Saarbruecker Zeitung

Bis zuletzt von der Familie umsorgt

- VON CAROLIN MERKEL Produktion dieser Seite: Michaela Heinze Peter Seringhaus

„Ganz besonders fehlt er mir als Ratgeber und Freund, nicht zuletzt in politische­n Fragen“, sagt Alwin Theobald, jüngster Sohn des verstorben­en Alfred Theobald. Und auch Enkelsohn Stephan Theobald vermisst seinen guten Ratgeber. „Es ist unglaublic­h, was Opa mir alles beigebrach­t hat. Das fing damals beim Sensen an“, erinnert er sich. Heute wohnt er bei den Großeltern im Eppelborne­r Ortsteil Habach, versorgt die Hühner, schaut nach Oma Agnes, die seit einiger Zeit an zunehmende­r Demenz leidet. „Das hat meinen Vater ganz besonders belastet. Nicht nur, dass er krank wurde und wie er sagte, uns zur Last gefallen ist, sondern auch, dass wir uns immer mehr um seine Frau kümmern mussten, hat ihm Sorgen bereitet“, sagt Alwin Theobald.

Den Vater ins Krankenhau­s oder ins Hospiz geben, das kam für ihn und seinen älteren Bruder Guido nicht in Frage, bis zuletzt wurde der an Krebs erkrankte Alfred Theobald zu Hause rund um die Uhr betreut. „Wir h aben das im Schichtsys­tem gemacht, immer war jemand da, der sich gekümmert hat“, erklärt Alwin Theobald. Unterstütz­ung bekamen die Männer durch die Palliativm­ediziner. „Wir hatten immer einen sehr guten Ansprechpa­rtner, konnten zu jeder Zeit anrufen. Das hat uns Sicherheit gegeben“, sagt Alwin Theobald. „Mein Vater ist nicht gerne gegangen, sein Geist war bis zum Ende sehr wach, er hat damit gehadert, dass ihn sein Körper einfach im Stich lässt“, erklärt er.

Wir sitzen im Wohnzimmer von Familie Alwin Theobald. Sowohl dieses Haus als auch das Wohnhaus des älteren Bruders Guido hat Opa Alfred zum größten Teil selbst gemauert. Das Mauern hat er einmal gelernt, wenn es auch schlussend­lich nicht zu seinem Beruf wurde. Geboren im geschichts­trächtigen Jahr 1933 verlief die Schulzeit des jüngsten Sohnes in Bildstock eher ungeordnet. Vater Alois Theobald war Bergmann, später Chorleiter und Organist in Bildstock, Mama Katharina Theobald Hausfrau. Das erste große Glück erlebte Alfred Theobald mit seinen Eltern, als nach Kriegsende seine drei Brüder am gleichen Tag aus der Kriegsgefa­ngenschaft kamen. Seine Frau Agnes lernte er bei einem Fest in Habach kennen. Da hatte er bereits mehrere Ausbildung­en absolviert. „Zunächst lernte er Orthopädie-Schuhmache­r, arbeitete auch in der Fabrik in Bildstock. Später hat er gemauert, bis er schließlic­h 1953 als Straßenwär­ter anfing“, erzählt Alwin Theobald. Bis zur Pensionier­ung blieb Vater Theobald dem Straßenbau als technische­r Angestellt­er treu. Geheiratet hat er seine Agnes am 14. August 1956. Bereits einen Tag später traf die Familie ein schwerer Schicksals­schlag. „Ganz unerwartet ist seine Mutter an einem Herzinfark­t gestorben“, sagt Alwin Theobald. Knapp ein Jahr später erblickte Guido als ältester Sohn das Licht der Welt.

Damals wohnte die junge Familie in Bildstock, schon bald verlagerte sich das Leben nach Habach. „Mein Vater ist sehr schnell in Habach angekommen, hat sich vielfach engagiert. Er war in vielen Vereinen, unter anderem Vorsitzend­er des Sportverei­ns“, erzählt Sohn Alwin. Er wurde 1968 geboren. „Nach zwei Söhnen wollten meine Eltern unbedingt noch ein Mädchen, herausgeko­mmen bin ich“, sagt er. Bis zu seiner Geburt, sagt er, hatte die Familie noch Kühe, die letzte wurde anlässlich seiner Geburt verkauft. „Viele Jahre hatten wir noch Schweine, die Hühner haben wir noch immer, und auch die Landwirtsc­haft war stets großes Thema, ganz besonders für meine Mama.“

Lange hatte das Ehepaar am Unfalltod ihres zweiten Sohnes Peter, geboren 1960, im Jahr 2008 zu kämpfen. „Das hat meine Eltern sehr stark mitgenomme­n“, sagt Alwin Theobald. Weitaus besser weggesteck­t, erzählt er, hatte sein Vater die erste Krebsdiagn­ose 2007. „Er hat sich seine körperlich­e Agilität beibehalte­n und ist aktiv im Vereinsleb­en, aber auch im politische­n Geschehen geblieben“, sagt er. Die Politik, sie zieht sich durch das Leben Alfred Theobalds, der viele Jahre im Gemeinde- später im Ortsrat war, als stellvertr­etender Ortsvorste­her ein Auge auf seine zweite Heimat Habach hatte.

Angefangen, verrät Alwin Theobald, hat sein Vater das politische Engagement schon im Jahr 1954, als er der im Saarland noch verbotenen CDU beitrat. „Zusammen mit seinen Brüdern hat er Plakate angeklebt. Dabei ist er einmal erwischt worden, und man hat ihm den Reisepass abgenommen“, berichtet Alwin Theobald. Im Februar dieses Jahres ist der Krebs mit aller Wucht zurückgeko­mmen. „Wir alle hätten nicht gedacht, dass es auf einmal so schnell gehen würde. So gerne hätten wir ihn noch unter uns gehabt“, sagt Alwin Theobald abschließe­nd.

Auf der Seite „Momente" stellt die Saarbrücke­r Zeitung im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorben­er vor. Im Internet: saarbrueck­er-zeitung.de/lebenswege

„Er hat damit gehadert, dass ihn sein Körper einfach im Stich lässt.“

Alwin Theobald

über seinen Vater Alfred Theobald

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