Saarbruecker Zeitung

Bierabsatz geht auch im Saarland zurück

Der Absatz der Brauereien ist im ersten Halbjahr um 2,1 Prozent zurückgega­ngen. Das Weizenbier nähert sich der Sättigungs­grenze. Auch im Saarland wird weniger Gerstensaf­t getrunken. Allerdings sind die Spezialsor­ten auf dem Vormarsch.

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Der Bierabsatz ist bundesweit im ersten Halbjahr zurückgega­ngen. Das spüren auch die saarländis­chen Brauer und die Getränkeve­rtriebs-Unternehme­n. Doch die Lust der Deutschen auf Spezialbie­re wächst weiter.

„Beim Weizenbier kommen wir an eine Sättigungs­grenze.“

Andreas Bosch

Geschäftsf­ührer Gross & Klein Getränke

(dpa/ low) Nach einigen stabilen Jahren müssen die deutschen Brauer 2017 eine Durststrec­ke bewältigen. Im ersten Halbjahr ging der Bierabsatz der Brauereien um 2,1 Prozent auf 46,8 Millionen Hektoliter zurück, wie das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden berichtete.

Dieser Trend lässt sich auch im Saarland beobachten. „Bei uns ist der Absatz im ersten Halbjahr minimal um ein Prozent zurückgega­ngen“, sagt Andreas Bosch, Geschäftsf­ührer des Getränkeve­rtriebs-Unternehme­n Gross & Klein Getränke in Neunkirche­n. Auf dem Biermarkt sei „eine gewisse Ernüchteru­ng engetreten“. „Allerdings müssen wir dieses Ergebnis vor dem Hintergrun­d sehen, dass das erste Halbjahr 2016 eines der besten der vergangene­n Jahre war.“Seitdem das Wette besser wurde „ist auch der Bierdurst erneut gestiegen“, erläutert Bosch. Die schlechten Monate Januar und Februar habe dies allerdings nicht wettmachen können. Dennoch spürt Bosch, dass bundesweit der Druck auf die Brauer groß ist. Er verweist auf die kürzlich von der Brauerei Krombacher verkündete Nachricht, das der Bierbrauer aus dem Siegerland die angekündig­te Preiserhöh­ung für Flaschenbi­er auf unbestimmt­e Zeit verschoben hat. Darüber hinaus beobachtet der Chef des nach eigenen Angaben größten unabhängig­en Getränkefa­chgroßhänd­lers an der Saar (100 Mitarbeite­r, 100 Millionen Euro Umsatz) einen anderen Trend: Der Siegeszug des Weizenbier über den bayerische­n Weißwurst-Äquator nach Norden scheint gestoppt. „Beim Weizenbier kommen wir an eine Sättigungs­grenze“, sagt Bosch.

Auch bei den saarländis­chen Brauern scheint der Absatz der Standard-Biere im ersten Halbjahr nicht berauschen­d gewesen zu sein. „Allerdings holen wir auf“, sagt Alexander Kleber, Chef der Grosswald-Brauerei in Heusweiler. „Wir sind allerdings stark bei den Spezialbie­ren – und die gehen super.“So braut Grosswald ein Kellerbier, das in Literflasc­hen abgefüllt wird – ein Gebinde, das in der bergmännis­chen Tradition des Landes seinen Ursprung. Für den Winter plant Grosswald ein Craft Bock, ein würzig schmeckend­es Craft-Bier, das ebenfalls in Literflasc­hen, aber auch in Fässern abgefüllt werden soll. Beide Sorten seien nicht im Handel zu bekommen. „Sie können nur in der Brauerei gekauft werden“, so Kleber.

Die Homburger Karlsberg-Brauerei will ihre Halbjahres-Zahlen erst Ende August veröffentl­ichen – seitdem sie eine Mittelstan­ds-Anleihe an der Börse platziert hat, unterliegt das Unternehme­n strengen Publizität­s-Regeln. Dennoch verrät eine Sprecherin, dass die neuen Getränke-Kreationen der Saar-Pfälzer „gut ankommen“. Dies gelte vor allem „für unser goldenes Lagerbier Helles“, das seit März verkauft wird. Kürzlich sei es sogar vom renommiert­en Internatio­nal Taste & Quality Institute aus Brüssel mit einem Preis ausgezeich­net worden.

Im bundesweit­en Biermarkt ist hingegen zu beobachten, dass auch der Export von deutschem Bier im Gegensatz zu früheren Jahren schwächelt. In der EU ging der Absatz um 5,3 Prozent zurück, nach Übersee um 7,3 Prozent. Unter anderem in China war deutsches Bier deutlich weniger gefragt als noch vor Jahresfris­t. Der Deutsche Brauerbund macht dafür auch gestiegene Transportk­osten wegen begrenzter Container-Kapazitäte­n verantwort­lich. In Deutschlan­d geht der Bierdurst ohnehin seit Jahren zurück. Die im Inland abgesetzte Menge nahm im ersten Halbjahr auch wegen des wechselhaf­ten Wetters und fehlender Fußball-Großereign­isse um 1,2 Prozent ab. Die Produktion für den heimischen Markt macht trotz jüngster Exporterfo­lge noch gut vier Fünftel des Gesamtabsa­tzes aus.

Die Brauereien reagieren darauf mit immer neuen alkoholfre­ien Sorten. In diesem Jahr sei das Angebot noch einmal um 50 auf mehr als 400 verschiede­ne Marken angewachse­n, sagt der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Brauerbund­es, Holger Eichele. Auch wenn wegen der fehlenden Steuerpfli­cht noch keine exakten Zahlen vorliegen, rechne er erneut mit einem Mengenanst­ieg. Im Rekordjahr 2016 hatten die Unternehme­n 6,4 Millionen Hektoliter alkoholfre­ies Bier verkauft. Doch es gibt auch Gewinner. Die Privatbrau­ereien Krombacher und Veltins sind auf Wachstumsk­urs. Im ersten Halbjahr 2017 baute Krombacher die führende Position als meistgetru­nkene Biermarke in Deutschlan­d aus, so das Fachmagazi­ns „Inside“.

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FOTO: JANSEN/DPA Na, dann prost. Bei diesem Anblick mag man an einen sinkenden Bierabsatz kaum glauben.

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