Das taten schon die alten Römer
Leitartikel Th. Sponticcia
Nachdem Thomas Sponticcia beim Interview mit IHK-Präsident Hanno Dornseifer mehr als Stichwortgeber und weniger als neugieriger Fragesteller agierte, hat er sich mit seinem Kommentar als Dornseifer-Jünger enttarnt. Menschen, die wie Dornseifer Seifenblasen von sich geben, bezeichne ich als Überschriftendenker. Sie verschwenden keine Gedanken für die Tiefe ihrer Überschrift und wägen schon gar nicht ab, was geht und was nicht. Darauf ist der gute Journalist Sponticcia reingefallen. Diejenigen, die Dornseifers Theorien kritisch hinterfragen, von oben runter abzukanzeln, zeugt nicht gerade von Stil. Ich empfehle, das Ganze bis in die Tiefe runterzubrechen: Wie soll es einem Arbeiter bei Ford, ZF oder anderen Produktionsunternehmen möglich sein, mal so während der Arbeitszeit im Produktionsbereich Kinder von irgendwo abzuholen und nach irgendwohin zu bringen oder Behördengänge durchzuführen? Es gibt mit Sicherheit genügend Arbeitsbereiche oder Berufe, in denen gewisse Freiheiten in der Arbeitszeit möglich sind. Nur, da ist das Ganze schon gelebte Arbeitswelt wie in IT-Jobs, der Werbebranche oder bei Architekten. Das ganze Geschwafel von wegen die Flexibilität der Arbeitszeit sei wichtiger als die Gehaltshöhe grenzt an Sarkasmus. In Zeiten, in denen es für junge Menschen immer schwieriger wird, einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu erhalten, sind solche Sprüche nicht angebracht. Letztlich hat das, was der IHK-Präsident anpreist, seinen Ursprung schon vor über 2000 Jahren bei den alten Römern. Es nannte sich Sklaverei. Dornseifers Modell ist natürlich eine elegantere Version – halt, ein Update.