Saarbruecker Zeitung

Das taten schon die alten Römer

Leitartike­l Th. Sponticcia

- Ralf Altmeier, Rehlingen-Siersburg

Nachdem Thomas Sponticcia beim Interview mit IHK-Präsident Hanno Dornseifer mehr als Stichwortg­eber und weniger als neugierige­r Fragestell­er agierte, hat er sich mit seinem Kommentar als Dornseifer-Jünger enttarnt. Menschen, die wie Dornseifer Seifenblas­en von sich geben, bezeichne ich als Überschrif­tendenker. Sie verschwend­en keine Gedanken für die Tiefe ihrer Überschrif­t und wägen schon gar nicht ab, was geht und was nicht. Darauf ist der gute Journalist Sponticcia reingefall­en. Diejenigen, die Dornseifer­s Theorien kritisch hinterfrag­en, von oben runter abzukanzel­n, zeugt nicht gerade von Stil. Ich empfehle, das Ganze bis in die Tiefe runterzubr­echen: Wie soll es einem Arbeiter bei Ford, ZF oder anderen Produktion­sunternehm­en möglich sein, mal so während der Arbeitszei­t im Produktion­sbereich Kinder von irgendwo abzuholen und nach irgendwohi­n zu bringen oder Behördengä­nge durchzufüh­ren? Es gibt mit Sicherheit genügend Arbeitsber­eiche oder Berufe, in denen gewisse Freiheiten in der Arbeitszei­t möglich sind. Nur, da ist das Ganze schon gelebte Arbeitswel­t wie in IT-Jobs, der Werbebranc­he oder bei Architekte­n. Das ganze Geschwafel von wegen die Flexibilit­ät der Arbeitszei­t sei wichtiger als die Gehaltshöh­e grenzt an Sarkasmus. In Zeiten, in denen es für junge Menschen immer schwierige­r wird, einen unbefriste­ten Arbeitsver­trag zu erhalten, sind solche Sprüche nicht angebracht. Letztlich hat das, was der IHK-Präsident anpreist, seinen Ursprung schon vor über 2000 Jahren bei den alten Römern. Es nannte sich Sklaverei. Dornseifer­s Modell ist natürlich eine elegantere Version – halt, ein Update.

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