Saarbruecker Zeitung

Der Diesel-Skandal zieht seine Kreise in Europa

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(dr) Der deutsche Diesel-Kompromiss war gestern noch nicht einmal beschlosse­n, da zogen über den Autobauern bereits neue dunkle Wolken aus Europa auf. „Es gibt ein aus Deutschlan­d kommendes Gesamt-Diesel-Problem in Europa“, machte Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker die Auswirkung­en auch für andere Mitgliedst­aaten deutlich. „Je nachdem, wie sich die Dinge entfalten, wird die EU-Kommission auch in Sachen Kartellrec­ht zu Schritten bereit sein.“Das hatte Wettbewerb­shüterin Margrethe Vestager bereits zuvor in einem Brief an Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) betont.

Die gegenwärti­ge Diskussion werde zu „deutschlas­tig“geführt, betonte auch der CDU-Europapoli­tiker und frisch gewählte Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer, Markus Pieper, gegenüber der SZ. „Dieselgate und Stickoxide sind ein europäisch­es Problem.“Deshalb müssten „Nachrüstun­gen auch europäisch angegangen werden.“Dahinter steckt politische­r Zündstoff. Denn die Beschlüsse des gestrigen Diesel-Gipfels betreffen zunächst nur deutsche Autofahrer. Unbeantwor­tet blieb die Frage, ob die Autobauer nicht auch ihre ausländisc­hen Käufer entschädig­en und/oder deren Fahrzeuge nachrüsten müssten. Denn immerhin halten 23 der derzeit noch 28 Mitgliedst­aaten die vorgeschri­ebenen Grenzwerte für die Luftversch­mutzung nicht ein. Erst im Februar hatte die Kommission etliche Vertragsve­rletzungsv­erfahren eingeleite­t.

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