Bis zuletzt von der Familie umsorgt
„Ganz besonders fehlt er mir als Ratgeber und Freund, nicht zuletzt in politischen Fragen“, sagt Alwin Theobald, jüngster Sohn des verstorbenen Alfred Theobald. Und auch Enkelsohn Stephan Theobald vermisst seinen guten Ratgeber. „Es ist unglaublich, was Opa mir alles beigebracht hat. Das fing damals beim Sensen an“, erinnert er sich. Heute wohnt er bei den Großeltern im Eppelborner Ortsteil Habach, versorgt die Hühner, schaut nach Oma Agnes, die seit einiger Zeit an zunehmender Demenz leidet. „Das hat meinen Vater ganz besonders belastet. Nicht nur, dass er krank wurde und wie er sagte, uns zur Last gefallen ist, sondern auch, dass wir uns immer mehr um seine Frau kümmern mussten, hat ihm Sorgen bereitet“, sagt Alwin Theobald.
Den Vater ins Krankenhaus oder ins Hospiz geben, das kam für ihn und seinen älteren Bruder Guido nicht in Frage, bis zuletzt wurde der an Krebs erkrankte Alfred Theobald zu Hause rund um die Uhr betreut. „Wir h aben das im Schichtsystem gemacht, immer war jemand da, der sich gekümmert hat“, erklärt Alwin Theobald. Unterstützung bekamen die Männer durch die Palliativmediziner. „Wir hatten immer einen sehr guten Ansprechpartner, konnten zu jeder Zeit anrufen. Das hat uns Sicherheit gegeben“, sagt Alwin Theobald. „Mein Vater ist nicht gerne gegangen, sein Geist war bis zum Ende sehr wach, er hat damit gehadert, dass ihn sein Körper einfach im Stich lässt“, erklärt er.
Wir sitzen im Wohnzimmer von Familie Alwin Theobald. Sowohl dieses Haus als auch das Wohnhaus des älteren Bruders Guido hat Opa Alfred zum größten Teil selbst gemauert. Das Mauern hat er einmal gelernt, wenn es auch schlussendlich nicht zu seinem Beruf wurde. Geboren im geschichtsträchtigen Jahr 1933 verlief die Schulzeit des jüngsten Sohnes in Bildstock eher ungeordnet. Vater Alois Theobald war Bergmann, später Chorleiter und Organist in Bildstock, Mama Katharina Theobald Hausfrau. Das erste große Glück erlebte Alfred Theobald mit seinen Eltern, als nach Kriegsende seine drei Brüder am gleichen Tag aus der Kriegsgefangenschaft kamen. Seine Frau Agnes lernte er bei einem Fest in Habach kennen. Da hatte er bereits mehrere Ausbildungen absolviert. „Zunächst lernte er Orthopädie-Schuhmacher, arbeitete auch in der Fabrik in Bildstock. Später hat er gemauert, bis er schließlich 1953 als Straßenwärter anfing“, erzählt Alwin Theobald. Bis zur Pensionierung blieb Vater Theobald dem Straßenbau als technischer Angestellter treu. Geheiratet hat er seine Agnes am 14. August 1956. Bereits einen Tag später traf die Familie ein schwerer Schicksalsschlag. „Ganz unerwartet ist seine Mutter an einem Herzinfarkt gestorben“, sagt Alwin Theobald. Knapp ein Jahr später erblickte Guido als ältester Sohn das Licht der Welt.
Damals wohnte die junge Familie in Bildstock, schon bald verlagerte sich das Leben nach Habach. „Mein Vater ist sehr schnell in Habach angekommen, hat sich vielfach engagiert. Er war in vielen Vereinen, unter anderem Vorsitzender des Sportvereins“, erzählt Sohn Alwin. Er wurde 1968 geboren. „Nach zwei Söhnen wollten meine Eltern unbedingt noch ein Mädchen, herausgekommen bin ich“, sagt er. Bis zu seiner Geburt, sagt er, hatte die Familie noch Kühe, die letzte wurde anlässlich seiner Geburt verkauft. „Viele Jahre hatten wir noch Schweine, die Hühner haben wir noch immer, und auch die Landwirtschaft war stets großes Thema, ganz besonders für meine Mama.“
Lange hatte das Ehepaar am Unfalltod ihres zweiten Sohnes Peter, geboren 1960, im Jahr 2008 zu kämpfen. „Das hat meine Eltern sehr stark mitgenommen“, sagt Alwin Theobald. Weitaus besser weggesteckt, erzählt er, hatte sein Vater die erste Krebsdiagnose 2007. „Er hat sich seine körperliche Agilität beibehalten und ist aktiv im Vereinsleben, aber auch im politischen Geschehen geblieben“, sagt er. Die Politik, sie zieht sich durch das Leben Alfred Theobalds, der viele Jahre im Gemeinde- später im Ortsrat war, als stellvertretender Ortsvorsteher ein Auge auf seine zweite Heimat Habach hatte.
Angefangen, verrät Alwin Theobald, hat sein Vater das politische Engagement schon im Jahr 1954, als er der im Saarland noch verbotenen CDU beitrat. „Zusammen mit seinen Brüdern hat er Plakate angeklebt. Dabei ist er einmal erwischt worden, und man hat ihm den Reisepass abgenommen“, berichtet Alwin Theobald. Im Februar dieses Jahres ist der Krebs mit aller Wucht zurückgekommen. „Wir alle hätten nicht gedacht, dass es auf einmal so schnell gehen würde. So gerne hätten wir ihn noch unter uns gehabt“, sagt Alwin Theobald abschließend.
Auf der Seite „Momente" stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen in der Region und Lebenswege Verstorbener vor. Im Internet: saarbruecker-zeitung.de/lebenswege
„Er hat damit gehadert, dass ihn sein Körper einfach im Stich lässt.“
Alwin Theobald
über seinen Vater Alfred Theobald