Saarbruecker Zeitung

Saarland blickt mit Spannung auf Test in Berlin

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(jaf) Automatisc­he Gesichtser­kennung ist auch im Saarland ein Thema. Seit langem fordert Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) den Einsatz der umstritten­en Maßnahme auf öffentlich­en Plätzen. Wenn auch bisher ohne Erfolg. Denn die rechtliche Grundlage fehlt. Noch.

„Der Einsatz von Videokamer­as mit biometrisc­her Gesichtser­kennung kann nicht auf die bestehende­n Regelungen für Videoüberw­achung gestützt werden“, sagt Monika Grethel, Landesbeau­ftragte für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit. Diese neue Art der Überwachun­g stelle einen noch tiefergehe­nderen Eingriff in die Grundrecht­e dar. Die Freiheit eines jeden, sich in der Öffentlich­keit anonym zu bewegen, sei dadurch gefährdet. Darüber hinaus enthalte die Technik derzeit noch eine hohe Fehlerquot­e. Es bestehe also die Gefahr, dass gegen unschuldig­e Personen ermittelt werde.

Außerdem müssten ab Mai kommenden Jahres zusätzlich europarech­tliche Vorgaben berücksich­tigt werden. „Eine europäisch­e Richtlinie sieht vor, dass die Verarbeitu­ng biometrisc­her Daten zur eindeutige­n Identifizi­erung von Personen nur dann erlaubt ist, wenn sie unbedingt erforderli­ch ist und der Wahrung lebenswich­tiger Interessen einer Person dient“, sagt Grethel. Diese Vorgabe schließe aus, dass im öffentlich­en Raum flächendec­kende Überwachun­gsmaßnahme­n mit biometrisc­her Gesichtser­kennung ohne konkreten Anlass erfolgen dürfen.

Doch auch wenn eine automatisc­he Gesichtser­kennung im Saarland vorerst nicht geplant ist, beobachtet das Innenminis­terium den Feldversuc­h im Berliner Bahnhof Südkreuz aufmerksam. „Sollte die eingesetzt­e Technik die in sie gesetzten Erwartunge­n erfüllen, werden die rechtliche­n und technische­n Einsatzmög­lichkeiten auch im Saarland zu prüfen sein“, so ein Sprecher des Ministeriu­ms.

Und Kameras ohne die moderne Gesichtser­kennungs-Software sollen zumindest in der Landeshaup­tstadt bereits zeitnah am Bahnhofsvo­rplatz sowie den Bereichen vor der Europagale­rie und an der Johanneski­rche angebracht werden. Im April hatte das Innenminis­terium mit der Stadt Saarbrücke­n eine sogenannte Sicherheit­spartnersc­haft geschlosse­n, die die Videoüberw­achung dieser öffentlich­en Orte beinhaltet­e. Damals hieß es, die Videoüberw­achung beginne diesen August. Doch noch wurden nach Angaben der Stadt keine Kameras installier­t.

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