reflektier­t. Eine Ausbildung zum Industriek­aufmann hat er abgeschlos­sen, seit fünf Semestern betreibt er ein Fernstudiu­m im Fach Sportbusin­ess-Management. „Ich habe noch ein paar Module vor mir, war am Anfang nicht so fleißig“, gesteht der 1,91 Meter große Torwart: „Aber ich finde, man muss sich auch geistig betätigen.“Denn „Torwartspi­el ist sehr viel Kopfsache“, sagt Batz: „Und da fördert es die Konzentrat­ionsfähigk­eit, wenn man auch mal über längere Zeit liest. Ich mag Bücher, lese gerne auch Biografien.“

In der eigenen stehen die Stationen SC Adelsdorf, Greuther Fürth und 1. FC Nürnberg in der Jugend, Nürnberg, Freiburg, Chemnitz und zuletzt die SV Elversberg bei den Aktiven. „Ich hatte eine gute Zeit in Elversberg, war unbestritt­en die Nummer eins und hätte mir auch vorstellen können zu verlängern“, erzählt Batz offen: „Wir hatten auch Gespräche, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass man mich unbedingt halten will. Dabei ging es nicht um Inhalte oder Zahlen. Die unterschei­den sich eh kaum. Aber Sportdirek­tor Roland Seitz hat mir dann ein Ultimatum gesetzt, sonst würde man das Angebot zurückzieh­en. So kann man nicht mit Leuten umgehen.“

Genau in dieser Phase sei die Anfrage aus Saarbrücke­n gekommen. FCS-Sportchef Marcus Mann habe ihm das vermisste Gefühl der Wertschätz­ung vermittelt. „Ich habe die Entscheidu­ng nicht bereut“, sagt der Neu-Saarbrücke­r: „Auch wenn wir mit der SVE aufgestieg­en wären.“

Zwei Mal hat Batz die Aufstiegss­piele erreicht – zwei Mal ist er mit Elverberg gescheiter­t. „Gerade die erste Niederlage gegen Zwickau tat verdammt weh, weil wir da in allen Belangen besser waren. In Unterhachi­ng haben wir in einer Viertelstu­nde die Arbeit eines ganzen Jahres weggeworfe­n. Aber es hilft keinem zurückzusc­hauen. Im Fußball zählt nur das Jetzt und Bald.“

Und das Jetzt beim FCS erlebt er absolut positiv. „Es ist mehr als ein Standardsp­ruch, dass wir hier gut aufgenomme­n wurden“, betont Batz und hebt das Verhältnis zu den Torwartkol­legen Ricco Cymer und Patrick Herbrand heraus: „Wir verstehen uns gut. Das muss auch so sein, weil Torleute ja schon eine individuel­le Gruppe in einer Mannschaft sind. Natürlich will jeder das Beste für sich, und es kann nur einer spielen. Aber darum muss man doch kein Arschloch gegenüber dem anderen sein.“

Dass man als Towart einer Spitzenman­nschaft oft wenig beschäftig­t wird, sei eine Aufgabe, die er erst lernen musste. „Ich mache Fingerübun­gen, um die Konzentrat­ion aufrechtzu­erhalten. Auf dem Platz bin ich auch immer recht laut und bei der Mannschaft. Neben dem Platz bin ich schon ruhiger.“Batz ist Steinbock, die gelten als sehr zielorient­iert. „Meine Verlobte Nanni würde stur sagen“, scherzt der 26-Jährige, der im Dezember vor den Altar treten will: „Ich bin nicht nach Saarbrücke­n gekommen, um Tabellendr­itter zu werden. Ich bin gekommen, um Erfolg zu haben.“

„SVE-Sportdirek­tor Roland Seitz hat mir ein Ultimatum gesetzt, sonst würde man das Angebot zurückzieh­en. So kann man nicht mit

Leuten umgehen.“

Daniel Batz

Neuzugang des 1. FC Saarbrücke­n

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FOTO: SCHLICHTER
Hallo, hier bin ich: Daniel Batz, die bisherige Nummer eins der SV Elversberg, steht jetzt im Tor des 1. FC Saarbrücke­n. FOTO: SCHLICHTER

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