Saarbruecker Zeitung

Kettensäge­n-Angreifer hat bei Festnahme Armbrüste im Gepäck

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(dpa) Vor allem zwei Worte fallen am Mittwochmo­rgen im schweizeri­schen Schaffhaus­en immer wieder: große Erleichter­ung. Dem zuständige­n Staatsanwa­lt Peter Sticher und Polizeiein­satzleiter Ravi Landolt sieht man die Anspannung der vergangene­n Stunden noch an, als sie von der Festnahme des Mannes berichten, der am Montag mit einer laufenden Kettensäge in die Filiale seiner Krankenkas­se gestürmt sei und dort zwei Mitarbeite­r verletzt haben soll. Mehr als 24 Stunden lang hatten die Beamten intensiv nach dem 50-Jährigen gesucht und dabei immer wieder betont, wie gefährlich der Mann sei. Man habe sich genau deswegen auch schnell entschiede­n, die Fahndung öffentlich zu machen und um Mithilfe zu bitten, sagt Landolt. Mit Erfolg: Hinweise aus der Bevölkerun­g führten die Beamten zu Franz W., der am Dienstagab­end rund 60 Kilometer von Schaffhaus­en entfernt in Thalwil im Kanton Zürich festgenomm­en wurde.

Die Kettensäge hatte der Mann nicht mehr bei sich – dafür aber zwei geladene Armbrüste und angespitzt­e Holzstücke. Wie der Tatverdäch­tige nach Thalwil kam, was er dort wollte – das müssen die Ermittler erst noch herausfind­en.

Auch das Motiv des Mannes bleibt zunächst noch unklar. Was bislang bekannt ist: Am Montag um 10.39 Uhr geht in Schaffhaus­en ein Alarm bei der Polizei ein. Ein zunächst unbekannte­r Mann soll in der Filiale einer Krankenkas­se in der Altstadt zwei Menschen mit einer Kettensäge verletzt haben. Die Beamten rücken mit einem Großaufgeb­ot an und rufen die Leute in den umliegende­n Gebäuden und Geschäften sofort dazu auf, die Türen zu verriegeln und auszuharre­n.

Die ersten Ermittlung­en der Polizei ergeben: Zwei Mitarbeite­r der Krankenkas­se wurden bei der Attacke mit der Motorsäge verletzt, einer schwer, einer leicht. Zwei Kunden erlitten zudem einen Schock, ein weiterer Mensch wurde bei dem Polizeiein­satz leicht verletzt. Eine Mitarbeite­rin eines Modegeschä­fts sagt wenige Stunden nach der Tat, ihre Kollegin sei ganz nah dran gewesen und habe Videos gemacht: „Sie hat mir gesagt: das war schon sehr heftig“. Dann fügt sie hinzu: „So etwas passiert normalerwe­ise bei uns nicht, in Schaffhaus­en ist nie etwas.“

Der mutmaßlich­e Täter ist erst einmal auf der Flucht – allerdings wird er von der Polizei schnell identifizi­ert: Es handelt sich demnach um Franz W., der seit Jahren ohne festen Wohnsitz ist und zuletzt vor allem in Wäldern lebte. Die Beamten zeichnen das Bild eines psychisch labilen Mannes, auf den Fahndungsf­otos wirkt der 50-Jährige verstört. Um ihn zu fassen, setzt die Polizei unter anderem Spürhunde ein. Dennoch wird es mehr als 24 Stunden dauern, bis die Bevölkerun­g aufatmen kann.

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