Saarbruecker Zeitung

Wray will keine Marionette von Trump sein

Der designiert­e FBI-Chef sieht sich allein der US-Verfassung verpflicht­et.

- VON FRANK HERRMANN

Als Christophe­r Wray vom Senat gegrillt wurde, drehte sich alles um einen Verdacht: Ob sich der designiert­e FBI-Chef womöglich als Marionette Donald Trumps entpuppen könnte. Nein, er sei allein der Verfassung und nicht dem Weißen Haus verpflicht­et, versichert­e Wray. Nein, der Präsident habe keinen Treueschwu­r von ihm verlangt, beruhigte er Skeptiker, die daran erinnerten, dass sein Vorgänger James Comey zu einer solchen Loyalitäts­bekundung aufgeforde­rt worden war. Die Frage, ob er die Untersuchu­ng der Russland-Connection wie Trump für eine Hexenjagd halte, parierte er mit der eleganten Art eines erfahrenen Advokaten. „Ich sehe nicht, dass Direktor Mueller auf Hexenjagd ist“, sagte er und meinte Robert Mueller, den Sonderermi­ttler der Russlandaf­färe.

Die klaren Antworten, gegeben bei einer Anhörung im Juli, erzielten die gewünschte Wirkung. Wray hat die Senatshürd­en mit einer Leichtigke­it genommen, wie man es einem Kandidaten Trumps kaum zugetraut hätte. Mit 92 gegen fünf Stimmen bestätigte ihn die kleinere Kongresska­mmer am Dienstag auf seinem Posten, ein Ausnahmefa­ll parteiüber­greifender Einigkeit. Damit bekommt die amerikanis­che Bundespoli­zei knapp drei Monate nach der Entlassung Comeys einen neuen Direktor. Einen alten Hasen, der sich bestens auskennt in jener politische­n Landschaft, die der Populist im Oval Office oft und gern zum Washington­er Sumpf erklärt.

Der heute 50-Jährige war nach seinem Studium an der Eliteunive­rsität Yale und einigen Jahren als Anwalt in den Regierungs­dienst eingetrete­n. Nach einem Abstecher nach Atlanta wechselte er 2001 ins Justizmini­sterium. Dort folgte eine steile Karriere unter Präsident George W. Bush, der ihn 2003 zum stellvertr­etenden Justizmini­ster für Strafsache­n ernannte. Ein Posten, auf dem sich Wray des Betrugsska­ndals um den Enron-Konzern ebenso annahm wie hochkaräti­ger Korruption­sfälle. Einer seiner Kollegen war Comey, der Mann, den er nun beerbt.

Noch etwas verbindet ihn mit Comey und Mueller: Alle drei hatten im Jahr 2004 zu einer Gruppe hoher Juristen gehört, die aus Protest gegen ein Abhörprogr­amm der Regierung Bush mit dem Rücktritt drohten. Wray hatte von den Gerüchten gehört und sich eines Abends auf einem Behördenfl­ur an Comey gewandt. „Ich weiß nicht, was los ist, aber falls ihr alle die Reißleine zieht, dann gebt mir bitte Bescheid, damit ich mit euch springen kann“, zitiert ihn ein Chronist.

Problemati­scher ist da schon ein Kapitel aus der Praxis der Anwaltskan­zlei, der Wray nach seinem Ausscheide­n aus dem Staatsdien­st beigetrete­n war. Im Bridgegate-Skandal vertrat er Chris Christie, den Gouverneur New Jerseys, dessen Assistente­n auf die verrückte Idee kamen, eine hochwichti­ge Autobahnzu­fahrt nahezu komplett zu sperren, um zur Bestrafung eines aufsässige­n Bürgermeis­ters einen Megastau auszulösen. Prompt meldete die Bürgerrech­tsliga ACLU Zweifel am Wrays Urteilsver­mögen an.

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FOTO: NGAN/AFP Der designiert­e FBI-Chef Christophe­r Wray.

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