Saarbruecker Zeitung

Genial oder peinlich? Neue Saarland-Hymne ist ein Hit

Der Saarbrücke­r Rapper Esta bricht mit einer Liebeshymn­e auf das Saarland innerhalb von zwei Tagen Rekorde.

- VON FATIMA ABBAS Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer, Frauke Scholl Fatima Abbas

(SZ) Ein am Freitag im Rahmen des Saarland-Marketings veröffentl­ichtes Rap-Video eines Saarbrücke­rs sprengt im Internet alle Rekorde: Bis gestern Abend hatte der Song „Saarland“des Rappers Esta allein auf der Facebook-Seite der Landesregi­erung rund 400 000 Aufrufe. Die Kommentare der User reichten von „ziemlich peinlich“bis „super gemacht!“. Esta selbst, der mit bürgerlich­em Namen Eike Staab heißt, zeigte sich begeistert von seinem Erfolg. „Das ist wirklich krass“, sagte der 28-jährige Student der SZ. Sein Lied solle zeigen, wie schön und „unterschät­zt“das Saarland sei.

In dem Musik-Video posiert Esta vor Sehenswürd­igkeiten des Landes, zum Beispiel an der Saarschlei­fe.

SAARBRÜCKE­N „Sau gudd!“„Das Saarland in drei Minuten. Hammer!“„Geiler Song!“Die Kommentars­palte explodiert. Die Klickzahl auch. Seit Freitagvor­mittag, 11 Uhr, ist das Video auf der Facebook-Seite von „saarland.de“abrufbar. Die offizielle Netzwerk-Seite der Landesregi­erung erreicht mit dem Rap-Song innerhalb von zwei Tagen mehr als 840 000 Menschen. Rund 390 000 Nutzer klicken auf das Video, mehr als 11 400 auf „Gefällt mir“. Hat das Saarland eine neue Hymne?

Sieht ganz danach aus. Auch wenn das Format ungewöhnli­ch ist: Deutscher Rap, der Songtext ist forsch bis frech, bedient von Maggi bis Lyoner alle Klischees. „Saarbrigge, du Geiler. Ey, mir hann de geilschte Dialekt.“Aber das war’s dann auch schon mit Mundart. Den Rest serviert der Saarbrücke­r Rapper Esta auf Hochdeutsc­h. Warum eigentlich? Eine häufig gestellte Frage in den Facebook-Kommentare­n. Dafür dass eine Saarland-Hymne nicht auf „Saarlännis­ch“gesungen wird, dafür haben scheinbar nicht alle Verständni­s. Esta, der mit bürgerlich­em Namen Eike Staab heißt und dessen Handy seit zwei Tagen permanent „rappelt“, wie man im Saarland sagen würde, hat eine plausible Erklärung: „Ich will mit dem Song auch Menschen von außerhalb erreichen.“

Andere Kommentato­ren finden wiederum die Klischees peinlich, hätten gut und gerne auf Heinz Becker und den FC verzichtet. Dazu sagt Esta: „Ich habe bewusst mit den Klischees gespielt. Als Saarbrücke­r Junge ist mir das nicht schwer gefallen.“Seit ein paar Jahren lebt der 28-Jährige in Berlin, studiert Wirtschaft­singenieur­wesen. In der Heimat ist er immer wieder gerne. Auch wenn er kein Maggi mag. Lieber UrPils. „Stubbi ist ne gute Sache. Und Lyoner. Wenn ich nach Berlin fahre, dann nehme ich immer Lyoner mit.“

Also eine authentisc­he Liebeshymn­e? „Ei joo.“Sein saarländis­cher Lieblingso­rt? „Saarbrücke­n, am Homburg. Dort wohne ich und fühle mich zu Hause.“Seine Lieblingss­telle im Text? Hmm. Da muss er kurz überlegen. „Ist schwierig, aber vielleicht die Stelle, an der ich rappe, dass das Saarland auch Jan Böhmermann gefallen würde.“Ja, die Saarlandhy­mne ist auch ein Seitenhieb gegen den deutschen Satiriker. Böhmermann nannte das Saarland mal „eines der überflüssi­gsten Bundesländ­er aller Zeiten“. Esta kontert: „Sagt, was ihr wollt. Das Saarland schreibt Geschichte.“

Den Songtext zu „Saarland“hat er alleine geschriebe­n. Auf die Idee brachte ihn vor knapp einem Jahr sein Freund und Geschäftsp­artner Marc Noll. „Ich war mir relativ sicher, dass es gut ankommt.“Deshalb animiert er Esta, die flotte Saarlandhy­mne zu verfassen. Esta lässt sich Zeit. „Ich schreibe einen Song und lasse ihn dann eine Weile liegen. Wenn ich ihn danach immer noch geil finde, schreibe ich weiter.“Und er schreibt weiter, präsentier­t die Rohfassung der Saarbrücke­r Werbeagent­ur HDW Neue Kommunikat­ion. Die wiederum ist so begeistert, dass sie den Kontakt zu Saaris herstellt. Die Standortag­entur von IHK und Landesregi­erung betreut seit drei Jahren mit HDW die Marketings­trategie für „die kleine, unterschät­zte Größe im Südwesten“, wie Geschäftsf­ührer Christoph Lang das Saarland liebevoll nennt.

Estas Song sei ein authentisc­hes „Bekenntnis zur Region“. Und die Kosten für das „Bekenner-Video“von rund 6500 Euro habe man dann gerne übernommen. „Es ist das erste Mal, dass wir das Saarland mit einem Rap-Video vermarkten. Und genau das kommt bei der jungen Zielgruppe an.“Junge Menschen sollten wissen, dass es auch im Saarland erstrebens­werte Karrierech­ancen gibt. „Weltoffenh­eit und Leben im Saarland schließen sich nicht aus“, betont Lang. Esta verkörpere genau das. „Es war mir klar, dass es zünden würde.“

Wie sehr es tatsächlic­h „zündet“, das beobachtet Wolfgang Tauchert. Der Referatsle­iter für Online-Medien in der Staatskanz­lei hat es am Freitag hochgelade­n. „Wir haben 11 300 Likes allein auf der Saarland-Seite. Ähnliche Ergebnisse hatten wir bisher nur bei Werbefilme­n an Weihnachte­n.“

10 000 Mal sei das Video geteilt worden, man erreiche damit auch viele Leute von außerhalb. „Das sind schon Rekorde“, sagt der Social-Media-Experte. Er geht davon aus, dass der Song bei der Zahl der erreichten Personen die Eine-Million-Marke knacken wird. „Der Erfolg ist überrasche­nd, weil es sich um Rap handelt. Und die Geschmäcke­r sind ja bekanntlic­h recht unterschie­dlich. Aber ich hatte bei dem Song von Anfang an ein gutes Gefühl.“

Und wer glaubt, dass nur 18-Jährige mit Hip-Hopper-Mütze den „Saarland“-Song cool finden, der irrt. „Auf dem Nauwieser Fest haben mich auch 50-jährige Frauen auf den Song angesproch­en“, erzählt Esta. „Dass das so abgeht, hätte ich nicht gedacht.“

„Es war mir klar, dass der Song zünden würde.“Christoph Lang Geschäftsf­ührer der Saarland-Standort-Agentur Saaris

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SCREENSHOT: SZ Der Rapper Eike Staab alias Esta
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FOTO: WOLFGANG TAUCHERT Er rappt von Maggi, Heinz Becker und Lyoner: Beim Tubefestiv­al am Samstag hat der Saarbrücke­r Rapper Esta seine saarländis­chen Fans mit einem neuen Song über das Saarland beglückt. Das Lied hat seit Freitag auf Facebook mehr als 840 000 Nutzer erreicht.
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SCREENSHOT: SZ Ein Screenshot aus dem Video zu „Saarland“: der Saarbrücke­r Rapper Eike Staab alias Esta vor der Saarschlei­fe.

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